"Angelockte" Bewerber vor verschlossenen Türen

Mehr als elf Prozent ausländische Studenten in Bonn - Unis klagen über Mängel bei der Beratung

Bonn. Seit Jahren wollen die deutschen Hochschulen ihre Studiengänge internationaler machen, mehr ausländische Studierende anlocken. Mit gewissem Erfolg: In Bonn sind über elf Prozent der Studierenden Ausländer, bei den "Erstis" des Wintersemesters sogar fast 18 Prozent. Doch es zeigt sich, dass die Hochschulen diesem Ansturm nicht gewachsen sind.

Im Bonner Wissenschaftszentrum tagten dazu die Leiter der Akademischen Auslandsämter. Liselotte Krickau-Richter, Leiterin des Dezernats für internationale Angelegenheiten an der Uni Bonn, brachte das Problem auf den Punkt: "Wir locken die Ausländer an, und bei uns rennen sie gegen verschlossene Türen. Die Bewerber werden nicht beraten und erfahren nicht einmal, wie es um ihren Antrag steht. Das geht so nicht."

Tatsache ist: Das Personal der Auslandsämter wurde trotz des gestiegenen Andrangs nicht aufgestockt. "Sie stehen personell mit dem Rücken zur Wand", sagte DAAD-Generalsekretär Christian Bode.

Nach Krickau-Richters Auffassung muss das Zulassungsverfahren "radikal geändert werden". Zunächst sei eine bessere Information über spezifische Zulassungsvoraussetzungen nötig, "damit die Bewerbungen so gefiltert werden können, dass sie besser zum Angebot der jeweiligen Hochschule passen".

Ferner brauche man eine qualitätsorientierte Auswahl. Krickau-Richter: "Es geht hier nicht mehr um Quantität, sondern darum, qualifizierte Studienbewerber nach Deutschland zu holen." Dies scheitere auch daran, dass die Bewerbungstermine hierzulande später liegen als in anderen Ländern: Nach Deutschland kämen nur solche, die dort nicht zum Zuge gekommen sind.

Diskutiert wurde bei der Tagung, ob zentrale Bewertungsstellen bei der Auswahl der ausländischen Studierenden Vorteile bringen. Zumindest könnten sie die Echtheit und Gleichwertigkeit der vorgelegten Zeugnisse prüfen und so Aussagen über die Zulassungsfähigkeit machen. Die qualitative und fächerbezogene Auswahl solle aber dann bei der Hochschule liegen.

Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) hat zur verstärkten Internationalisierung der Hochschulen fünf große Förderprogramme neu aufgelegt. Es wurden Bachelor- und Master-Studiengänge entwickelt, die mit dem amerikanisch-britischen System besser kompatibel sind.

Und auch in punkto Marketing haben die deutschen Unis dazugelernt: Man präsentiert sich auf Hochschulmessen, hat bunte Prospekte entwickelt und ist im Internet mit der 35 Millionen Mark teuren Werbekampagne "Hi Potentials!" präsent.

Auch Ulrich Grothus, stellvertretender Generalsekretär des DAAD, bekräftigte, dass das Ziel nicht einfach mehr, sondern mehr erfolgreiche ausländische Studierende sein müssten. Deutschkenntnisse sollten dabei nicht überbewertet werden: "Die kann man verbessern, den IQ nicht."

Einfacher wird die Auswahl, wenn sich Ausländer mit Bachelor-Abschluss für einen deutschen Master-Studiengang bewerben, denn dort werde es festgelegte Kriterien geben. Und woher das Personal? Bode: "Die Hochschulen werden umschichten müssen und einige Studiengänge schließen, um den Service zu erhöhen."

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