Tausend Jahre Abteigeschichte Siegburger Stadtmuseum eröffnet Abteilung für Abteigeschichte

SIEGBURG · Ein Jahr lang hat das Stadtmuseum in Siegburg seine Abteilung für Abteigeschichte neu gestaltet. Am Sonntag ist Wiedereröffnung. Besucher erhalten einen Einblick in 1000 Jahre Geschichte und in das Leben im Benediktinerkloster auf dem Michaelsberg.

 Erlebbare Geschichte: Stefanie Kemp und Klaus Hartmann testen eine der Medienstationen. FOTO: NADINE QUADT

Erlebbare Geschichte: Stefanie Kemp und Klaus Hartmann testen eine der Medienstationen. FOTO: NADINE QUADT

Foto: Nadine Quadt

Mitten in der Nacht erwacht das Leben in der Abtei. Punkt drei Uhr wandern die Mönche aus ihren Cellen in den Lesesaal. Eine Stunde später ziehen sie in die Abteikirche, es ist Zeit für ihr Morgengebet, die Laudes. Ein kurzes Wischen über die Oberfläche lässt die Zeit weiterlaufen – und der Besucher erhält Einblick in das Leben im Benediktinerkloster auf dem Michaelsberg. Die Abtei ist indes nur ein Modell, die Mönche kleine weiße Männchen, die in einer von zwei neuen Medienstationen über den Bildschirm wandern. Ein Jahr lang hat das Stadtmuseum seine Abteilung für Abteigeschichte neu gestaltet. Am Sonntag ist Wiedereröffnung.

Noch verhindern schwarze Vorhänge den Blick vom Forum in die neu konzipierte Abteilung. Kurz vor der Eröffnung laufen letzte Arbeiten. Es fehlen etwa die Bauchgurte, die in der Vitrine an die Zeit erinnern, als Maximilian Jacobi auf dem Michaelsberg die „Erste Rheinische Irrenanstalt“ leitete. Ein neuer Aspekt in der Abteilung. „Bislang lag der Fokus hier auf der Gründungs- und Blütezeit der Abtei“, sagt die wissenschaftliche Mitarbeiterin Stefanie Kemp.

Die Zeit der zivilen Nutzung sowie die Wiederbesiedelung der Abtei 1914 erzählte das Abteimuseum auf dem Michaelsberg. „Durch die Auflösung der Abtei und die damit verbundene Schließung des Museums war eine Lücke in der historischen Präsentation entstanden“, erklärt Museumsleiterin Gundula Caspary. Die habe habe man nun geschlossen.

Neugestaltung kostete 90.000 Euro

Überlegungen zur Neukonzeption der seit 1990 unveränderten Abteilung gab es länger, der Startschuss fiel erst 2016, als der Landschaftsverband Rheinland dem Stadtmuseum eine Förderung von 40 000 Euro für das Projekt zusagte. Zudem gab es Spenden des Vereins der Freunde des Stadtmuseums und der VR-Bank Rhein-Sieg. Insgesamt hat die Neugestaltung 90.000 Euro gekostet. „Ein Museum muss sich entwickeln, um weiterhin beachtet zu werden“, sagt Bürgermeister Franz Huhn bei der Vorabbesichtigung. Die Geschichte der Abtei sei durch den Wandel der Abteilung nicht neu geschrieben, aber dem Empfinden der Jetztzeit angepasst worden.

„Wir standen vor der Frage, was machen wir auf engem Raum mit 1000 Jahren Geschichte“, beschreibt Stefanie Kemp die größte Herausforderung. Das Museumsteam, das mit einem Gestaltungsbüro aus Münster zusammengearbeitet hat, setzte Themenschwerpunkt, immer dann, wenn Abtei- und Stadtgeschichte einander beeinflusst haben. „Die Wechselwirkung zwischen Abtei und Stadt ist der rote Faden“, so Kemp. Ein Ölgemälde des Heiligen Anno, der die Abtei 1064 gründete, signalisiert den Anfang. Ein Zeitstrahl verläuft über die Vitrine – geschlossen in Zeiten geistlicher, unterbrochen bei weltlicher Nutzung –, Jahreszahlen markieren einschneidender Ereignisse. Darunter sind hinter Glas Originalobjekte aus dem Klostergebäude ausgestellt. Den Schlusspunkt der chronologisch aufgebauten Abteigeschichte setzt die Urne, mit der die Benediktiner im November 2010 über das Ende ihres Konvents abstimmten. Und es gibt einen Blick in die Zukunft: Eine Tafel informiert über die neue Nutzung des alten Klostergebäudes durch das Katholisch Soziale Institut (KSI) – und dessen Fortbestand als Leuchtturm des Glaubens.

Zwei Medienstationen ergänzen die Ausstellungsfläche. Sie liefern weitere Informationen rund um die Abtei und die Benediktiner. Über einen Fingertipp oder ein Wischen verändern sich die Inhalte auf der schwarzen Oberfläche. „Wir möchten die Geschichte so für alle Generationen erlebbar machen“, sagt Gundula Caspary. Mit der Neugestaltung der Museumsabteilung ist das neue Konzept noch nicht abgeschlossen. „Wir gestalten einen Weg zur Geschichte der Abtei Sankt Michael“, so die Museumsleiterin. Stadtmuseum, Sankt Servatius, Michaelsberg, heißt der Dreiklang, der im kommenden Jahr über Wegmarken kenntlich gemacht werden soll.

Die Abteilung Abteigeschichte wird am Sonntag um 11.30 Uhr im Siegburger Stadtmuseum, Markt 46, wieder eröffnet. Der Eintritt ist frei.

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