Abschied von Kardinal Meisner Kölsche Feier und festliches Pontifikalamt

KÖLN · Locker und fröhlich, aber auch ernst und besinnlich am Vormittag, am Nachmittag dann sehr feierlich - das Kölner Erzbistum hat Joachim Kardinal Meisner am Sonntag mit einer Feierstunde im Gürzenich und einem Pontifikalamt im Dom als Erzbischof verabschiedet. Es war zudem die Nachfeier zu Meisners 80. Geburtstag und das Fest zu seinem Jubiläum 25 Jahre Erzbischof von Köln.

 Ein Danke auf den T-Shirts: Für Joachim Kardinal Meisner sangen Jungen aus dem Kölner Domchor und Mitglieder des Mädchenchors am Kölner Dom.

Ein Danke auf den T-Shirts: Für Joachim Kardinal Meisner sangen Jungen aus dem Kölner Domchor und Mitglieder des Mädchenchors am Kölner Dom.

Foto: Thilo Schmülgen

"Heiter und ehrlich" fand der Trierer Bischof Stephan Ackermann die Feier vor 900 Gästen im Gürzenich. Sein Dresdner Kollege und frühere Kölner Weihbischof Heiner Koch fühlte sich "gleich wieder zu Hause" und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, sprach von einer "richtig schönen kölschen Feier".

Die Bläser der Dommusik hatten zuvor "In unserem Veedel" und den Weltjugendtag-Hit "Jesus Christ, you are my life" gespielt. Die Kinder aus dem Domchor sowie dem Mädchenchor sangen für den ehemaligen Hauptstadt-Erzbischof Meisner von der Berliner Luft. Lange Reden gab es nicht, stattdessen kurze Filme über Meisners 25 Jahre in Köln und Interviews, in denen zum Ausdruck kam, dass es viele nicht immer leicht mit dem Kardinal hatten.

So sprach Thomas Nickel, der Vorsitzende des Diözesanrats und damit oberste Laie im Erzbistum, "von einer Zeit des miteinander Ringens um die richtigen Lösungen". Sylvia Löhrmann, stellvertretende NRW-Ministerpräsidentin und Mitglied im Zentralkomitee der Katholiken, hob hervor, dass Meisner ein "streitbarer Geist sei, der Freude an Auseinandersetzung und Widerspruch hat".

Da konnte sie noch nicht wissen, dass der Kardinal später einen weiteren seiner vielen herausfordernden Sätzen sagen sollte. Im Gespräch mit Moderator Stephan Kulle erinnerte Meisner an seine Einführung 1989 und daran, dass ein junger Mann ihm ein "Buh" nachgerufen hätte. "Da kam eine Frau und gab ihm eine auf den Mund", erzählte er, "sehen Sie, das ist die Rolle der Frau in der katholischen Kirche." Wenige klatschten, manche lachten, und der Moderator wusste nicht so recht, was er sagen sollte.

Und was bleibt von Meisner? Für den Protestanten Schneider war er "ein zuverlässiger Partner, der sich stets um die Ökumene bemühte", wie er dem GA sagte. Das sei in der Öffentlichkeit oft nicht übergekommen. Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck imponierte "die Festigkeit im Glauben".

Den Dresdner Bischof Koch beeindruckte "das tiefe Urvertrauen auf Gott" und der große Arbeitseifer des Kardinals. "Klarheit und Kompromisslosigkeit in den wesentlichen Dingen" hob der Trierer Bischof Ackermann als Attribute Meisners hervor. Die drei gelten auch als Nachfolgekandidaten in Köln, doch bei Nachfragen zu diesem Thema wollten sie am liebsten gleich das Gespräch beenden.

Papst Franziskus verglich den ausgeschiedenen Kölner Erzbischof mit dem biblischen Abraham. Als Johannes Paul II. ihn aus Berlin - gegen seinen Willen - nach Köln berief, sei er "im Gehorsam aufgebrochen, gleichsam als Vorbote der Wende in Deinem Heimatland", schrieb der Papst in einem Grußwort.

Dass sich Meisner "nicht hinter diplomatischen Floskeln und vorsichtigen Formulierungen versteckt" habe, lobte der scheidende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch. In diesem Sinne hielt Meisner Sonntagnachmittag im Dom auch seine Predigt, nämlich als Plädoyer für das Beten.

"Wer Gott anbetet, steht am richtigen Ort", sagte der Kardinal und fügte hinzu, "wo der Mensch nicht mehr in Anbetung niederkniet, dann geht die Sonne unter, dann naht die große innere Kälte." Viel Weihrauch, ein feierliches Orgelspiel und schier endlose Reihen von Messdienern, Kardinälen, Bischöfen und anderen Priestern unterstrichen die Feierlichkeit des Tages.

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