Fußprozession zu Ehren der heiligen Gertrudis Monarchie im Frauenmuseum

BONN · "Lady Mokka" machte eine gute Figur. Selbst mit einem bunten Blütenkranz auf dem Kopf geschmückt, trug sie auf einem weinroten Samtkissen eine goldene Ratte durch die Straßen.

 Eine uralte Tradition lebt wieder auf: Fußprozession zu Ehren der heiligen Gertrudis durch den Hofgarten.

Eine uralte Tradition lebt wieder auf: Fußprozession zu Ehren der heiligen Gertrudis durch den Hofgarten.

Foto: Barbara Frommann

Bedächtig führte die Aktionskünstlerin am Dienstag die Fußprozession zu Ehren der heiligen Gertrudis an. Vom Bildstock in der Vogtsgasse aus über das Rosental zog der kleine Festzug zum Frauenmuseum. "Damit wollen wir eine uralte Tradition wieder aufleben lassen", erklärte Curt Delander.

Als Schutzpatronin von Gärtnern, Bauern, Reisenden, Schiffsleuten und des Frühlings wird die heilige Gertrud von Nivelles von je her verehrt. "Das machte sie gerade hier in Bonn und dem angrenzenden Vorgebirge zu einer wichtigen Schutzheiligen", weiß Curt Delander nur allzu gut. So sollte die Äbtissin den Landwirten aus dem Umland 1822 aus großer Not helfen. Denn damals herrschte eine unvorstellbare Mäuse- und Rattenplage, sodass - so fand Delander in Kirchenunterlagen in Bornheim heraus - kein Blatt mehr an den Bäumen hing und die Ernte vernichtet war.

"In ihrer Verzweiflung beteten die Landwirte zu Gertrudis. Als Patronin gegen die unliebsamen Nager wird die Äbtissin oft mit einem Stab, an dem Mäuse hochkrabbeln, dargestellt." Aus diesem Grund wurde in der Prozession auch die goldene Ratte mitgeführt. In Bonn wird Gertrud seit Jahrhunderten verehrt. Zwar wurde die Gertrudiskapelle am Rhein 1258 erstmals urkundlich erwähnt, die Ursprünge gehe jedoch auf das neunte Jahrhundert zurück. In alten Unterlagen fand Delander zudem einen Hinweis darauf, dass früher vom Bonner Marktplatz aus regelmäßig eine Prozession zur alten Gertrudiskirche nach Köln zog. Ganz so weit wollte man gestern allerdings nicht gehen, das Frauenmuseum war vielmehr das Ziel.

Vor dem Bildstock an der Vogtsgasse formierten sich die Fahnenträger des Beueler Schiffervereins, der Rot-Grünen Senatoren aus der Altstadt und der Kolpingfamilie, des Gertrudisteam sowie Mitglieder der Pfarrgemeinde Sankt Petrus und Sankt Marien. Mitgeführt wurden auch Reliquien der Heiligen. Kardinal Schönborn aus Wien hatte sie der Gertrudiskapelle im Frauenmuseum und der Marienkirche geschenkte.

Angekommen im Frauenmuseum, wurde auf dem Dach des Hauses ganz offiziell die "Monarchie" wieder einführen. Zwei Bienenvölker mit ihren Königinnen haben dort jetzt eine neue Heimat gefunden. Denn nach einer Bauernregel wird an Gertrud der Garten aufgeschlossen und die Imker lassen an diesem Tag erstmals ihre Bienen fliegen.

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