Treff in VW-Bus Mobiles Jugendangebot fährt durch Alfter
Alfter · Die Pädagogin Andrea Krieger hält seit dem Spätherbst mit ihrem Jugendbus an verschiedenen Stellen in Alfter. In den Bus können sich Jugendliche treffen, reden, Musik hören oder auch Projekte angehen.
Durch den Innenraum des weißen VW-Busses hallt Rapmusik. Auf dem Bildschirm an der Heckwand flimmert das dazugehörige Musikvideo. Einige der Jugendlichen sitzen lässig auf den blauen Lederbänken und rappen den Text mit. Ein typischer Dienstag im Jugendbus. „Hier können wir auch laut sein“, sagt Andrea Krieger.
Die 53-Jährige ist Erzieherin sowie Zirkus- und Erlebnispädagogin und macht seit ein paar Wochen regelmäßig am Wendehammer neben der Haltestelle „Alfter-Impekoven“ mit ihrem Bus Station. Es ist ein offener Treff für die Alfterer Jugend – mit einer Musikbox, Wlan und anderen Jugendlichen zum Reden oder eben Rappen. „Musik haben wir meistens laufen, es sei denn wir diskutieren“, sagt Marvin.
"Jeder sucht sich seine Aufgabe"
Jerome war der erste Besucher im Bus. „Ich war bei meinem Praktikum und hatte Pause, da wurde ich angesprochen“, erzählt er. Er brachte einen Freund mit. Andere kamen hinzu. Irgendwie kennen sich die Jugendlichen alle. „Viele haben sich hier wiedergefunden“, sagt Krieger.
Der zwölfjährige Leonard ist an diesem Nachmittag der Jüngste. Fast wie zu Hause haben es sich die Jugendlichen in dem Bus gemütlich gemacht. Es gibt Wlan und Strom – den erzeugt der Bus über eine Solaranlage auf dem Dach selbst. Trotzdem sollen Facebook, WhatsApp und Co. außen vor bleiben. Stattdessen wollen sie ihre eigene Kommunikationsapp entwickeln. „Jeder sucht sich seine Aufgabe“, so Krieger.
So wollen sie zum Beispiel im Impekovener Karnevalszug mitgehen oder den Bus von außen umgestalten – noch ist der nämlich fabrikweiß. „Ich bin hier für die Ideen zuständig“, sagt der 17-jährige Maksym selbstbewusst. Bevor es den Bus gab, habe man sich eher zu Hause getroffen.
Aufsuchender Charakter
„Alfter hat einen hohen Anteil an jungen Menschen“, sagt Tanja Lorenzen, Bereichsleiterin bei der Katholischen Jugendagentur (KJA) für die offene Kinder- und Jugendarbeit. Die KJA hat die Trägerschaft für die mobile Jugendarbeit mit dem Bus in Alfter übernommen. Finanziert wird das Angebot zu zwei Dritteln mit Geldern vom Rhein-Sieg-Kreis. Das andere Drittel kommt von der Gemeinde Alfter.
„Die Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten ist sehr konstruktiv und offen. Die mobile Jugendarbeit hat aufsuchenden Charakter und geht auf Jugendliche genau dort zu, wo sie sich aufhalten“, sagt Bürgermeister Rolf Schumacher. Zusätzliche Ausrüstung wird durch Spenden finanziert. „Mobile Jugendarbeit ist noch nicht so verbreitet“, sagt Krieger. Und genau darin sieht sie den Reiz: „Ich mag, dass es ein Neuaufbau ist“.
An drei Tagen in der Woche macht sie an festen Punkten im Gemeindegebiet Halt. Während sich an der Haltestelle in Impekoven vor allem die Jungen treffen, sind es an der Haltestelle „Alfter/Alanus Hochschule“ eher die Mädchen.
Pläne für den Frühjahr und den Sommer
Derzeit wird in Oedekoven zudem ein Raum unterhalb der Kirche zum Büro- und Lagerraum ausgebaut. Vormittags stehen für Krieger Einkäufe, Buspflege und Netzwerkarbeit an. Sie will Ansprechpartner für die Jugendlichen finden, zum Beispiel vom Jobcenter. Mit dem buseigenen Laptop sollen die Jugendlichen auch Bewerbungen schreiben können. „Das Vertrauen baut sich nach und nach auf“, sagt Krieger. Im Bus werden aber auch ernste Themen oder persönliche Probleme besprochen.
Für Frühjahr und Sommer hat Krieger schon Pläne – zelten mit den Mädchen und Jungen oder ein Sportfest. Die Jugendlichen haben dabei immer Mitspracherecht. Wenn es wärmer wird, soll sich der Treff auch in den Außenbereich verlagern – dafür hat die Pädagogin Sportgeräte und Campingstühle im Laderaum.
Im Bus läuft aber nicht nur Rap oder Hip Hop. Ihre persönliche Hymne für den Bus haben die Jugendlichen bereits gefunden – Can lässt den Country-Klassiker „Country Roads“ über die Boxen laufen und die Jugendlichen singen lautstark mit: „Country roads, take me home. To the place I belong“ – und irgendwie könnte es nicht treffender sein für den mobilen Versammlungsort.