Vereinsgeschichte 140 Jahre Turnverein Remagen

REMAGEN · 19 Männer machten den Anfang: Vor 140 Jahren schlug die Geburtsstunde des erfolgreichen Turnvereins Remagen. In den vergangenen 20 Jahren starteten etwa wiederholt Karateka bei Europa- und Weltmeisterschaften.

 Mit der restaurierten Fahne: (von links) Herbert Georgi, Jürgen Pföhler, Melissa Rathmann, Gerhard Odenthal, Otto von Lom und Jürgen Gausmann.

Mit der restaurierten Fahne: (von links) Herbert Georgi, Jürgen Pföhler, Melissa Rathmann, Gerhard Odenthal, Otto von Lom und Jürgen Gausmann.

Foto: Martin Gausmann

Turnen war ihre Leidenschaft. Das erste Protokollbuch hält fest, dass 1877, am 7. September, 19 Remagener Männer beim Wirt Josef Allmang den Turnverein (TV) Remagen gründeten.

Auf den Tag genau feierte der Verein im Rathaus Remagen seine Geburtsstunde vor 140 Jahren. Vor den Übungsleitern, Vorstandsmitgliedern und Sponsoren blickte der Vorsitzende Otto von Lom auf die Historie des mittlerweile über 700 Mitglieder zählenden TV Remagen und damit des ältesten Sport treibenden Vereins im heutigen Kreis Ahrweiler. Möglich sei, dass die Remagener TV-Gründer im Sinne von Turnvater Jahn motiviert gewesen seien, der um 1800 mit Sport die Wehrertüchtigung zu steigern suchte. Sicher ist: „In der Anfangszeit fand Turnen im Freien statt, bei Wind und Wetter.“

Man weiß von frühen Turnplätzen oberhalb des Remagener Krankenhauses und an der Waldburg. Nach dem Ersten Weltkrieg trainierten die Turner zeitweise in der Maristenschule und in Tanzsälen, nach dem Zweiten Weltkrieg in Turnhallen. Die erste moderne kleine Sporthalle wurde 1964 an der Volksschule erbaut.

Melissa Rathmann wurde Vize-Weltmeisterin

Enormen Aufschwung brachte die Nachkriegszeit. Mehr als 800 Mitglieder gehörten in der Spitze dem Verein an, der neben dem Turnen inzwischen auch Judo und Leichtathletik, Prellball und Volleyball anbot. Zu Recht stolz machten sportliche Erfolge: 1968 stiegen die Judokas in die Bundesliga auf und behaupteten sich zwei Jahre lang. Ballspieler und Leichtathleten zeigten sich leistungsstark bei Bezirks-, Landes- bis hin zu Deutschen Meisterschaften.

„In den letzten Jahren haben Rhönradler und Karatekas an Europa- und Weltmeisterschaften teilgenommen“, betonte von Lom. In den vergangenen 20 Jahren starteten etwa wiederholt Remagener Karateka bei Europa- und Weltmeisterschaften. Jüngstes Beispiel, „der größte Erfolg der Vereinsgeschichte“, dazu „natürlich, freundlich und hilfsbereit“, so Bürgermeister Herbert Georgi, ist Melissa Rathmann, die bei den Japan Karate Association World Championships 2017 in Limerick, Irland, Vize-Weltmeisterin wurde. Georgi verehrte der Sportlerin dafür einen Original-Brückenstein von der Remagener Brücke.

Der Vorsitzende von Lom hob jedoch hervor, dass jenseits der Spitzenleistungen die Stärke des Vereins im Breitensport liege und das Wichtigste im Verein die Mitglieder seien. Als besonderes Verdienst griff Gratulant Landrat Jürgen Pföhler das „ehrenamtliche Engagement um den Nachwuchs“ heraus. Denn die Hälfte der Mitglieder sind Kinder und Jugendliche. „Zweistellige Millionenbeträge zahlt der Kreis für Jugendliche, die auf die schiefe Bahn kommen. Da ist es hundertmal besser und billiger, wenn Jugendarbeit von Vereinen gemacht wird“, sagte Pföhler.

Spitzenleistungen, aber auch Breitensport

Wichtig war dem Landrat auch, dass der TV, dem demografischen Wandel folgend, neben dem Spitzensport und dem Kinderturnen, Freizeit- und Gesundheitssport, in der „Gymwelt“ auch spezielle Programme für Herz- und Rehasport durchführt. „So, wie Sie aufgestellt sind, mache ich mir um den Verein keine Sorgen“, lobte der Kreis-Chef. Aktuell praktiziert der TV die Sportarten Gymnastik, Yoga, Wandern, Nordic Walking, Herz-/Rehasport, Volleyball, Judo, Karate, Kickboxen und Leichtathletik. Moderne Sportarten stehen auch fortan im Fokus, gemäß der Vereinsdevise „zukunftsorientiert und traditionsbewusst“.

Das schließt natürlich auch einen mindestens 100 Jahre bestehenden Repräsentanten ein: Jürgen Kausmann, 2. Vorsitzender, stellte der Versammlung die vor einigen Monaten in der Textilwerkstatt Nonnenwerth restaurierte historische Vereinsfahne vor. Das vorne rotsamtene Textil, das auf der Rückseite den Schriftzug „Von der Bürgerschaft gewidmet“ um das Remagener Wappen und Eichenlaub aufweist, wurde in 160 Arbeitsstunden komplett in Handarbeit restauriert. Ihren ersten Einsatz hatte die Fahne bereits beim diesjährigen Deutschen Turnfest.

140 Jahre Vereinsgeschichte boten nicht zuletzt einen erfreulichen Anlass, die ältesten und langjährigsten Mitglieder hervorzuheben. Als älteste demnächst 90-jährige Mitglieder wurden Irene Werhahn, die nicht anwesend war, und Helmut Makein ausgezeichnet. Die langjährigsten Mitglieder sind die Ehrenvorsitzende Gertrud Wagner mit 68 Jahren Zugehörigkeit und Jürgen Müller mit 63 Jahren, die erfreut ein Präsent entgegennahmen.

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