Hochschule Bonn-Rhein-Sieg Die verrückte Studentenfuttermaschine

Sankt Augustin · Studierende der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg bauen Nonsenskonstruktion – und ein Notbett für Flüchtlinge.

 Brücken gebaut haben die Studenten während der Projektwoche. Am Freitag mussten die Konstruktionen den Belastungstests widerstehen.

Brücken gebaut haben die Studenten während der Projektwoche. Am Freitag mussten die Konstruktionen den Belastungstests widerstehen.

Foto: Thomas Heinemann

Drei Wochen lang haben sie geplant, experimentiert, berechnet, gebaut und dokumentiert. Gestern präsentierten die Studierenden des Fachbereichs Elektrotechnik, Maschinenbau und Technikjournalismus der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg ihre kleinen Maschinen, Konstruktionen, Tüfteleien und auch ein Projekt, das bereits im Vorfeld auf großes Interesse bei der Stadt Sankt Augustin gestoßen ist: die Konstruktion eines günstigen, komfortablen, leicht zu bauenden Notbetts für Flüchtlinge. 13 Studierende unter Leitung des Lehrbeauftragten Claus Bachmeier beschäftigten sich mit dieser Aufgabe.

Herausgekommen ist ein stapelbares Etagenbett mit vielen Raffinessen. Bachmeier zeigte sich begeistert: „Dem Projekt liegt eine sehr konkrete Nachfrage zugrunde und es sind ungeheuer viele Gedanken eingeflossen.“

In Gesprächen mit Flüchtlingen habe man deren Bedürfnisse ermittelt, berichtet Maschinenbaustudent Ahmet Karakale: „Sie wollen Privatsphäre und mit der Familie einen geschützten Bereich für sich haben.“

Das aus Vierkant- und Rundhölzern, Winkeln, Scharnieren zusammengebaute Bett trägt Personen bis 120 Kilogramm Körpergewicht mühelos, ist sowohl aufgebaut wie auch zusammengeklappt leicht und sicher stapelbar und lässt sich zudem mit wenigen Handgriffen zusammenbauen.

„Das ist wirklich kinderleicht, das sind nur vier Schrauben und man kann das sogar alleine aufbauen“, berichten Ahmet Karakale und seine Miterfinder. „Man braucht im Notfall auch keine Matratze und kann die Stoffbahn, auf der man schläft, einfach und schnell waschen.“ Aus hygienischen Gründen wurde unlackiertes Fichtenholz genutzt, dem man eine antibakterielle Wirkung nachgewiesen hat.

Knapp 150 Euro kostete das Material des Prototyps, bei Serienfertigung dürfte der Gesamtpreis für ein Bett bei knapp 70 bis 80 Euro liegen. Zum Vergleich: Ein Etagen-Doppelbett mitsamt notwendiger Matratzen liegt bei 180 bis 200 Euro. „Die Dokumentation und die Pläne liegen vor, man könnte es sofort in großer Stückzahl bauen“, resümierte Mitentwickler Ahmet Karakale.

Längst nicht jede Entwicklung der Projektwoche hat so einen unmittelbaren Nutzen – immer aber einen technischen Hintergrund und Arbeiten in Theorie und Praxis.

Das galt selbst für die Rube-Goldberg-Maschine, die auch gern Nonsens-Maschine genannt wird und am Freitag das Tagespensum eines Studenten vorführte. Das beginnt an der Weckstation mit einem Handy, das herunterfällt und eine Kugel anstößt. Diese setzt wiederum eine Märklin-Bahn in Bewegung, was die Fahrt zur Hochschule symbolisiere, erklärt Maschinenbaustudent Steffen Schwede die ersten Module.

Ein anstrengender Tag: Selbst der Stau auf der Nordbrücke und auch ein Abend mit reichlich Bier unter Freunden – wovon fallende Kronkorken erzählten – wurden in verkettete Aktionen verpackt.

Nach einer kurzen Nacht sollten ein neuer Morgen und die obligatorische Kopfschmerztablette folgen, die in einem Wasserglas landen musste, um die raffinierte Kettenreaktion abzuschließen.

„Jede Station wurde in einem kleinen Team gebaut“, erklärte der Maschinenbaustudent, „und an jeder Station wird eine Zutat in eine gemeinsame Schüssel transportiert, in der am Ende Studentenfutter sein soll.“

So gab es bei diesem Projekt nicht nur etwas Heiteres zu sehen, sondern für die Prüfer auch etwas zum Knabbern.

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