Altstadtbuchhandlung Büchergilde Elke Sueß geht nach 30 Jahren in den Ruhestand

BONN · Es war eine emotionale Feier in der Altstadtbuchhandlung Büchergilde: Freunde und Weggefährten waren gekommen, um die langjährige Mitarbeiterin Elke Sueß in den Ruhestand zu verabschieden. Gemeinsam wurde in Erinnerungen geschwelgt und auf 30 schöne Jahre angestoßen.

 Bücher sind ihre Welt: Elke Sueß rief 2002 die Lesereise ins Leben, die inzwischen ein zweiwöchiges Altstadt-Spektakel ist.

Bücher sind ihre Welt: Elke Sueß rief 2002 die Lesereise ins Leben, die inzwischen ein zweiwöchiges Altstadt-Spektakel ist.

Foto: Sebastian Flick

Seit 1982 war Elke Sueß dabei. Damals hieß die Buchhandlung "Akzente" und befand sich in der Oxfordstraße. Neben kommunistischer Literatur füllten Klassiker aus der Weimarer Republik die Regale, etwa Werke von Kurt Tucholsky. "Leute links von der Mitte wurden gepflegt, weil wir uns selbst in dieser Bewegung engagiert haben", erinnerte sich Inhaber Hartmut Löschcke, der 1987 zum Team stieß.

1990 zog die Buchhandlung in die Breite Straße um und erhielt den Namen "Che und Chandler". "Politik und Krimi war unser Programm", blickte Elke Sueß zurück. Fünf Jahre später wurde die Buchgemeinschaft Büchergilde, eine Verlagsgesellschaft mit Hauptsitz in Frankfurt am Main, zum Kooperationspartner.

Besonderen Wert legten Elke Sueß und ihr Team darauf, ungewöhnliche, weniger bekannte Literatur von kleineren Verlagen anzubieten. "Wir suchen uns eine Nische, wo Kleinode zu finden sind", erklärte Löschcke und zeigte auf ein Buch von David Rees: "Die Kunst, einen Bleistift zu spitzen" (Metrolit-Verlag). "Das ist, was die Leute an uns schätzen: Dass sie hier auch so exklusive Sachen finden", sagte Sueß.

Als 2002 die "Altstadt-Initiative" gegründet wurde, rief Sueß die "Lesereise" ins Leben. Mit großem Erfolg: Was als viertägiges Programm startete, ist heute zu einem rund zweiwöchigen Altstadt-Spektakel geworden.

Anfang 2012 hat sich die "Büchergilde Buch & Grafik" in "Altstadtbuchhandlung" umbenannt. Aus der linken Buchhandlung ist eine literarische Buchhandlung geworden: Belletristik, Krimis und Kinderbücher sind Schwerpunkte.

"Früher hatten wir mehr Sachbücher, aber heute holen sich die Leute ja alles aus dem Internet", so Sueß. Was sich in all den Jahren nicht verändert hat: Sie und ihre Kollegen treffen mit der Auswahl der Bücher den Geschmack der Stammkunden. "Einige kennen wir von klein an, die sind jetzt Studenten. Andere sind hier alt geworden", sagte Sueß.

Beliebter Treffpunkt sind die regelmäßigen Literaturveranstaltungen in gemütlichem Kreise. Spontan erinnert sich Sueß an einen Erdbeerbowleabend, an dem jeder von seinen ersten Leseerfahrungen erzählte. Die vergangenen 30 Jahre wird Elke Sueß in guter Erinnerung behalten: "Ich habe mich hier sehr wohlgefühlt", schwärmte sie.

"Die Buchhandlung ist wie eine Oase für mich; wenn man gestresst ist, kommt man hierher." Ganz verzichten muss die Buchhandlung auf ihre langjährige Mitarbeiterin nicht: Elke Sueß wird auch künftig helfen, beispielsweise bei der Organisation der Lesereise. Und sicher das eine oder andere Mal für einen kleinen Plausch in ihrer "Oase" landen.

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