Neue Ausstellung im Siebengebirgsmuseum Glanz und Bröckelndes im Siebengebirge

KÖNIGSWINTER · Wenn Friedrich Wilhelm IV., seines Zeichens König von Preußen, schon einmal symbolisch zu Hammer und Kelle griff, dann musste es etwas hermachen: silbern glänzend mit schwarzem Holzschaft. So sahen die beiden Werkzeuge aus, mit denen er die erneute Grundsteinlegung des Kölner Doms 1842 symbolisch feierte.

 Hammer und Keller des Königs bewundern (von links) Heinz Günter Horn (Rheinischer Verein), Publizist Martin Stankowski, Museumsleiter Elmar Scheuren und Ulrich Berres von der Stadt Königswinter.

Hammer und Keller des Königs bewundern (von links) Heinz Günter Horn (Rheinischer Verein), Publizist Martin Stankowski, Museumsleiter Elmar Scheuren und Ulrich Berres von der Stadt Königswinter.

Foto: Frank Homann

Glänzend sind sie noch heute. Normalerweise verwahrt die Domschatzkammer Hammer und Kelle. Aber für die neue Sonderausstellung "Preußenadler über dem Rhein", die nun eröffnet wurde, sind sie bis zum 18. Oktober im Königswinterer Siebengebirgsmuseum zu sehen.

Nachdem Napoleon vernichtend geschlagen war, bekamen die Preußen auf dem Wiener Kongress 1814/1815 das Rheinland zugesprochen, 200 Jahre ist das nun her. Eine durchaus ambivalente, rund 100-jährige gemeinsame Geschichte folgte. Die Ausstellung zeigt mit Unterstützung des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz und Förderung des Landschaftsverbandes Rheinland, auf welche Weise die Preußen im Siebengebirge Spuren hinterlassen haben. "Ohne die Preußen gäbe es das Siebengebirge nicht", sagte der Vorsitzende des Rheinischen Vereins, Professor Heinz Günter Horn.

Umgekehrt sei das Siebengebirge für die damaligen Herrscher ein wichtiger Baustein gewesen. "Das Leitgerüst der Ausstellung", erklärte Museumsleiter Elmar Scheuren, "sind aktuelle Fotografien von Axel Thünker", die etwa Ulanen- und Landsturmdenkmal zeigen, zu Bahnhofsgebäuden, Turnstätten und evangelischen Kirchen führen. Mit den Preußen wurde das bis dahin katholisch geprägte Siebengebirge nämlich erheblich protestantischer. Und sportlicher. Der Königswinterer Lehrer Aloys Odenthal führte im 19. Jahrhundert im Sinne des Turnvaters Jahn das Turnen ein.

Die männliche bürgerliche Oberschicht traf sich im Casino, dem heutigen Museumsgebäude, um sich auszutauschen. Die militaristische Seite findet zwar auch Erwähnung, ist aber nur ein Aspekt der Sonderausstellung, die sich nicht nur auf die üblichen Räume erstreckt, sondern darüber hinaus auch einen Raum der Dauerausstellung einnimmt. Dort liegt ein Ingenieursplan, der den Preußen zur trigonometrischen Landvermessung von der Löwenburg aus diente. [kein Linktext vorhanden]

Erheblichen Einfluss nahmen die Herrscher aus Berlin auf die Wälder. Sie setzten einen Naturschutz mit nachhaltiger Aufforstung durch,ein Grundstein des Naturparks. Gegen den Willen übrigens des damaligen Dombaumeisters Ernst Friedrich Zwirner, der weiter an das Gestein für den Weiterbau des Kölner Doms wollte.

Von Zwirner stammt ein weiterer Schatz in der Ausstellung. Seine Zeichnung für das zweite, 1857 eingeweihte Landsturmdenkmal ist versehen mit Verbesserungsvorschlägen des Königs Friedrich Wilhelm IV., Zwirner möge oben drauf das "Eiserne Kreutz" einplanen. Nach 20 Jahren bröckelte es allerdings und benötigte die erste Renovierung. Ein Vorhaben blieb den Bewohnern des Siebengebirges erspart, auch davon zeugen Pläne. Ursprünglich war das Kaiser-Wilhelm-Denkmal, heute steht es am Deutschen Eck in Koblenz, am Fuße des Drachenfelsens geplant. Der Siegerentwurf eines Wettbewerbs zeigt das monumentale Bauwerk. Der Kaiser entschied sich für Koblenz.

"Danke* Berlin"

Von April bis Oktober wird es unter dem Motto "Danke* Berlin - 200 Jahre Preußen am Rhein" (Im Motto klingt durchaus etwas Spott mit) mehr als 600 Veranstaltungen an wechselnden Orten der ehemaligen preußischen Rheinprovinz und in Berlin geben. Dem Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz als Organisator geht es darum, ein breites Themenspektrum zum Verhältnis des Rheinlandes zu Preußen und umgekehrt kritisch anzugehen. Offizieller Starttermin war der 12. April 2015. 200 Tage später, am 18. Oktober, ist der Abschluss der Vortragsreihe geplant.

Begleitprogramm

Das Siebengebirgsmuseum bietet zur Sonderausstellung ein Begleitprogramm mit Vorträgen und Exkursionen "Auf preußischen Spuren" an. Dazu gehören beispielsweise ein halbtägiger Schiffsausflug ab 14 Uhr am Sonntag, 31. Mai, mit einem Besuch der Ausstellungen in Königswinter und Rolandseck (Kosten 26 Euro), eine Stadtführung durch Altstadt und Museum am Sonntag, 21. Juni, ab 14 Uhr (Kosten: 7 Euro) und eine Fahrradtour ab Museum zum Kinkel-Denkmal in Oberkassel und zum Bonner Bogen (Sonntag, 26. Juli, 14 Uhr).

Bei den Vorträgen im Museum spricht unter anderem Leiter Elmar Scheuren am Mittwoch, 10. Juni, ab 18 Uhr über Politik und Landschaft, Irene Haberland am Mittwoch, 8. Juli, ab 18 Uhr über Preußische Burgen am Rhein und Christiane Lamberty mit dem Landschaftsbild und preußischen Bäumen (Mittwoch, 12. August, ab 18 Uhr). Bereits am Dienstag, 2. Juni, befasst sich die Kölner Professorin Ute Büchter-Römer mit dem Musikleben im preußischen Rheinland. Norbert Alich tritt im Rahmen des Museumsfestes am Samstag, 15. August, zum Preußenabend "Der Rhein - die arme Sau" an.

Geöffnet hat das Siebengebirgsmuseum, Kellerstraße 16, dienstags bis freitags von 14 bis 17 Uhr, samstags von 14 bis 18 Uhr und sonntags von 11 bis 18 Uhr. Ein bei Bouvier erschienener Katalog kostet im Museum 19,90 Euro, im Buchhandel 24,90 Euro.

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