Ehrung in der Villa Hammerschmidt Zwei Bonner mit Eine-Welt-Medaille ausgezeichnet

Bonn · Bei einem Festakt in der Villa Hammerschmidt würdigte der Entwicklungshilfeminister Gerd Müllerdas Lebenswerk der Bonner Rosi Gollmann und Joachim von Braun.

 Die Villa Hammerschmidt. Dort fand die Verleihung der Eine-Welt-Medaille statt. (Symbolfoto)

Die Villa Hammerschmidt. Dort fand die Verleihung der Eine-Welt-Medaille statt. (Symbolfoto)

Foto: Henning Kaiser/Archiv

Der Rahmen könnte kaum wertschätzender sein als in der festlich erleuchteten Villa Hammerschmidt gleich neben dem ersten Dienstsitz des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Unter anderem die ehrenamtliche Bonner Entwicklungshelferin Rosi Gollmann und der Universitäts-Professor Joachim von Braun sind dort am Donnerstag mit der neuen Eine-Welt-Medaille für ihr herausragendes entwicklungspolitisches Lebenswerk ausgezeichnet worden. Entwicklungshilfeminister Gerd Müller (CSU) übergab die insgesamt 15 Auszeichnungen am Abend im Gobelinzimmer vor geladenen Gästen.

Eigentlich ist Müller vor allem oberster Organisator staatlicher Entwicklungszusammenarbeit. Flankiert und wesentlich ergänzt wird diese indes durch privates oder kirchliches Engagement. Eine staatliche Wertschätzung außer dem Steuerbonus für Spenden an gemeinnützige Organisationen gab es bislang kaum. Mit den Eine-Welt-Medaillen in Gold, Silber und Bronze würdigt das Ministerium nun erstmalig vorbildlichen persönlichen Einsatz für die 17 Entwicklungsziele der UN.

 Preisträgerin Rosi Gollmann mit Minister Gerd Müller.

Preisträgerin Rosi Gollmann mit Minister Gerd Müller.

Foto: Martin Wein/Martin Wein, Bonn

Rosi Gollmann hat 1967 die Andheri-Hilfe zur Selbsthilfe für Menschen in Indien und Bangladesch gegründet. Was mit Spenden für ein Waisenhaus in Andheri begann, ist heute eine anerkannte Organisation der Entwicklungszusammenarbeit. „Seit 60 Jahren ist Rosi Gollmann eine eindrucksvolle Brückenbauerin zwischen Menschen, Nationen und Kulturen“, begründete Müller trotz angeschlagener Stimmbänder die Verleihung der Eine-Welt-Medaille in Gold.

„Schön, dass die Regierung die Arbeit von uns Nichtregierungsorganisationen nun endlich einmal würdigend zur Kenntnis nimmt“, sagte Gollmann, die nach eigenem Bekunden ihre 17. Auszeichnung entgegennahm. Schließlich setzten sich private Helfer oft bis an die Grenzen der Belastbarkeit und mit weitaus bescheideneren Mitteln als staatliche Programme für Entwicklungsziele ein.

Ebenfalls eine Gold-Medaille erhielt der Bonner Agrarwissenschaftler Joachim von Braun. Der Gründungsdirektor des Zentrums für Entwicklungsforschung (ZEF) der Universität Bonn war, wie er berichtete, schon als Zwölfjähriger durch die Bilder des Biafra-Krieges für Armut in der Welt sensibilisiert worden und mit der Spendendose losgezogen. Später habilitierte er sich mit einer Arbeit zur Ernährungssicherung in Entwicklungsländern. Studienaufenthalte in Afrika, Russland und China schlossen sich an. Neben Forschung und politischem Engagement etwa auf mehreren Welternährungsgipfeln engagiert er sich auch seit 2012 als Vizepräsident der in Bonn ansässigen Welthungerhilfe. Braun habe mit seiner Forschung dazu beigetragen, Grenzen zu überwinden und den Austausch zwischen jungen Menschen in Europa, Afrika und der ganzen Welt zu fördern, sagte Müller.

Auch der Wissenschaftler nutzte die öffentliche Bühne zu einem Appell: Um die Armut weltweit zu besiegen, müssten die sieben wichtigsten Industrieländer ihre Anstrengungen verdoppeln, forderte von Braun: „Das ist zu schaffen“.

In Erinnerung an den 2016 in Siegburg verstorbenen Gründer der Hilfsorganisation Cap Anamur und im Beisein seiner Witwe wurde außerdem erstmals die Rupert-Neudeck-Medaille für „Mut und Menschlichkeit“ vergeben. Die Medizinerin Elke Kleuren-Schryvers aus Kevelaer ist eine der ersten Trägerinnen. Sie engagiert sich mit ihrer Stiftung „Aktion pro Humanität“ für interreligiöse Verständigung, Zusammenhalt und Frieden.

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