Das Kreuz mit der Kröte

Der Naturschutz und der Papst: Wie der Weltjugendtag in den Rhein-Erft-Kreis entschwand

  Bufo calamita:  Die Kreuzkröte steht dem Papstbesuch in Hangelar entgegen.

Bufo calamita: Die Kreuzkröte steht dem Papstbesuch in Hangelar entgegen.

Auf Bufo calamita sind die Sankt Augustiner - und nicht nur die - nicht mehr ganz so gut zu sprechen. Steht das Tierchen, gemeinhin Kreuzkröte genannt, doch mehr oder weniger unfreiwillig Pate für die wohl größte Enttäuschung, die die Stadt, und mit ihr die gesamte Region, in diesem Jahr erlebt hat. Die Abschlussmesse des Kölner Weltjugendtages am 21. August 2005 mit dem Papst und rund einer Million junger Christen wird nicht auf dem Areal des Hangelarer Flugplatzes gefeiert, weil die Pilger die Krötenpopulation zertrampeln könnten.

Nun richtet sich der Ärger nicht gegen das Tierchen an sich, sondern gegen diejenigen, die sich ganz besonders für den Schutz des zweifelsohne schützenwerten Geschöpfes einsetzen. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) etwa oder die eigens ins Leben gerufene Schutzgemeinschaft Hangelarer Heide haben das - gemessen an der Besucherzahl - wohl größte zu erwartende Ereignis in der Region verhindert, eben auch wegen Bufo calamita. Die Teilnehmer pilgern nun in den Rhein-Erft-Kreis auf das "Marienfeld", ein ehemaliges Braunkohleabbaugebiet westlich von Köln.

Doch nicht nur Kröten, schützenswerte Gewächse wie etwa die Heidenelke sowie äußerst hartnäckige Naturschützer und Klagen standen der Papstmesse in der Hangelarer Heide entgegen.

Munition und Granaten aus dem Zweiten Weltkrieg hätten mit großer Wahrscheinlichkeit zum Schutze Seiner Heiligkeit und der Pilger großflächig entsorgt werden müssen - ein teures Unterfangen in einer finanziellen Größenordnung von mehreren Millionen Euro. Das Risiko wollte keiner übernehmen. Nicht die Bundesrepublik als Eigentümerin des Areals, auch nicht die Weltjugendtags GmbH als Veranstalter - Patt für den Papst.

Weil die Weltjugendtags-Macher schon unter Zeitdruck standen, blieb nur der Abschied von Hangelar. Viele sind immer noch darüber traurig, aber nicht wenige vielleicht auch ganz froh. (mic)

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