Eine Frage der Bonität Was Sie zur Schufa und Kreditwürdigkeit wissen sollten

Berlin · Wie Banken die Kreditwürdigkeit prüfen, wie Scoring-Werte entstehen und welche Macht die Schufa dabei hat. Antworten auf die wichtigsten Fragen zur Kreditwürdigkeit und Auskunfteien.

 Der Geschäftssitz der privatwirtschaftlichen Wirtschaftsauskunftei Schufa in Wiesbaden.

Der Geschäftssitz der privatwirtschaftlichen Wirtschaftsauskunftei Schufa in Wiesbaden.

Foto: dpa/Andreas Arnold

Schufa. Schon allein der Name der Auskunftei bereitet manchen Menschen Sorge. Die Auskunftei liefert Hinweise über die Bonität von Kunden, vor allem wenn jemand einen Kredit aufnehmen möchte. Dabei sind die Informationen des Unternehmens nur ein Teil dessen, was Banken und Sparkassen für ein Darlehen prüfen.

Es gibt ein Recht auf ein Girokonto. Wie sieht das bei Krediten aus? „Ein Recht auf Kredit gibt es nicht“, sagt Dirk Stein, Leiter Privatkundengeschäft und Verbraucherschutz beim Bankenverband. „Das ist immer eine Vereinbarung zwischen einer Bank und dem Kunden oder der Kundin.“ Wer einen Kredit benötigt, formuliert Wünsche, das Kreditinstitut prüft, unter welchen Bedingungen es die erfüllen kann.

Wer bestimmt darüber? Auch wenn viele Menschen Auskunfteien, vor allem der Schufa, eine große Macht zuschreiben: „Über die Kreditvergabe entscheidet die Bank oder Sparkasse, bei der er beantragt wurde“, sagt Stein. „Sie entscheidet, mit wem sie Geschäfte machen will. Und sie bestimmt die Kriterien, zu welchen Konditionen, etwa Zinsen, Tilgung oder Laufzeit, sie den Kredit vergibt.“ Es kann also sein, dass jemand bei Sparkasse A keinen Kredit bekommt, bei Bank B aber schon.

Welche Kriterien sind wichtig? Kreditinstitute geben dazu kaum Auskunft – Geschäftsgeheimnis. Aber es gibt einige grundsätzliche Regeln. „Geprüft wird zunächst die persönliche Kreditwürdigkeit: Ist jemand in der Lage und auch Willens, einen Kredit zurückzuzahlen?“ sagt Bankenverbandsexperte Stein. Dann schaue die Bank, ob die Person das auch wirtschaftlich könne. „Hier kann eine Bank oder Sparkasse auch die Informationen einer Auskunftei nutzen, muss es aber nicht.“ Wenn die eigenen Daten aus Sicht des Instituts ausreichen, kann es einen Kredit ohne die Schufa-Auskunft vergeben. Altkunden haben hier einen Vorteil, die Bank kennt sie und ihr Zahlungsverhalten. Neukunden werden mehr Nachweise vorlegen müssen.

Sind die Kriterien immer gleich? „Die Kriterien können sich unterscheiden je nach Bank oder Sparkasse. Und sie unterscheiden sich auch nach Art des Kredits“, sagt Bankenverbandsexperte Stein. Für einen Ratenkredit über 2000 Euro mit einer Laufzeit von zwei Jahren wird weniger umfangreich geprüft, als für einen Immobilienkredit über 350 000 Euro, der 20 Jahre läuft. Hier fragt die Bank recht sicher eine Auskunftei.

Warum gibt es Auskunfteien? Je genauer eine Bank einen Kunden einschätzen kann, desto weniger Kredite platzen. 1927 gründeten deshalb zahlreiche Institute die Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung, kurz Schufa. Sie sollte das gemeinsame Wissen über die Kunden bündeln. Nach Angaben der Schufa fielen heute mehr als zwölf Prozent aller Kredite in Deutschland aus, wenn es die Auskunftei nicht gebe. Dank der Bonitätsauskunft sollen es nicht einmal die Hälfte sein. Entsprechend können die Banken den Kunden günstigere Kredite gewähren. Die Schufa in Wiesbaden ist für Privatpersonen auch die mit Abstand wichtigste Auskunftei, aber nicht die einzige. Firmen wie Arvato Infoscore, Creditreform Boniversum oder Crif Bürgel bieten Kreditinstituten Informationen an. Die Banken müssen für ihre Abfragen in der Regel eine Gebühr zahlen.

Was sammelt die Schufa und woher kommen die Daten? Die Schufa allein hat Daten von 68 Millionen Deutschen und sechs Millionen Firmen gesammelt. Dazu gehören Name, Adresse und Geburtsdatum, um Personen identifizieren zu können. Gespeichert sind unter anderem Daten zu laufenden Girokonten, zu Raten- und Immobilienkrediten, zur Zahl der Kreditkarten sowie zu Zahlungsausfällen und Privatinsolvenzen. Die Informationen stellen diejenigen bereit, die die Kreditwürdigkeit von Kunden abfragen. Die Schufa bedient sich auch bei amtlichen Bekanntmachungen und öffentlich zugänglichen Verzeichnissen, etwa dem Insolvenzregister. Nach drei Jahren müssen Informationen gelöscht werden – positive wie negative.

Was gibt die Schufa an die Banken weiter? Die Schufa ermittelt anhand ihrer Daten, wie kreditwürdig eine Person ist. Das bedeutet: Wie wahrscheinlich es ist, dass die Person die Raten für den angefragten Kredit zahlt und ihn auch tilgt. Diese Wahrscheinlichkeit zeigt sich im sogenannten Score. In ihn fließen die Daten zu Krediten, dem Zahlungsverhalten bei Onlineverträgen, zur Anzahl der Kreditkarten, wie lange ein Girokonto besteht. Die Auskunftei berücksichtigt auch allgemeine Informationen. So hat statistisch gesehen jemand, der einen Immobilienkredit abzahlt, ein geringeres Ausfallrisiko. Personen, die häufig umziehen, haben ein höheres Ausfallrisiko. Wo jemand wohnt, ist für die Schufa unerheblich. Wie die Schufa die Daten gewichten, verrät sie nicht. Eine Ahnung davon, wie ein Score entsteht und was ihn beeinflusst, gibt ein Simulator (www.schufa.de/score-simulator).

Wie lässt sich die Bonität beeinflussen? Bisher vor allem durch das eigene Verhalten. „Verträge einzuhalten und Rechnungen zu bezahlen, etwa für Mobilfunk, Strom und Gas, Onlinebestellungen, beeinflusst die Kreditauskunft positiv“, sagt Privatkundenexperte Stein vom Bankenverband. Personen, gegen die mehrere Mahnverfahren laufen, haben auch eher einen schlechten Eintrag bei der Schufa. Die Kreditwürdigkeit verbessern kann, wer der Schufa freiwillig mehr sogenannte Positivdaten überlässt – also zeigt, dass er oder sie sehr solide wirtschaftet. Dazu zählen Informationen zu Immobilienkrediten, bereits getilgten Krediten, die die Schufa wegen der gesetzlichen Löschfrist gestrichen hat, und auch ein direkter Zugriff auf bestimmte Kontodaten. Bisher können Bundesbürger der Schufa nur in geringem Umfang Informationen geben. Im kommenden Jahr will die Auskunftei das ändern.

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