Kommentar Düsteres Bild

Der Knatsch in der so genannten Tabakfamilie zeichnet ein düsteres Bild einer Branche.

Offensichtlich haben die großen Zigarettenkonzerne mit dem Handel und dem Großhandel in Deutschland über Jahrzehnte Absprachen gehabt, wie die Profite aus Fertigung und Verkauf von Tabakwaren nach Abzug der Kosten für Herstellung und Steuern aufgeteilt wurden. Zwei Drittel des sogenannten "Wirtschaftsnutzens" gingen demnach an die Hersteller, ein Drittel blieb beim Handel hängen.

Händler haben diese Deals nun publik gemacht, weil der zweitgrößte Zigarettenhersteller der Welt, British American Tobacco (BAT), sich an die "ungeschriebenen Gesetze" der Branche nicht mehr halten will und dem Handel weniger Marge zugesteht. Die Branche trifft die Affäre zu ungünstiger Zeit: Der Absatz ist seit 15 Jahren dramatisch eingebrochen. Immer mehr Länder in der EU schreiben die Einheitsverpackung vor.

Wenn sich all dies bestätigt, dürften die Kartellwächter hellhörig werden. In unserer Marktwirtschaft sind Preisabsprachen strengstens verboten, wem Verstöße nachgewiesen werden, drohen hohe Strafen. Klar ist, wer bei diesen Praktiken das Nachsehen gehabt hätte: Die Raucher in Deutschland hätten demnach Jahrzehnte zu viel für ihre Zigaretten bezahlt. Ohne Preisabsprachen hätten sie ihr Laster jedenfalls günstiger haben können.

Der Zigarettenmarkt steht zu Recht unter besonderer Beobachtung der Kartellwächter. Schließlich handelt es sich um ein Oligopol: Wenige Hersteller, in Deutschland gerade einmal eine Handvoll, kontrollieren den gesamten Markt. Einen Markt zudem, bei dem der Handel an die Festpreise der Industrie gebunden ist. Es bedarf wenig Fantasie sich vorzustellen, dass große Marktteilnehmer da in Versuchung kommen.

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