Bankenkrise Bankenkrise bereitet Sparern in NRW Sorgen

Düsseldorf · Anleger sind angesichts der Turbulenzen bei Banken in den USA und Europa alarmiert. Auch die Not-Übernahme der Credit Suisse am Wochenende beruhigt die Märkte kaum. Welche Folgen die aktuelle Situation hat.

  Die Hauptsitze von UBS und Credit Suisse am Paradeplatz in Zürich.

Die Hauptsitze von UBS und Credit Suisse am Paradeplatz in Zürich.

Foto: dpa/Michael Buholzer

In den USA und Europa wanken wieder Banken. Am Wochenende wurde die Credit Suisse mit einer Not-Übernahme durch die Nummer eins, die UBS, gerettet. Zugleich hatten die wichtigsten Notenbanken der Welt – darunter die Fed in den USA, die Europäische Zentralbank (EZB) und die Notenbanken in Japan, Großbritannien, der Schweiz – ihren Kreditrahmen für Geschäftsbanken erhöht, um die Märkte zu beruhigen. Das sind die Folgen.

Was bedeutet die Rettung der Credit Suisse? Vor wenigen Tagen hatte die Schweizer Notenbank Milliardenhilfen für Credit Suisse angeboten. Doch das reichte nicht aus, um die Märkte zu beruhigen. Am Wochenende half dann nur noch eine Notoperation, die Übernahme durch die UBS. Experten sind nicht überzeugt: „Mit dieser Fusion zweier Banken erhalten wir einen noch größeren Akteur, der erst recht nicht pleite gehen darf“, sagt Gerhard Schick, Chef der Verbraucherschutzorganisation Finanzwende. Beide Schweizer Banken stehen auf der Liste der global 30 systemrelevanten Banken. Die einzige deutsche Bank darunter ist die Deutsche Bank.

Was bedeutet das für Anleger? Auch die Not-Übernahme konnte die Finanzmärkte nicht beruhigen. Am Montagmorgen brach die Aktie der Credit Suisse zunächst erneut um mehr als 60 Prozent ein. Die UBS-Aktie verlor mehr als 15 Prozent, die Bank muss drei Milliarden Franken für den Konkurrenten zahlen und holt sich massive Probleme ins Haus. Wie in vielen Krisen flüchteten sich die Anleger in Gold, das nun wieder mehr als 2000 Dollar je Feinunze kostet. Und sie flüchten in Staatsanleihen. Auch deutsche Bankaktien verloren weiter an Wert: Die der Deutschen Bank hat nun binnen eines Monats 22 Prozent an Wert verloren, die der Commerzbank 19 Prozent. Auch in den USA brachen Bankaktien teilweise erneut ein. Die gerade erst gerettet First Republic Bank verlor ein ­Fünftel.

Was ist die Ursache der Krise? In den USA ist die Silicon Valley Bank (SVB) zusammengebrochen und weitere Banken geraten in die Krise, weil die Zinswende sie überfordert. Sie halten viele Anleihen, deren Wert fällt, wenn neue Anleihen mit höheren Zinsen angeboten werden. Ziehen dann Anleger ihr Geld ab, müssen die Banken die Anleihen zu dem abgestürzten Wert verkaufen – aus den Buchverlusten werden dann reale Verluste. „Derzeit erleben wir eine Anpassung der Finanzindustrie an steigende Zinsen. Die Anpassungsfähigkeit zeigt sich in den realisierten Wertberechtigungen und Abschreibungen“, stellt Michael Hüther, Chef des Instituts der deutschen Wirtschaft, fest. Die Credit Suisse steckt seit Langem aufgrund von Missmanagement in der Krise, nun kam die allgemeine Vertrauenskrise hinzu.

Müssen sich Sparer sorgen? Das deutsche Bankensystem sei „gut aufgestellt“, ließ Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Montag über einen Sprecher versichern. Das Bundesfinanzministerium begrüßte die Schweizer Not-Übernahme und betonte: „Das deutsche Finanzsystem ist stabil.“ Für eine Garantieerklärung der Spitzenpolitiker selbst wie im Jahr 2008 sieht man offenbar noch keine Veranlassung. Ohnehin sind Einlagen in Deutschland bei einer möglichen Pleite einer Bank bis zu einer Summe von 100.000 Euro pro Person und Bank geschützt, hinzu kommt die gegenseitige Absicherung in den Verbünden.

Drohen Sparkassen in Nordrhein-Westfalen in die Krise zu geraten? „Ich sehe für die Sparkassen im Rheinland und in Deutschland keine Krise, die Sparkassen sind sehr solide“, sagte Michael Breuer, Chef des Rheinischen Sparkassen- und Giroverbands am Montag. Ob das auch für die Landesbanken gilt, wollte er allerdings nicht sagen. Der Anteil der Anleihen, die nun in den USA zum Problem werden, sei bei den Sparkassen „überschaubar“, daher drohten keine großen Abschreibungen. Dies zeige sich auch daran, dass das Volumen der Kundeneinlagen in etwa so hoch sei wie das der Kredite. Die rheinischen Sparkassen haben ihren Gewinn im vergangenen Jahr dank höherer Zinsen um fast 30 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro erhöht.

■ Was bedeutet die Krise für Zinsentwicklung und Inflation? Die Sorge von Ökonomen ist es, dass die Notenbanken nun im Kampf gegen die Inflation nachlassen und die Zinsen nicht mehr so stark anheben, wie nötig, um den Wertverfall der Anleihen zu stoppen. „Die EZB ist gegenüber der Fed ins Hintertreffen geraten, sie hätte viel schneller die Zinsen anheben müssen“, sagte Sparkassen-Präsident Breuer. Er begrüßte, dass die EZB am Donnerstag die Zinsen wie geplant erhöht hatte und auch weitere Anhebungen in Aussicht stellte. „Wir können im Rheinland auch mit erhöhten Zinsänderungsrisiken umgehen“, beteuert er.

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