Konfirmation in Bad Honnef „Wer aufhört zu fragen, erwartet nichts mehr vom Leben“

BAD HONNEF · 37 junge Frauen und Männer gehen unter dem Motto „What's up?“ zur Konfirmation. Das Smartphone bleibt aus, spielt aber eine wichtige Rolle.

 Die Konfirmanden mit den Pfarrern Uwe Löttgen-Tangermann (l.) und Britta Beuscher (r.).

Die Konfirmanden mit den Pfarrern Uwe Löttgen-Tangermann (l.) und Britta Beuscher (r.).

Foto: Frank Homann

Gleich zweimal folgten die Mitglieder der Evangelischen Kirchengemeinde Bad Honnef am Samstag und Sonntag dem Glockenläuten in die Erlöserkirche: In festlichen Gottesdiensten feierten dort insgesamt 37 Konfirmandinnen und Konfirmanden mit je rund 450 Gästen die Bekräftigung ihres Glaubens. Ein Wochenende lang drehte sich alles um die nächste Generation heranwachsender Christen – und ihr technisches Lieblingsaccessoire.

Unter dem Motto „What's up?“, zu Deutsch: „Was geht?“, standen die Predigten, die Pfarrer Uwe Löttgen-Tangermann und seine Kollegin Britta Beuscher in lebendigem Dialog hielten. In der heutigen Zeit, sagte Löttgen-Tangermann und zückte das Smartphone, sei es wichtig, nichts zu verpassen – und mit dem Handy sei man immer auf dem neuesten Stand: „What's up per Whatsapp, sozusagen“.

Was jemand, der ein herrenloses Smartphone auf der Straße auflese, denn über dessen Besitzer erfahren könne, fragte Beuscher daraufhin. „Viel“, lautete die Antwort, „aber bei weitem nicht alles. Ich will ja gar nicht, dass alles immer für alle sichtbar ist.“ Andere sähen stets nur einen Teil der eigenen Persönlichkeit; das Peinlichste, Bedrückendste und Intimste jedoch bleibe privat.

Auf die Frage „Wer bin ich?“, die die Konfirmanden auch im Zuge ihres Konfirmandenjahres ergründeten, gebe es daher kein Patentrezept für eine einfache Antwort, sondern bloß eine Antwort des Glaubens – denn Gott kenne jeden Menschen, auch mit allen seinen verborgenen Seiten. Das sei eines der wenigen, aber wesentlichsten Dinge, für die ein Smartphone nichts tauge: Es gebe kein „Gottsapp“, diesen Glauben müsse stattdessen jeder für sich selbst erleben.

Auch die Fragen „Was wird aus mir werden?“ und „Wie wird es weitergehen?“, mit denen sich die Jugendlichen und ihre Eltern schon bald auseinandersetzen müssten, seien nicht theoretisch ergründbar. Vielmehr müssten sie mit dem selbst gewählten Lebensweg beantwortet werden. Als Christen könnten sich die Konfirmanden jedoch stets mit all ihrer Unsicherheit an Gott wenden – denn das Vertrauen darauf, „da geht einer mit mir und gibt mir Kraft, Hindernisse zu bewältigen“, verleihe dem Leben Festigkeit, so Löttgen-Tangermann.

Deshalb: „Wir wünschen euch, dass ihr neugierig bleibt und dass Gott eurem Leben viele Fragen schenkt“, gaben die Pfarrer den Konfirmanden mit auf den Weg. „Denn wer aufhört zu fragen, der erwartet nichts mehr vom Leben.“ Und während bei allen kleinen Fragen des Alltags das Smartphone als Wegweiser diene, sollten die jungen Christen stets darauf vertrauen können, „dass bei allen großen Fragen des Lebens jemand da ist, der mir zur Seite steht“.

Musikalisch begleitet wurden die Gottesdienste vom Gospelchor 'n Joy und vom Posaunenchor der Kirchengemeinde; Jugendleiter Andreas Roschlau las aus dem Matthäus-Evangelium. Die Smartphones blieben übrigens, ganz im Sinne der Predigt, einen Nachmittag lang ausgeschaltet. Denn auf ebenjene ganz großen Fragen, um die die Gottesdienste kreisten, hätte Siri ohnehin keine Antwort zu geben gewusst.

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