Ursprünglicher Jazz Die Sazerac Swingers treten in Siegburg auf.

Siegburg · Die Band aus Gütersloh will den ursprünglichen Jazz zurück zu den Menschen bringen. Der Name Sazerac leitet sich von einem Cocktail ab, der seit 1804 offizielles Getränk in den Bars von New Orleans ist. Ein Gespräch mit dem Bandleader Max Oestersötebier.

 Den ursprünglichen Jazz zu den Menschen zurückbringen wollen die Musiker der Band Sazerac Swingers.

Den ursprünglichen Jazz zu den Menschen zurückbringen wollen die Musiker der Band Sazerac Swingers.

Foto: Sazerac Swingers

Wer die Sazerac Swingers spielen hört, denkt nicht an Tradition und Geschichte. Der Jazz der Gütersloher Band ist international und lebendig, die Musik im Hier und Jetzt verortet. Dabei trägt die Gruppe den Namen des ältesten Cocktails der Welt. Der Sazerac ist seit 1804 offizielles Getränk in den Bars von New Orleans. Warum das kein Widerspruch zur Musik der Sazerac Swingers ist und welche Wurzeln für den Bandleader Max Oestersötebier zu jungen Trieben wurden, erzählte der Gitarrist und Sänger vor seinem Auftritt im Siegburger Stadtmuseum am 10. Mai.

Die internationale Presse feiert Sie als eine der größten Attraktionen der deutschen Jazzszene, lobt ihre stilistische Bandbreite mit dem „Schuss Anarchie in den Noten“ und erkennt die Nähe zum New-Orleans-Jazz. Worüber freuen Sie sich da am meisten?

Max Oestersötebier: Es ist natürlich schön, wenn wir mit überschwänglichen Worten gelobt werden und als eine der besten Jazz-Bands bezeichnet werden. Aber ganz ehrlich, das nehme ich nicht ernst. Ich finde es schön, wenn in unseren Konzerten wahrgenommen wird, dass unsere Musik lebendig ist. Für uns ist es toll, wenn wir auch neue Leute für den Jazz gewinnen und bestenfalls sogar die Puristen, die schon seit 50 Jahren Jazz hören, noch einmal an den Punkt bringen, den sie beim ersten Mal des Jazz-Hörens erlebt haben.

Wann war dieser Punkt bei Ihnen?

Oestersötebier: Meine Eltern waren große Jazz-Fans und haben nur Jazz gehört. Mein Vater war Programmchef eines örtlichen Jazz- Clubs, und so bin ich mit dieser Musik groß geworden. Es gab für mich als Kind eigentlich nichts anderes. Erst in meiner Jugend habe ich Heavy Metal, Rock'n'Roll, Soul und Funk kennengelernt. Aber mit 20 bin ich wieder beim Jazz gelandet. Und erst mit den Sazerac Swingers, die ich mit 30 gegründet habe, habe ich die Musik auch selber gespielt.

Seit wann gibt es die Band eigentlich?

Oestersötebier: Seit 2011 gibt es die Band, hobbymäßig, ohne Ambitionen. Die meisten von uns haben es nicht akademisch gelernt, sondern lieben die Sozialisation des Jazz. Als Gründungsmitglied ist außer mir nur noch der Bassist Roger Clarke-Johnson dabei. Seit etwa drei Jahren spielen wir in der heutigen Formation. Es sind alles internationale, hervorragende Musiker. In den letzten Jahren hat sich super viel getan. Wir spielen auf immer mehr Jazz-Festivals und in namhaften Clubs.

Sie benennen sich nach einem Cocktail, dem offiziellen Getränk der Stadt New Orleans, das es angeblich schon seit 1804 gibt. Wie schmeckt er denn, der Sazerac?

Oestersötebier: (lacht) Ausgezeichnet. Der Sazerac ist der älteste Cocktail der Welt, ein Südstaatenklassiker wie der „Old fashioned“. Er duftet wie angenehmes Badewasser, ist ein fruchtiger Whiskeycocktail mit leicht bitterer Note. Ich mag ihn gern.

Haben Sie ihn schon mal in New Orleans getrunken?

Oestersötebier: Aber ja. Ich habe in New Orleans Englisch studiert, dieses einzigartige Lebensgefühl kennengelernt, die wunderbare Musik gehört und den Cocktail genossen.

Im Mai kommen Sie nach Siegburg. Nehmen Sie die einzelnen Städte bei der Fülle an Jazzclubs und Konzertsälen noch wahr?

Oestersötebier: Ich kann mich sehr gut an Siegburg erinnern, die Bühnensituation mit der umlaufenden Galerie und unser Backstage im mittelalterlichen Gewölbekeller. Das war eine gute Stimmung in den Konzerten.

Wie darf man denn den Titel Ihres neuen Albums „Put The Jazz Back In Jazz!“ übersetzen? „Zurück zu den Wurzeln“?

Oestersötebier: Ja genau. Der Jazz war ursprünglich eine sehr lebendige Musik und wurde in Tanzsälen und Bordellen gespielt. In Deutschland entwickelte er sich in zwei Richtungen. Auf der einen Seite zum plumpen Bierjazz. Und andererseits zur akademischen Musik einer selbst ernannten Kulturelite. Das ist beides weit ab vom Ursprung. Unsere Mission ist es, den Jazz zurück zu den Menschen zu bringen.

Das neue Album ist seit Oktober auf dem Markt. Darauf sind ausschließlich Eigenkompositionen der Sazerac Swingers zu hören. Es wird das nächste halbe Jahr weltweit als Inflight-Programm auf allen Lufthansa-Flügen gespielt. Was bedeutet das für Sie?

Oestersötebier: Wer 14 Stunden von Frankfurt nach Singapur fliegt, hat die Zeit, sich mit unserer Musik entspannt auseinanderzusetzen. Im Zeitalter kurzer Youtube-Videos, die nach zehn Sekunden weggeklickt werden, bedeutet die Zeit eine Chance, zu sich selbst zu finden. Wir bekommen in den letzten Wochen ein großartiges Feedback darauf.

Was wird es in Siegburg von Ihnen zu hören geben?

Oestersötebier: Mindestens die Hälfte sind eigene Sachen. Aber natürlich haben wir auch jede Menge New Orleans-Klassiker dabei, wie „China Town“ oder „St. James Infirmary“. Und unsere fantastische Sängerin Emily Rault.

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