"Kohl war bienenfleißig und detailversessen" Meckenheimer Pütz war Referent und Redenschreiber von Helmut Kohl

Meckenheim · Der Meckenheimer Helmut Pütz, ehemaliger persönlicher Referent des CDU-Vorsitzenden und Kanzlers, plaudert aus dem Nähkästchen. Vier Jahre lang war der heute 78-Jährige ständig in der Nähe des späteren Kanzlers.

 Helmut Pütz aus Meckenheim war von 1974 bis 1978 persönlicher Referent von Helmut Kohl.

Helmut Pütz aus Meckenheim war von 1974 bis 1978 persönlicher Referent von Helmut Kohl.

Foto: Matthias Kehrein

Als witzig, schlagfertig und menschlich sehr angenehm erinnert sich der Meckenheimer Helmut Pütz an Helmut Kohl – den Mann, dessen persönlicher Referent und Redenschreiber er einst war. Von 1974 bis 1978 arbeitete der promovierte Politologe eng mit dem damaligen Bundesvorsitzenden der CDU zusammen. Von politischen Entscheidungen aus dieser Zeit und vom Menschen Kohl berichtet Pütz beim Stammtisch der Meckenheimer CDU am Donnerstag, 5. Juli, ab 19.30 Uhr im Lokal „Zum Fässchen“ an der Hauptstraße.

Seit rund 60 Jahren ist der 78-jährige Pütz in der CDU aktiv. Sein gesamtes Berufsleben war er in verschiedenen Bereichen der Partei tätig, hat politische Entscheidungen entwickelt und umgesetzt. Politisch verbunden ist der gebürtige Kölner der CDU seit seiner Kindheit. „Das kam durch meinen Vater, der ein glühender Konrad-Adenauer-Fan war. Er hat mir die Politik der 1950er Jahre quasi am Radio erklärt“, so Pütz, der im Kreis Daun in der Eifel aufwuchs.

Schon mit 17 Jahren und aufgrund seines Alters mit Sondergenehmigung wurde Pütz 1957 Mitglied der CDU und der Jungen Union (JU), gründete im selben Jahr die JU im Eifelstädtchen Jünkerath. Schon 1959 lernte der Gymnasiast den JU-Landesvorsitzenden Helmut Kohl bei einem Besuch des Kreisverbandes Daun kennen – eine Begegnung mit Folgen, denn der 1973 zum Bundesvorsitzenden der Union gewählt Kohl machte 1974 den damals 34-Jährigen zu seinem Mitarbeiter. „Ich bin ein typisches CDU-Kind: Die drei Säulen konservativ, liberal und christlich-soziale Werte sind für mich wichtig“, so Pütz.

Interne Einblicke in die Parteipolitik

Vorher und auch später erlangte er interne Einblicke in die Parteipolitik unter anderem als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Sozialwissenschaftlichen Institut der Konrad-Adenauer-Stiftung, Referent und Leiter Bildungspolitik in der CDU-Bundesgeschäftsstelle, Chef des Grundsatzreferates Berufsbildung im Bundesbildungsministerium sowie später als Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung.

Dennoch – auch im Rückblick war für ihn die spannendste und aufregendste Zeit die Arbeit für und mit Helmut Kohl im Konrad-Adenauer-Haus. „Mein Job als persönlicher Referent war es, bei Terminen die Akten hinterher zu schleppen und immer die passenden Reden parat zu haben“, schmunzelt Pütz. Ihm gefiel es zunächst, ständig unterwegs zu sein, bei zahlreichen Begegnungen und Gesprächen dabei zu sein.

Und er lernte die gesamte Familie Kohl, den Fahrer Ecki Seeber und Büroleiterin Juliane Weber gut kennen. Die Zusammenarbeit mit den Kollegen war wie bei einer eingeschworenen Gemeinschaft. Zum Essen lud Kohl alle zum Italiener ein oder es wurden Leckereien für den Abend im Supermarkt nebenan gekauft. „Pütz, hol was Richtiges“, erinnert sich der Meckenheimer noch heute an die Aufforderung, vielleicht noch ein wenig Saumagen mitzubringen. „Wenn wir von einer Reise nach Ludwigshafen zurückkamen und es spät wurde, ging Kohl zu Bett und seine Frau und ich haben uns oft bei einem Glas Whiskey über die Woche unterhalten“, so Pütz.

Persönlicher Kontakt riss nie ab

Kohl sei immer ehrgeizig gewesen, dabei bienenfleißig, detailversessen und zielgenau. „Er wollte immer im Vorfeld wissen, wen er bei einer Reise wann treffen würden und was er wissen müsste. Wenn noch nicht alles feststand, konnte er auch mal rumbrüllen“, so Pütz. Als Höhepunkt empfand Pütz den Wahlkampf 1976, als „die CDU bis auf 300 000 Stimmen an die SPD herankam. Da waren wir mächtig stolz. Denn es war auch ein wenig unser Verdienst“, erklärt der Rentner. Dabei sei Kohl kein begnadetes Rednertalent gewesen.

Bei freien Reden habe Kohl zwar die Zuhörer in seinen Bann gezogen. „Schwierig wurde es bei formulierten Ansprachen. Las er sie ab, wurde es für das Publikum langweilig, wenn er sie aber halb frei vortrug, dann stimmte es nicht immer. Wir haben immer gewettet, welche Pointen er wieder versaut hat“, lachte Pütz.

Typische Kohl-Floskeln wie, „Wir wollen den Sozialismus bekämpfen – zu Lande, zu Wasser und in der Luft“ durften im Text nicht fehlen. Schweren Herzens wechselte Pütz nach vier Jahren seine Stelle, da die ständigen Reisen das Leben mit der wachsenden Familie beeinträchtigten. Eine Entscheidung, die Kohl so gar nicht verstehen konnte: „Du machst doch mit mir Karriere.“ Der persönliche Kontakt zu Kohl riss aber nie ab: „Ich habe ihn später regelmäßig besucht.“

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