36. Internationaler Museumstag Sinzig und Brohltal halten die Fahne hoch

SINZIG · Munter klang das diesjährige Motto, unter dem in Deutschland der 36. Internationale Museumstag begangen wurde. Doch "Vergangenheit erinnern - Zukunft gestalten: Museen machen mit!" - entfaltete im Kreis Ahrweiler keine Breitenwirkung.

 Karl-Friedrich Amendt (Mitte) führt die Besucher durch das Sinziger Schloss.

Karl-Friedrich Amendt (Mitte) führt die Besucher durch das Sinziger Schloss.

Foto: Martin Gausmann

Große und kleine Häuser unterschiedlicher Schwerpunkte, vormals mit von der Partie, boten am Sonntag Museumsbetrieb wie gewohnt.

Für Ahrweiler verzeichneten weder das Museum der Kreisstadt im Weißen Turm noch das Museum Römervilla besondere Aktionen oder kostenlosen Zugang. Fehlanzeige auch bei der Dokumentationsstätte Regierungsbunker oberhalb der Römervilla am Silberberg. Ganz normal geöffnet bei freiem Eintritt wie immer hatte das Adenauer Heimat- und Zunftmuseum.

"Wir haben früher mitgemacht, aber die Resonanz war rückläufig", begründet Hermann Lehmann, Vorsitzender des betreibenden Vereins für Heimatpflege Adenau, die neue Enthaltsamkeit, "zumal wir sowieso ein kleines Museum sind und Probleme mit dem Personal haben".

Das Arp Museum in Rolandseck verzichtete dagegen mit Verweis auf "ein momentan ohnehin sehr reichhaltiges Programm und zahlreiche Begleitveranstaltungen" sowie vier programmintensive eintrittsfreie Tage, die es 2012 mit "Adventszauber", "AufDADAtakt", an Ostern und zum Fünfjahresjubiläum gab. Allerdings stellt Claudia Seiffert, stellvertretende Arp Museumsleiterin, in Aussicht: "Wir werden 2014 vermutlich wieder teilnehmen."

Ein echter Aktivposten des gestrigen Museumstages aber war das Brohltal, wo gleich fünf Einrichtungen meist eintrittsfrei mit langer Öffnung und vielen Themen teils ganze Familien lockten. Die lernten in Weibern bei Führungen etwas über den Vulkanismus und erlebten im Tuffsteinmuseum hautnah den Abbau und die Bearbeitung von Tuffstein.

Kinder hatten Spaß an eigens für sie gedachten Experimenten. Auch im Niederzissener "Atelier am Bahnhof" waren sie bei Töpferkunst von Gastausstellerin Linda Dieye und Christel Lenzgen, die große und kleine Besucher "zum Malen in einigen Techniken alter Meister" animierte, willkommen.

Gäste der ehemaligen Synagoge Niederzissen sahen neben den faszinierenden Genisa-Funden die aktuelle "Farbspiele"-Ausstellung der Malerin Klothilde Ackermann. Außerdem hatte der rührige Heimatverein die Präsentation "Alte landwirtschaftliche Gerätschaften" in der ehemaligen Bushalle geöffnet. Dazu passte hervorragend ein Kombibesuch beim Heimatmuseum Oberzissen, wo in Gebäude und Außenanlage lauter Gegenstände des Alltags, Weinanbaus, Handwerks und der Landwirtschaft von früheren Jahrhunderten erzählen.

In Sinzig konzentrierte sich das Engagement um den Museumstag auf ein Kleinod im Grünen. Als eine Schatzkammer der Historie, als einstige großbürgerliche Sommerresidenz und vielseitiger Hort musealer Sammlungen, die Stadtgeschichte, Skulpturen, Gebrauchsgerät, Möbel und Gemälde sinnlich erfahrbar machen, öffnete sich das Schloss.

Die interessierten Gäste erkundeten während Führungen durch Mitglieder des unterstützenden Denkmalvereins den herrlichen Schlosspark der einstigen Wasserburg, die Schlossarchitektur und das Heimatmuseum. Nicht minder begeisterte die neue Sonderausstellung "Franz Steinborn - Zeichnungen" beim Rundgang mit Museumsleiterin Agnes Menacher.

Sie hatte aus 1240 museumseigenen Skizzen, Studien und Entwürfen des beliebten, in Bad Neuenahr geborenen Sinziger Malers und Lehrers (1900-1961) rund 50 Landschaften, Orte und Porträts ausgewählt. Dabei berührte, wie sorgfältig er Alltägliches festhielt, wie sensibel er Kinder, Erwachsene und sich selbst porträtierte, wie zart er kleinste Käfer und wie beseelt er alles Pflanzliche unter den Zeichenstift nahm.

Magnetisch zog auch ein gut sortierter Büchertisch mit Regional- und historischer Literatur für kleines Geld an. Und als Schlossdamen und -herren durften sich diejenigen fühlen, welche bei Kaffee und Kuchen sichtlich den Blick in den unverschämt grünen Park mit seinen alten Bäumen genossen.

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