Linzer Moltigebäude Lars Ulrich Schnackenberg zeigt Mixed Media Digitaldrucke

LINZ · Der Unkeler Lars Ulrich Schnackenberg ist Professor für Bildhauerei an der Alanus-Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter. Mit seinen großformatigen Mixed Media Digitaldrucken hinter Acryl, die seit dem Wochenende im Linzer Moltigebäude zu sehen sind, zeigt der Vorsitzende des dortigen Kunstvereins eine ganz andere Facette seines künstlerischen Schaffens.

 Komplexe Kunst: Lars Ulrich Schnackenberg zeigt "Weltbilder" und auch eine frühe "Stuhl-Installation" sowie Videoinstallationen im Moltigebäude Linz.

Komplexe Kunst: Lars Ulrich Schnackenberg zeigt "Weltbilder" und auch eine frühe "Stuhl-Installation" sowie Videoinstallationen im Moltigebäude Linz.

Foto: Frank Homann

Seine "Weltbilder", wundervoll komponierte Arrangements aus Fotofragmenten, frühen stark vergrößerten Tuschezeichnungen und anderen collagierten Elementen, entführen in eine äußerst vielschichtige Welt. "Ich kenne Lars Ulrich Schnackenberg schon länger und weiß, dass er keine einfachen Lösungen anbietet, sondern dem Betrachter immer etwas abverlangt", sagte Dieter Ronte, der ehemalige Direktor des Bonner Kunstmuseums, der in den kreativen Umgang mit den Bildwelten des Künstlers einführte.

Diese sind mit ihrem Ausstellungstitel "Wisse das Bild" aus der "9. Sonette an Orpheus" überschrieben, die Rainer Maria Rilke 1922 als "Grab-Mal für Wera Ouckana", eine im Alter von nur 19 Jahren verstorbene Tänzerin, geschrieben hat. Mit dem Tod setzt sich der Künstler auch in dem Diptychon "Delpasse Effekt" auseinander.

Aus eigener Erfahrung "beschreibt" Schnackenberg darin den Bereich zwischen Herzstillstand und den noch bis zu vier Stunden messbaren, elektrischen Aktivitäten des Gehirns, das Glückshormone ausschüttet. Der Tod ist auch das Thema an der gegenüberliegenden Schmalseite des großen Ausstellungsraums.

"Ich bin der Welt abhanden gekommen" nennt er die große Arbeit, in der links oben eines der 428 "Kindertodtenlieder" zu lesen ist, die Friedrich Rückert 1834 geschrieben hat, nachdem zwei seiner sechs Kinder innerhalb von gut zwei Wochen gestorben waren. "Hintergrund aller Weltbilder sind Landkarten von Kontinenten mit Ländern und Orten, übrigens erste abstrahierte Bilder geografischer Gegebenheiten", so Ronte.

Dies seien nicht etwa beliebige Elemente der Komposition, sondern böten Orientierung, um das jeweilige "Weltbild" auch in einen politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Kontext zu stellen. So ist zwischen der "Extinktion", dem Auslöschen einer Spezies ohne jegliche Genreste, und dem "Welttheater" Schnackenbergs "Vision" zu sehen, deren wuchtige, düster-blaue Farbstimmung allein schon Anhaltspunkt für eine entsprechende Orientierung bieten würde.

"Wenn Sie genau hinsehen, erkennen Sie auch Architektur-Überreste und Zitate von Hieronymus Bosch", wies Ronte die Vernissagegäste auf mahnende Zeichen des Künstlers hin. Man müsse sich eben Zeit nehmen, um die komplexe Vielschichtigkeit der Bilder herauszuarbeiten.

"Der Betrachter, der sich selber in der Acryloberfläche spiegelt, sieht und erlebt somit seine eigene Welt, in der sich seine Bezugspunkte mit den von mir eingesetzten Elementen vermengen", so Schnackenberg selber zu seinen ebenso interessanten wie anspruchsvollen Arbeiten.

Info: Die Arbeiten Schnackenbergs sind noch bis 2. November donnerstags und freitags von 17 bis 19 Uhr sowie samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr im Moltigebäude in Linz, Asbacher Straße 2, zu sehen.

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