Probsthof-Projekt in Niederdollendorf Der neue Kindergarten steht auf der Kippe

Königswinter · Der geplante integrative Kindergarten, den das Evangelische Kinder- und Jugendheim Probsthof in der Talschiene bauen will, wird zur Hängepartie. Der bereits gerodete Standort an der Hauptstraße wurde von der Bezirksregierung Köln nun als Hochwasserregion eingestuft.

 Platz für 140 Kinder und Jugendliche bietet der Probsthof in Niederdollendorf.

Platz für 140 Kinder und Jugendliche bietet der Probsthof in Niederdollendorf.

Foto: Frank Homann

Dies bedeutet für den dringend benötigten Kindergarten zwar noch nicht das Aus, ein herber Dämpfer ist es aber allemal. Eine Nachmessung soll nun klären, ob diese Einstufung zurückgenommen werden kann. Sollte das gelingen, nimmt die Umsetzung des Bauvorhabens ihren Lauf.

Falls nicht, so prognostiziert Probsthof-Leiter Ulrik Dyckerhoff, werde es nur mit "deutlich höherem finanziellen Aufwand" zu realisieren sein. Das sieht die Bezirksregierung anders: Auf GA-Anfrage hieß es, in Hochwassergebieten seien keine baulichen Veränderungen möglich. Ein endgültiges Aus bedeutet dies jedoch noch nicht, die Gespräche unter allen Beteiligten dauern an.

Vor etwa eineinhalb Jahren hat die Planung des viergruppigen Kindergartens begonnen. Auch auf Bitte der Stadt. Gerade in der Talschiene fehlt es an Kindergarten-Plätzen, erst recht in der U 3-Betreuung. Der geplante Kindergarten würde somit dem gesamten Einzugsgebiet Niederdollendorf zugutekommen.

Der ideale Ort wäre es allemal: viel Platz, ein weitläufiges Außengelände, gut abgetrennt vom Straßenverkehr. "Die Einstufung, die schon jetzt zu einer Verzögerung führt, ist daher eine Katastrophe für die Region", sagte Dyckerhoff. Den Probsthof erreichen in diesen Tagen aber nicht nur schlechte Nachrichten. Gestern erhielt die Einrichtung eine Geldspende von Mitarbeitern des Bundesinnenministeriums (siehe Info-Kasten). Geld, das das Haus gut gebrauchen kann.

Alle 140 Heimplätze sind zurzeit belegt. Die Zahl der Fälle, in denen Kinder kurzfristig oder dauerhaft aus ihren Familien genommen werden, stiegen zuletzt landesweit deutlich an. Das spürt man auch im Probsthof. Die Herkunft der Kinder habe sich in den vergangenen Jahren drastisch verändert, berichtet Probsthof-Sprecher Gerd Reusch: "Heute ist etwa jedes zweite Kind aus dem Mittelstand. Die Wohlstandsverwahrlosung ist größer denn je."

Kinder eben, die alles bekommen, nur keine Liebe und Erziehung. "Zu uns kommen Kinder, für die es neu ist, geweckt zu werden und ein Frühstück vorzufinden. Wir geben ihnen einen geregelten und strukturierten Alltag", sagte Reusch. Das Ziel sei aber, die Kinder schnell in die Familien zurückzuführen oder ihnen einen Einstieg ins Berufsleben zu ermöglichen. In den 115 Jahre alten Gebäuden können Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene im Alter bis 27 Jahre in sieben Wohngruppen leben.

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