Forum der Bundeskunsthalle Debatte in Bonn um Megacities

BONN · Die Urbanisierung, also die Ausbreitung städtischer Lebensformen, ist eine der bestimmenden globalen Tendenzen unserer Zeit. Lebten vor 200 Jahren nur drei Prozent der auf der Erde lebenden Menschen in der Stadt, ist es heute fast jeder Zweite. Experten diskutierten im Forum der Bundeskunsthalle über Megacities.

Häuser bis zum Horizont: Vom 45. Stock der Stadtverwaltung aus betrachtet, bietet Japans Hauptstadt und Millionenmetropole Tokio einen imposanten Anblick. FOTO: DPA

Häuser bis zum Horizont: Vom 45. Stock der Stadtverwaltung aus betrachtet, bietet Japans Hauptstadt und Millionenmetropole Tokio einen imposanten Anblick. FOTO: DPA

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Die Urbanisierung, also die Ausbreitung städtischer Lebensformen, ist eine der bestimmenden globalen Tendenzen unserer Zeit. Lebten vor 200 Jahren nur drei Prozent der auf der Erde lebenden Menschen in der Stadt, ist es heute fast jeder Zweite - Tendenz steigend. Ein ausdrucksstarkes Symbol für diese Tendenz sind die gigantischen Metropolen, die auf allen Kontinenten entstehen, die sogenannten Megacities. Weltweit gehören dazu mehr als 28 Städte, die innerstädtisch, als auch im näheren Ballungsraum von jeweils mehr als zehn Millionen Menschen bewohnt werden.

Diese Städte zu denen unter anderem Tokio, Mexico Stadt, Neu-Delhi oder auch São Paulo gehören, bieten für eine Vielzahl an Menschen nicht nur ein Zuhause, sondern sind auch Motoren der Globalisierung. Geprägt sind diese Städte vor allem durch soziale Ungerechtigkeiten und großen ökologischen Problemen.

Im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2015, das unter dem Motto "Zukunftsstadt" steht, hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft und das Deutsche Museum Bonn die Talkreihe "Zwanzig30" ins Leben gerufen, die sich mit Themen zur "Stadt der Zukunft" beschäftigt. Gestern Abend folgten mehrere hundert Besucher im Forum der Bundeskunsthalle der ersten Ausgabe des Talks zum Thema "Megacities - Städte außer Kontrolle?". Mit Witz und Sachverstand führte Moderator Ranga Yogeshwar durch die Veranstaltung. Vier Experten nahmen auf dem Podium Platz und präsentierten ihre Meinungen.

"Megacities sind ein Magnet für die hungerleidende, arme Bevölkerung vom Land. Die Menschen haben die Hoffnung dort Arbeit zu finden und ein besseres Leben führen zu können - es ist der Traum von einem besseren Leben", war sich Susanne Heeg, Professorin für Geographische Stadtforschung an der Universität Frankfurt am Main, sicher.

"Interessant ist es, dass die Menschen in die Megacities ziehen, obwohl die ökologische Situation vor Ort katastrophal ist - man möge nur an den Smog denken. Diese Städte sind wahre Magneten ungeachtet der negativen Folgen - wir leben in einem Zeitalter der Urbanisierung", fügte Peter Herrle, emeritierter Professor für Internationale Stadtentwicklung an der TU Berlin, hinzu. Herrle machte auch deutlich, dass die großen Hochhäuser, beispielsweise in China, für die Chinesen absolut normal und sogar ein Traum sind.

Architektonisch schöne Städte sind zwar hübsch anzusehen, aber nicht die Zukunft. "Die Architektur wird total überschätzt. In Zukunft macht eine Stadt vor allem eine funktionierende Kanalisation und sichere Elektrizitätsnetze aus", war sich Architekt Christoph Ingenhoven von "ingenhoven architects" sicher.

"Die Essbare Stadt", ein sehr innovatives, städtisches Konzept, das in der Stadt Andernach umgesetzt wurde, wurde während des Talks ebenfalls vorgestellt. "Wir haben vor sechs Jahren angefangen Essbares in der Stadt anzupflanzen, die Bürger pflegen die Pflanzen und können später die Früchte ernten", erklärte Achim Hütten, Oberbürgermeister von Andernach. "Wenn Sie Neues beginnen wollen, müssen Sie die Ströme der Angst und und Ironie überwinden", erklärte Hütten. Seine Stadt hat dies mit dem Projekt geschafft und ist längst Vorbild für andere Städte.

Der nächste Talk der Reihe "Zwanzig30" findet am Donnerstag, 1. Oktober 2015, zum Thema "Geld oder Leben - Wem gehört die Stadt?" im Forum der Bundeskunsthalle statt.

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