Familien-Kolumne „Kinderkram“ Wenn Kinder über den Tod sprechen wollen

Bonn · Die Kinder von GA-Redakteur Christoph Meurer sind zum ersten Mal mit dem Tod in Berührung gekommen. Aber wie spricht man eigentlich mit kleinen Kindern über das Ende des Lebens?

 Der Tod ist vielleicht das schwierigste Thema, das Eltern mit ihren Kinder besprechen müssen. Symbolbild: dpa

Der Tod ist vielleicht das schwierigste Thema, das Eltern mit ihren Kinder besprechen müssen. Symbolbild: dpa

Kürzlich haben meine beiden Töchter ihre erste Erfahrung mit dem Tod gemacht. Das mag nun makaber klingen, aber es ist genau so passiert, wie ich es mir erhofft hatte. Es ging nämlich um keinen geliebten Menschen oder gar einen Verwandten, wohl aber um jemanden, der meinen Kindern irgendwie nahestand: die Katze der Nachbarn ihrer Großeltern.

Als ständiger Gast im großelterlichen Garten hatte mich das Tier namens Barney an so manchem Tag zur Weißglut getrieben. Immer dann, wenn es den Sandkasten als Katzenklo missbraucht hatte. Und auch blutende Mäuse auf der Wiese waren nicht der schönste Anblick. Aber natürlich war die Katze auch süß – und die Kinder fanden sie toll.

Ab wann wird der Tod begreifbar?

Aber nun ist sie tot. Das haben die Kinder natürlich mitbekommen. Aber auch verstanden? Die Dreijährige natürlich nicht. Sie spricht den Satz „Papa, der Barney ist gestorben“ mit der gleichen Intonation aus, wie ihren Bericht darüber, was es in der Kita zum Mittagessen gab. Für die Dreijährige ist der Tod noch nicht begreifbar. Bei der Sechsjährigen sieht das ein wenig anders aus. Sie bekommt langsam eine Ahnung davon, dass eine gestorbene Person oder ein gestorbenes Tier für immer weg ist – obgleich ihr die Endgültigkeit dessen sicher noch nicht klar ist.

Dennoch macht sie sich nun so ihre Gedanken. Diese drehen sich, was naheliegend ist, um ihr engstes Umfeld, um uns Eltern. „Papa, wenn ich so alt bin, wie du jetzt bist, dann bist du schon gestorben, oder?“, fragte sich mich neulich, als ich gerade bei der Zubereitung des Frühstücks war.

Ich hielt beim Schmieren der Butterbrote inne. Nicht, weil mich die Frage so emotional berührte, sondern weil ich erst einmal in Ruhe nachrechnen musste. Ihr Alter, mein Alter, eins hin, zwei im Sinn… dann konnte ich sie beruhigen, dass ich vermutlich noch lebe, wenn sie mein heutiges Alter erreicht hat – und dachte darüber nach, ob ein etwas gesünderer Lebensstil dieser Sache dienlich sein könnte.

Ob ich wieder joggen sollte?

Ungeachtet der Tatsache, ob ich wieder mit dem Joggen anfangen und vielleicht mehr Obst und weniger Fleisch essen sollte, werde ich irgendwann mit meinen Kindern weitaus ernstere Gespräche über den Tod führen müssen. Sicher nicht die schönste Erfahrung des Elternseins. Und wie macht man das bloß richtig? Gibt es überhaupt eine hundertprozentig passende Gesprächsstrategie?

Ich habe gelesen, dass man schnörkel- und metaphernlos darüber reden soll. Formulierungen wie, dass jemand eingeschlafen, heimgegangen oder auf eine lange Reise gegangen ist, sollten vermieden werden, zugunsten einfacher, klarer Sätze und Aussagen. Dass der Tod zum Leben dazugehört, dass man dann nicht mehr atmet und das Herz nicht mehr schlägt, dass die meisten Menschen, die sterben, alt oder sehr krank waren.

Mal schauen, ob ich das hinbekomme, wenn es ernst wird. Und dann wäre ja noch die Sache mit dem Glauben. Unsere Kinder besuchen eine evangelische Kita, sind also bereits mit Gott und dem Himmel in Berührung gekommen. Die einschlägige Ratgeber-Literatur sagt dazu, dass Eltern, sofern sie gläubig sind, erklären sollten, dass sie glauben, dass wir uns alle im Himmel wiedersehen, es aber nicht wissen – weil eben niemand weiß, was nach dem Tod kommt.

Die Sechsjährige hat das Thema Tod jedenfalls erst einmal so abgearbeitet, dass es jedem Erwachsenen Ehre machen würde. Sie hat es vertagt. Das aber auf eine wunderbare Art. „Papa, du wirst einfach 120 Jahre alt. Und ich auch. Und wenn ich 120 Jahre alt geworden bin, komme ich zu dir in den Himmel und erzähle dir davon.“ Das fand ich sehr tröstlich – und war insgeheim froh, dass ich mich wieder aufs Frühstück konzentrieren konnte und nicht weiter rechnen musste.

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