Partnerschaftsverein Wachtberg vor 40 Jahren gegründet Völkerverbindung als Satzungszweck

Wachtberg · Zum 40. Geburtstag des Partnerschaftsvereins Wachtberg reisen 64 Franzosen und 38 Italiener an.

 Der Vorstand des Partnerschaftsvereins um Bernadette Conraths (2.v.r) überreicht Bürgermeisterin Renate Offergeld (3.v.r.) ein Banner.

Der Vorstand des Partnerschaftsvereins um Bernadette Conraths (2.v.r) überreicht Bürgermeisterin Renate Offergeld (3.v.r.) ein Banner.

Foto: Axel Vogel

Am Anfang stand eine Männerfreundschaft. Denn dass sich vor 40 Jahren der Partnerschaftsverein Wachtberg gründete, ist zu nicht unwesentlichen Teilen Josef Bedorf aus Wachtberg und Raymond Fumeron aus La Villedieu im Westen Frankreichs zu verdanken.

Ob die Freundschaft im oder kurz nach dem Krieg entstand, daran können sich Zeitzeugen nicht mehr erinnern. Sicher aber ist: Monsieur Fumeron kam 1967 erstmals mit einer französischen Jugendgruppe nach Villip. "Denn Bedorf war Bürgermeister des Amtes Villip in Berkum und als solcher bei Pfarrer Bleikerz vorstellig geworden", erinnert sich der erste Vorsitzende des späteren Vereins, Johannes Auen. Der Pfarrer half gerne bei der Organisation des Austauschs.

Aus dem Ländchen machten sich 1973 Fußballmannschaften nach La Villedieu du Clain auf, wie der Kanton vollständig heißt. Der Wachtberger Rat diskutierte zwar 1974 über eine offizielle Partnerschaft mit den Franzosen, doch es sollte noch fünf Jahre bis zur Realisierung dauern.

"Bei der Unterzeichnung des Freundschaftsvertrags 1979 waren alle zehn Bürgermeister des Kantons in der Berkumer Aula anwesend", sagt Gabriele Willert, Gründungsmitglied und ab 1986 zweite Vorsitzende des Vereins. Die heute 72-Jährige hatte sich für das neue Gremium interessiert, da sie sich Frankreich nach einem Au-pair-Aufenthalt 1964 sehr verbunden fühlte.

Die erste Amtshandlung Auens (CDU) und seiner Stellvertreterin Gisela Morell-Tiemann (SPD): "Wir beschlossen, dass Politik im Verein keine Rolle spielt und so ist es geblieben", betont der 83-Jährige. Morell-Tiemann sprach fließend französisch und übernahm Schriftverkehr sowie Telefongespräche. "Ich war durch eine Brieffreundschaft meiner Frau auch francophil, konnte aber nur ein paar Brocken durch Volkshochschulkurse", so Obstbauer Auen.

Seine Aufgabe lag vor allem in der Motivation der Vereine: "Ich habe Chor, Feuerwehr und anderen immer gesagt ,Ihr könnt nächstes Jahr nach Frankreich fahren, wenn ihr vorher Leute bei Euch aufnehmt'." Der sanfte Druck wirkte: Seit jeher werden alle Gäste in Wachtberg privat untergebracht. So auch an diesem Donnerstag, wenn für ein langes Festwochenende 64 Franzosen und 38 Italiener aus Bernareggio in der Nähe von Mailand anreisen. Letztere gehören seit 2008 mit zum Bündnis, das somit eine trinationale Partnerschaft ist.

Viele Telefonate hat die aktuelle Vorsitzende, Bernadette Conraths, in den Wochen vor dem großen Festakt am Samstag im Hotel Dahl geführt. Für die 66-Jährige kein Problem, sie ist sowohl im Französischen als auch im Italienischen zu Hause. Was sie vor acht Jahren veranlasste, sich im Verein zu engagieren? "Das hier ist europäische Arbeit an der Grasnarbe, völkerverbindend und nachhaltig", so Conraths.

Die Kontakte - teilweise über Generationen hinweg - hätten innerhalb der beteiligten Familien in den drei Ländern viele Kreise gezogen. Diesem Gedanken hatten schon 1984 Corinne Denise Raymonde Rambeaud aus La Villedieu und Josef-Günter Masurek aus Werthhoven Taten folgen lassen: Sie feierten die erste deutsch-französische Hochzeit im Verein.

Überhaupt waren die 80er Jahre eine rege Zeit in Sachen Völkerverständigung, wie es Ex-Vorsitzende Willert beschreibt: "Ich war mindestens zweimal pro Jahr in Frankreich." Der Austausch mit den Grundschulen in Adendorf und Berkum lief an; jetzt, so Conraths, sei leider nur noch Adendorf dabei. "Es steht und fällt natürlich mit dem Engagement der Lehrer", sagt die Vorsitzende, die sich eine Wiederbelebung des Austauschs an weiteren Schulen wünscht.

Fast schon Selbstläufer, wenn auch nicht weniger vorbereitungsintensiv, sind die jährlichen Jugendcamps und der Mehrgenerationenaustausch, bei denen sich die Kommunen abwechseln. So ist es Aufgabe der Wachtberger, Aufenthalt und Feierlichkeiten 2019 zu organisieren. Das Programm mit Ausflug ins Adenauer-Haus am Freitag, Bustour mit Alt-Bürgermeister Hans-Jürgen Döring, Festakt und Grande Soirée steht.

Wiedersehen werden sich dann zwei Männer, die ebenfalls eine Freundschaft verbindet: der erste Vorsitzende des Vereins Auen und sein Pendant auf französischer Seite, Jean-Claude Léger.

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