Deutschland stark und friedfertig wie nie Neid auf einen alten Feind

BRÜSSEL · An Gary Lineker kommt kaum einer vorbei: Die meisten Zeitungen und Online-Portale bei unseren Nachbarn im Westen erinnern an den berühmten Spruch des einstigen englischen National-Mittelstürmers.

 Auch gegen Frankreich setzte sich die DFB-Elf durch.

Auch gegen Frankreich setzte sich die DFB-Elf durch.

Foto: dpa

"Am Ende gewinnen die Deutschen" titelten nahezu textgleich "Le Soir" aus Belgiens frankophonem Süden und der flämische "Morgen". Das sei zu eng gesehen, findet der "Standaard" und variiert: "Am Ende gewinnt Europa!" Der Kommentator des "Soir" erinnert an die vielen dunklen Kapitel deutscher Geschichte des vergangenen Jahrhunderts. Heute habe man es mit einem anderen Land zu tun: "Noch nie war Deutschland in Europa so stark - und noch nie so friedfertig."

In der französischen "Libération" lobt Luc le Vaillant die "süße Glückseligkeit, ohne jede Arroganz", mit der die deutschen Spieler ihren Sieg im Maracana gefeiert hätten. "Man ertappt sich dabei, wie man diesen alten, sehr alten Feind beneidet, dem alles gelingt und der sich erlaubt, davon nicht zu viel Aufhebens zu machen."

Frankreichs prominenteste Zeitung "Le Monde" spekuliert über Verbindungslinien zwischen dem Welttitel für Löws Team und dem bevorstehenden 60. Geburtstag der fußballbegeisterten Kanzlerin. Für diese sei der Titelgewinn "ein Traumgeschenk", das die Stimmung im Lande noch einmal heben werde. "Aber was wird Angela Merkel machen, wenn sie nicht mehr Kanzlerin ist?" Wie wär's mit Fifa-Präsidentin? Bisher habe das noch keiner vorgeschlagen, notiert das Blatt, "aber bei diesem Teufelsweib weiß man nie ..."

Nur in der Politik, wo deutsche Dominanz mitunter für böses Blut sorgt, sehen die anderen die Erfolge von Jogis Löwen mit gemischten Gefühlen. Angelika Niebler, Chefin der CSU-Gruppe im Europa-Parlament, sagt: "Hier lauern immer alle darauf, was die Deutschen machen. Und zugleich halten sie Distanz. Das merkt man jetzt auch beim Fußball: Nicht alle freuen sich."

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