Bodo Hombach: Viel Platz für viel Raum

BERLIN · Mit einem Millionengeschäft hat der WAZ-Konzern nach monatelangem Gezerre seine Eigentumsverhältnisse neu geordnet. Petra Grotkamp übernimmt die Mehrheit an der Mediengruppe. Geschäftsführer Bodo Hombach steht nicht mehr an der Spitze, hat aber jetzt mehr Zeit für seinen Job an der Bonner Uni.

 Bodo Hombach.

Bodo Hombach.

Foto: dapd

Günther Grotkamp ist ein Mann mit besonderem Humor. Scharf, manchmal auch demütigend. Als der langjährige Geschäftsführer der WAZ-Gruppe unzufrieden mit einem seiner Nachfolger war, soll Grotkamp auf die Frage, was den Unterschied zu dem von der rivalisierenden Familie Brost in der WAZ-Gruppe bestellten Geschäftsführer, Bodo Hombach, ausmache, gesagt haben: "Wenn Hombach den Raum betritt, füllt er ihn aus. That's the difference." Seit Jahrzehnten sind die Gesellschafterfamilien der WAZ-Gründer Jakob Funke (konservativ) und Erich Brost (sozialdemokratisch) verfeindet und bekämpfen sich bis vors Gericht.

Hombach wird das Bonmot aus dem Munde Grotkamps, Mitglied der Gesellschafterfamilie Funke im Konzern, trotzdem gerne gelesen haben. Denn der langjährige SPD-Politiker, einstige Wahlkampfmanager von SPD-Kanzlerkandidat Johannes Rau und Berater des ehemaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder (SPD) füllt gerne Räume aus.

Nur wird dies der frühere Kanzleramtsminister und spätere EU-Kosovo-Beauftragte bald nicht mehr in der WAZ-Mediengruppe tun, jedenfalls nicht leitend operativ. Mit dem zu Wochenbeginn vollzogenen Verkauf der Anteile der Brost-Erben an Petra Grotkamp, eine der Töchter von Firmengründer Funke, wird auch Hombach als Geschäftsführer der Brost-Familie ausscheiden. Der gut 500 Millionen Euro schwere Verkauf des 50-Prozent-Anteils der Brost-Erben ist einer der größten Coups der jüngeren deutschen Mediengeschichte. Petra Grotkamp - und dahinter ihr Mann Günther - kontrolliert damit 66,6 Prozent der Mediengruppe.

Hombach erklärte, sein Rückzug von der Spitze sei "seit langem einvernehmlich vereinbart und wird jetzt vollzogen". Das Gehalt bezieht er bis 2015. Jetzt bleibt mehr Zeit für seine Bonner Projekte: Seit Frühjahr 2011 hat er einen Lehrauftrag an der Universität. Zudem ist er ehrenamtlicher Präsident der neuen Akademie für Forschung und Lehre praktischer Politik (BAPP), einem von Unternehmen finanzierten, an der Uni angegliederten Institut. Für BAPP lässt Hombach Drähte glühen: Im Kuratorium sitzen Evonik-Chef Klaus Engel und DGB-Chef Michael Sommer; als Referenten sind der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel und Springer-Boss Mathias Döpfner vorgesehen.

Auch seinen Hobbys kann sich Hombach nun widmen. Der beleibte Zwei-Meter-Mann liebt Essen, Trinken, Elvis Presley und früher auch Stierkampfausflüge nach Pamplona. Wenn er in seinem Haus in Mülheim/Ruhr für Freunde auftischt, dann richtig. Gäste erzählen, Hombach habe an einem einzigen Abend erst ein Fisch-, dann ein Fleisch-, danach ein Käse- und schließlich noch ein Schokoladenfondue aufgefahren.

Der WAZ bleibt Hombach verbunden und steht "beratend zur Verfügung". Auf Bitte der neuen Eigentümerfamilien Grotkamp, Schubries und Holthoff-Pförtner wird der 59-Jährige die Mediengruppe weiter in dem von ihm selbst moderierten Initiativkreis Ruhr, einem Zusammenschluss von 68 führenden Wirtschaftsunternehmen, vertreten.

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