Schneller zum Ballermann Mallorca träumt von einer Tram

Schneller von Palma an die Playa, das wünschen sich Touristen schon lange. Inselpräsidentin Armengol will jetzt mit dem milliardenschweren EU-Wiederaufbaufonds eine Tram auf die Schiene bringen.

 Die als «Roter Blitz» bekannte Straßenbahn fährt durch Port de Soller.

Die als «Roter Blitz» bekannte Straßenbahn fährt durch Port de Soller.

Foto: dpa/---

Die Idee klingt verlockend. Mallorca will eine Straßenbahnstrecke bauen, welche die Inselhauptstadt Palma mit den Touristengebieten an der Playa de Palma verbindet. Auch das „Ballermann“-Viertel, in dem vor allem deutschsprachige Partyurlauber feiern, soll eine Haltestelle bekommen. Genauso wie der am Weg liegende internationale Airport, sodass die Fluggäste dann per Bahn vom Terminal nach Palma oder in den östlich gelegenen Urlaubsort El Arenal fahren könnten.

Mallorca-Reisende ärgert schon seit Jahren die schlechte Verkehrsanbindung des Flughafens, der acht Kilometer von Palma entfernt liegt. Er ist immerhin das größte Urlauberdrehkreuz Spaniens. Aber in Sachen Erreichbarkeit ist der Airport, auf dem jedes Jahr 30 Millionen Reisende abgefertigt werden, ein Provinzflughafen geblieben. Denn es gibt keinen Schienenanschluss.

Millionen Feriengästen bleibt somit zur Weiterreise ins Hotel oder in die Ferienwohnung nur das Taxi, der Bus oder ein Selbstfahrer-Mietwagen. Diese sind aber in der Hochsaison nicht immer so einfach zu ergattern: Die Mietwagen sind dann oftmals ausgebucht. An den Taxi- und Bushaltestellen gibt es zuweilen lange Schlangen. Und die Tarife sind auch nicht gerade günstig: Das Busticket kostet fünf Euro pro Person, die Taxifahrt in die Stadt oder an die Playa de Palma 20-30 Euro.

Eine Straßenbahn würde also Sinn machen. Umweltschützer beklagen schon länger, dass es auf Mallorca zu wenig Schienenverbindungen gebe. Nicht nur im Inselsüden, wo der Ballungsraum Palma liegt, sondern auch im Norden Mallorcas, wo beim Öffentlichem Nahverkehr „Zustände wie in der Dritten Welt“ herrschten.

400 Millionen Euro für Streckenbau

Aber es gibt ein großes Hindernis, um den Plan von der Trambahn, der schon über zehn Jahre in der Schublade schlummert, Wirklichkeit werden zu lassen: Es fehlt das Geld. Rund 400 Millionen Euro soll der Streckenbau kosten. Doch die Kassen der Inselregierung sind leer, weil mit der Coronaepidemie der Tourismus und damit die Steuereinnahmen zusammengebrochen sind. „Mit unseren eigenen Mitteln ist dieses Projekt nicht machbar“, bekennt der regionale Verkehrsminister Marc Pons.

Im Jahr 2020 kamen wegen Corona nur noch zwei Millionen in- und ausländische Urlauber auf die Insel, in normalen Jahren sind es 12 Millionen Feriengäste. Und auch 2021 dürfte noch schwierig werden: Mallorca ist wegen vieler Ansteckungen weiterhin Hochrisikogebiet; die Hoteliers haben die Ostersaison bereits abgeschrieben. Und wie es bis zum Sommer aussieht, weiß niemand.

Angesichts der Finanznot soll nun Europa den Traum von der Tram retten. Inselpräsidentin Armengol setzt auf den milliardenschweren EU-Wiederaufbaufonds, mit dem Brüssel den besonders von der Pandemie getroffenen Ländern unter die Arme greifen will. Das Tourismusparadies Spanien ist eines der am härtesten betroffenen Territorien Europas: Allein in der Urlaubsoase Mallorca brach die Wirtschaftsleistung in 2020 um 21 Prozent ein.

Das ambitionierte Bahnprojekt passt zu den Vorgaben des Wiederaufbaufonds, mit dem unter anderem die Verkehrswende angeschoben werden soll. Diese Wende ist auch auf Mallorca bitter notwendig, wo seit Jahren wachsende Mietwagenschlangen und Touristenbus-Karawanen für immer größere Abgaswolken sorgen.

Es gebe also einen ganz klaren Bedarf für die Bahn, sagen die Planer: Mit 13 Millionen Fahrgästen jährlich seien die Busse zum Flughafen und an die Playa de Palma bisher das meistgenutzte öffentliche Verkehrsmittel der ganzen Insel. Baubeginn könnte, wenn das EU-Geld fließt, schon 2023 sein, heißt es. Und neben dieser Küstenbahnlinie will man dann gleich noch eine zweite Trambahnstrecke von Palmas City zum nördlich gelegenen Krankenhaus Son Espases konstruieren.

In der Öffentlichkeit stieß der Straßenbahnplan freilich auf ein geteiltes Echo, wie sich in den Leserbriefspalten der Inselzeitungen spiegelt. „So werden die EU-Coronahilfen verschleudert“, hieß es dort. Oder: „Man sollte das Geld für Wichtigeres verwenden.“ Etwa um die Tourismusbetriebe der Insel zu unterstützen, die mangels Einnahmen vor dem Bankrott stehen.

Aber es gab auch viel Zustimmung für Mallorcas Idee, mit der Straßenbahn in die Zukunft zu fahren. „Die Playa de Palma ist einer der wichtigsten Touristenorte Europas“, schrieb ein deutscher Inselkenner im Forum der Mallorca Zeitung. „Und dieser Ort verdient es, dass für die Infrastruktur etwas getan wird, um attraktiv zu bleiben.“

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