Familienbetrieb Hensen 260 Arbeiter ernten bis zu 6000 Kisten Erdbeeren am Tag

SWISTTAL-MÖMERZHEIM · Sommerzeit ist Erdbeerzeit. Im Freiland zumindest. Auf den ausgedehnten Feldern in der Region kann man dieser Tage schon in den frühen Morgenstunden ganze Heerscharen von Erntehelfern ausströmen sehen, die die süßen roten Früchte pflücken. 260 Arbeiter sind es zurzeit auf dem Fruchthof Hensen in Mömerzheim.

 Füllen die Kisten: Zahlreiche Erntehelfer pflücken die Erdbeeren auf dem Feld bei Großbüllesheim.

Füllen die Kisten: Zahlreiche Erntehelfer pflücken die Erdbeeren auf dem Feld bei Großbüllesheim.

Foto: Wolfgang Henry

Das Familienunternehmen am Rande des Wohnweilers bei Ollheim hat sich als landwirtschaftliches Groß-Unternehmen etabliert, geleitet von Ralf Hensen, Gärtnermeister Fachrichtung Obstbau, und Ehefrau Irmgard gemeinsam mit den Senior-Chefs Rudolf und Gertrud Hensen.

Beim Fruchthof Hensen ist allerdings nicht nur im Sommer Saison für Erdbeeren. In den großen Glashäusern beginnt die Ernte schon Anfang April, erklärt Irmgard Hensen. "Und das geht in diesem Jahr sicher bis zum Nikolaustag im Dezember."

Die aktuell 260 Erntehelfer sind in einem Containerdorf gleich hinter dem Hof untergebracht, das für bis zu 300 Personen ausgelegt ist. Mit allem, was dazu gehört. "Wir sind seit dem vergangenen Jahr sozialgeprüft nach GRASP", sagt Irmgard Hensen. Dabei handelt es sich um eine Zertifizierung der GLOBAL G.A.P, einer privatwirtschaftlichen Organisation, die weltweit freiwillige Standards zur Zertifizierung in der Landwirtschaft setzt.

Dabei sei anhand eines 14-Punkte-Katalogs die arbeitsrechtliche und soziale Situation von Arbeitern abgefragt worden, erklärt Hensen: "Es geht um Lohn, Unterbringung, Betriebsrat, Sozial- und Krankenversicherung." Den Betriebsrat bilden Adele und Alin. Die beiden langjährigen Mitarbeiterinnen werben auch die Erntehelfer für den Fruchthof Hensen an. "Sie suchen die Helfer für uns aus, sie wissen, wer zu uns passt", sagt Irmgard Hensen. Nur noch wenige kommen aus Polen, die meisten inzwischen aus Rumänien. "Das sind absolut tolle Leute, wir machen nur gute Erfahrungen", sagt Hensen. Viele gehörten inzwischen zum Stammpersonal.

"Sie verlassen ihre Familien für fast das ganze Jahr, sie sehen sie nur im Urlaub", sagt die Mutter von drei Kindern. Sehr beeindruckt ist sie von der "Völkerverständigung im Kleinen" auf ihrem Hof. Viele der "Stammarbeiter" hätten inzwischen die Sprache der anderen gelernt, so sprechen Polen rumänisch und Rumänen polnisch. Und es haben sich auch schon rumänisch-polnische Paare gefunden. "Bei einem Pärchen werden wir sicher bald eine Hochzeit erleben", freut sich Irmgard Hensen.

Bezahlt werden die Arbeiter, die schon lange für den Fruchthof arbeiten, mit einem Stundenlohn von sieben Euro, "Anfänger" erhalten 6,40 Euro. Für alle gilt zusätzlich ein Bonus-System, das sich nach der pro Kopf geernteten Menge richtet. In jede Kiste passen zehn Schalen zu je 500 Gramm. Ein guter Pflücker schafft fünf bis sechs Kisten in der Stunde, abhängig davon, ob es sich um eine Sorte mit größeren oder mit kleineren Früchten handelt. Die Liste der besten Pflücker führt an diesem Tag ein Arbeiter mit 50 Kisten an. Bis zu 6 000 Kisten am Tag werden bei Hensens geerntet.

In einer großen Halle werden die Erdbeeren am Fließband von etwa zehn Arbeitern in Schalen und Kisten für den Transport, den Speditionen abwickeln, verpackt. Dazu werden sie, wie von den Märkten gewünscht, entweder gedeckelt oder foliert. In diesem Fall möchte der Großhändler gedeckelte Schalen zu 400 Gramm.

"Das muss stimmen, da brauchen wir zuverlässige Leute", erklärt Irmgard Hensen. Beliefert werden Großmärkte und Lebensmittel-Einzelhandel in ganz Deutschland sowie im europäischen Ausland. Und das alljährlich von April bis Dezember mit frischer Ware. Dann wird auch schon die Ernte des nächsten Jahres vorbereitet, denn jedes Jahr werden neue Pflanzen gesetzt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort