Die Köln-Bonner Chor-Kombination

Der Dirigent Thomas Neuhoff steht jetzt zwei großen Ensembles vor

Köln/Bonn. Eine Premiere der besonderen Art: Am Sonntag, 3. November um 20 Uhr dirigiert Thomas Neuhoff in der Kölner Philharmonie sein Antrittskonzert mit dem Chor des Bach-Vereins Köln. Auf dem Programm steht Händels "Judas Maccabaeus", ein Werk, dessen Musiksprache Volkstümlichkeit, Erhabenheit und Schlichtheit gleichermaßen vereinigt und neben dem "Messias" zu Händels populärsten Oratorien zählt.

Thomas Neuhoff ist dem Bonner Musikpublikum als Kantor an der Lukaskirche, vor allem aber als Leiter des Philharmonischen Chores der Stadt Bonn bekannt, eine Funktion, in der er im nächsten Jahr sein 20-jähriges Jubiläum feiern kann.

Im Mai dieses Jahres trat Neuhoff sein Amt als neuer Dirigent des Bach-Vereins Köln an, der mit 65 Mitgliedern deutlich kleiner ist als der 140 Sänger starke Philharmonische Chor. Er begibt sich damit auf ein umkämpftes Terrain, denn nicht weniger als zehn Konzert-Chöre buhlen in der Domstadt um die Gunst des Publikums - und nicht zuletzt auch um Chorsänger.

Der gute Ruf, den sich Neuhoff in Bonn durch eine Vielzahl von Aufführungen repräsentativer Werke, aber auch durch eine Reihe von Erstaufführungen erworben hat, gab beim Bach-Verein Köln den Ausschlag. Unter acht Bewerbern konnte er sich durchsetzen und steht jetzt in der ehrwürdigen Tradition von Hermann Schroeder oder Kurt Thomas.

Mit dem "Judas Maccabaeus" greift Neuhoff auf Erfahrungen aus jüngster Zeit zurück. Denn vor nicht einmal einem Jahr hat er das Werk dem heimischen Publikum in St. Marien in Bad Godesberg dargeboten. Damals bildeten die Auerberger Kantorei und das Vokalensemble des Philharmonischen Chores der Stadt Bonn den Chor. Die Johann-Christian-Bach-Akademie, spezialisiert auf barocke Aufführungspraxis mit historischen Instrumenten, bestritt damals den Orchesterpart und ist auch in der Philharmonie Köln mit von der Partie.

Auch Alison Browner, zuletzt zusammen mit Irwin Gage beim Beethovenfest zu hören, übernimmt erneut die Mezzosopran-Partie. Ergänzt wird das Solistenquartett durch Ingrid Schmithüsen, Sopran, Markus Schäfer, Tenor, und Ekkehard Abele, Bass, allesamt Sänger, die mit dem historisierenden Barockstil vertraut sind.

Zwei Chöre, ein Dirigent: Da liegen Synergieeffekte nahe. So wird der Bach-Verein Köln zusammen mit dem Philharmonischen Chor am 22. Dezember ein Familienkonzert in der Beethovenhalle gestalten, 2003 wirken beide Ensembles bei einer Uraufführung für das Bonner Beethovenfest mit, und für Mai 2004 ist die Reise in die umgekehrte Richtung geplant. Dann sind in der Kölner Philharmonie Schumanns "Faust-Szenen" zu hören.

Für Thomas Neuhoff kam die neue künstlerische Herausforderung zum "richtigen Zeitpunkt". "Meine Kinder lassen mir mittlerweile mehr Zeit", so die ganz persönliche Begründung. Zudem bedeute ein neuer Chor, nicht auf gewachsene Bindungen vertrauen zu können. Ein neuer Chor will erst noch überzeugt werden. Neuhoff sieht darin allerdings weniger ein Hindernis als eine Quelle für produktive Impulse.

An Ideen mangelt es nicht. Im übernächsten Jahr ist beim Bach-Verein eine Hommage an Hermann Schroeder geplant; außerdem schwebt Neuhoff eine Wiederbelebung großer Chorkonzerte vor, wie sie im 19. Jahrhundert zum Beispiel im Kölner Gürzenich stattfanden. Die Chancen stehen nicht schlecht: Mehr als 200 Sänger hat Neuhoff jetzt schon sicher.

Georg Friedrich Händel: Judas Maccabaeus. Sonntag, 3. November, 20 Uhr, Philharmonie Köln. Karten unter anderem in den Geschäftsstellen des General-Anzeigers.

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