Das Strahlen in den Augen ist der schönste Lohn

Michael Schäble und Sven Köhr arbeiten in der Behindertenbetreuung des 1. FC Köln - Arbeitskreis kümmert sich um 3400 Mitglieder

Beuel-Oberkassel. An diesem Sonntag ist es wieder soweit. Dann macht sich die FC-Karawane zum letzten Mal in dieser Saison und zum vorerst letzten Mal in der zweiten Liga zum Auswärtsspiel auf. Wenn der Sambaexpress diese Nacht um 2.48 Uhr vom Kölner Hauptbahnhof zum 34. Spieltag in Richtung Burghausen an der österreichischen Grenze rollt, dann werden unter den zahlreichen Anhängern des 1. FC Köln auch Michael Schäble (32) und Sven Köhr (25) zu finden sein.

Während die anderen allerdings ausgiebig feiern, müssen die beiden Oberkasseler gemeinsam mit 23 weiteren Helfern noch einmal richtig ackern. Schäble und Köhr sind Mitglieder des Kölner Fan-Projekts. Ihr Zuständigkeitsgebiet: die Betreuung der behinderten Fußballfans während der Spiele.

Auf die Idee zur Mitarbeit kam Schäble durch einen Freund, der die Glasknochenkrankheit hat. "Als er mir erzählte, dass er noch nie im Stadion gewesen sei, hab ich uns Behindertenkarten für den Innenraum besorgt", sagt Schäble. Die Betreuung vor Ort sei exzellent gewesen, und ein Foto mit dem damaligen Trainer sprang auch heraus. "Das Entscheidende aber war das Strahlen in den Augen meines Freundes, denn er kannte die ganze Atmosphäre ja nur aus dem Fernsehen", so Schäble.

Nach weiteren Spielbesuchen mit seinem Freund beschloss der frühere Nordkurven-Dauerkarteninhaber sich mit Köhr, seines Zeichens Südtribünen-Dauerkarteninhaber, sich stärker beim FC zu engagieren. Zunächst traten sie dem so genannten Arbeitskreis bei, der sich unter anderem um die Organisation der Auswährtsfahrten, den Fanartikel-Verkauf, die Herausgabe eines alternativen Fanmagazins und den Ablauf im Müngersdorfer Stadion kümmert.

"Unser Arbeitskreis besteht aus 50 Mann, die ehrenamtlich für rund 3400 Mitglieder des Fan-Projekts arbeiten", erzählt Köhr. Als vor zwei Jahren zwei von insgesamt fünf Behindertenbetreuern absprangen, stiegen die Oberkasseler in das deutschlandweit in dieser Form einmalige Projekt ein.

"Die Nachfrage nach diesen Karten ist riesig, aber pro Spiel können maximal 100 Behinderte mit jeweils einer Begleitperson an die Gerade im Innenraum", so Schäble. Meist seien es Rollstuhlfahrer, die es vor dem Spiel wegen der Enge gut zu platzieren gelte. Dann heiße es Kaffee, Cola und Wasser auszuschenken, auch mal den Gang zur Toilette anzutreten oder einfach nur über die neuesten Transfers zu debattieren. "Da häufig die gleichen Leute kommen, ist das für uns mittlerweile wie eine große Familie", so Köhr.

Früher seien sie "nur" normale Fans gewesen, aber heute bedeute ihnen Fußball weit mehr, als vorher und nachher zu feiern und zwischendurch das Spiel zu schauen. "Es ist faszinierend, was sich über den Fußball hinaus entwickeln kann", findet Schäble.

Zu den Auswärtsfahrten kommen nur wenige Behinderte mit, trotzdem haben Schäble und Köhr mindestens 17 Einsätze pro Saison, die Pokalspiele noch nicht mitgerechnet. Ein wenig Idealismus gehöre zu der Arbeit schon dazu. "Aber es kostet uns nicht viel, und der Lohn ist die Dankbarkeit der Fans", sagt Schäble. Und wenn das Spiel am Sonntag so ausgehen sollte, wie das mit 1 : 0 gewonnene Hinspiel, dann werden die Mühen der Saison auf der Rückfahrt im Sambawagen vielleicht ein wenig wettgemacht.

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