Tischlermeister aus dem Rhein-Sieg-Kreis Experten mit feinem Gespür und gutem Auge
SANKT AUGUSTIN · Mit Liebe zum Handwerk: Fünf angehende Tischlermeister aus dem Rhein-Sieg-Kreis zeigen ihre Werke in Köln.
Am heutigen Samstag schlägt für Florian Keil (20), Kirsten Schumacher (23), Robin Neukirchen (24), Justus Ellendorff (28) und Björn Pütz (27) die Stunde der Wahrheit: Heute erfahren die fünf Tischler aus dem Rhein-Sieg-Kreis gemeinsam mit weiteren 30 jungen Erwachsenen aus der Region, ob sie ihre Meisterprüfung erfolgreich bestanden und damit die Tür zu einer guten beruflichen Karriere weiter geöffnet haben.
Wenngleich Hobel, Winkel und Zirkel bis heute das Wappen des Tischlerhandwerks zieren, hat sich der Handwerksberuf längst zu einem viel umfangreicheren, technisch wie kreativ anspruchsvollen Beruf weiterentwickelt, sagt Matthias Elbracht. Der Tischlermeister sitzt im Vorstand der Tischler-Innung Köln, bei der die angehenden Meister ihre Prüfungen abgelegt haben. "Von der Wiege bis zur Bahre und alles, was im Leben dazwischen ist, gehört zu unserem Aufgabenbereich", sagt Elbracht.
"Vom Boden bis zur Decke können wir einen Raum bearbeiten, ausbauen und ausgestalten", ergänzt Björn Pütz. Der 27-Jährige lernte in einem Schulpraktikum den Beruf kennen und lieben. Die Meisterprüfung decke ein sehr breites Spektrum an Fachwissen ab, erklärt Pütz: "Die Prüfung ist mehr kaufmännisch als handwerklich. Wir mussten ein komplettes Raumkonzept entwerfen und damit einen fiktiven Kundenwunsch erfüllen. In dem Raum musste unser Teilerzeugnis, also unser Meisterstück, integriert sein."
Eine Aufgabe ganz aus der Praxis, sagt Kirsten Schumacher aus Hennef. "Man muss sein Werk auch verkaufen können, also argumentieren, wie der Preis entsteht und warum er gerechtfertigt ist", erklärt die 23-jährige Henneferin, die später eine Stellung als Führungskraft anstrebt.
Dazu absolviert sie, ebenso wie Robin Neukirchen aus Wachtberg, derzeit ein triales Studium des Handwerksmanagements mit integrierter Tischlerausbildung und dem Tischler-Meister. Kaufmännisch zu denken und zu planen, das sei heute besonders wichtig, spricht Meister Matthias Elbracht aus Erfahrung: "Unser Handwerk ist stark im Umbruch. Heute sehen wir uns als Generalunternehmer für individuelle Kundenlösungen. Tischler zeichnen sich durch ein feines Gespür und ein gutes Auge aus. Wir holen für Projekte auch andere Gewerke mit ins Boot und bieten so dem Kunden zum Beispiel die Küche oder den Dachausbau aus einer Hand. Denn heute wollen immer mehr Kunden alles aus einer Hand."
Und genau das könne die Industrie nicht, deren Standards und Serienprodukte eben nicht in jedes Haus und nicht in jede Nische passen, betont Björn Pütz: "Wenn die Industrie etwas auf Maß machen soll, etwa einen Waschtisch, können wir im Preis absolut mithalten. Und es ist immer ein Ansprechpartner in der Nähe."
Das alles mit höchster Qualität, mit Kreativität und Individualität, sagt Justus Ellendorff. Die Liebe zum Handwerk fand der 28-Jährige übrigens, wie nicht wenige, auf Umwegen: "Während meines Jurastudiums saß ich im Praktikum und habe gemerkt, dass ich mich mehr für den Tisch, sein Material und seine Verarbeitung als für Jura interessiert habe."
Zwei Tage später begann er ein Praktikum bei einem Tischler. Keine schlechte Entscheidung, sagt Tischlermeister Matthias Elbracht: An beruflichen Perspektiven, ob in der Selbstständigkeit, in anderen Unternehmen oder auch in der Industrie, mangele es derzeit ebenso wenig wie am Tischlernachwuchs. "Unsere Kurse sind alle voll, die Nachfrage ist sehr groß."
Die Meisterstücke
Ihre Meisterstücke zeigen die Tischler ab Montag, 1. Dezember, eine Woche lang im Haus der Handwerkskammer Köln, Heumarkt 12 in Köln. Die Ausstellung ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Besucher dürfen sich auf ausnahmslos anspruchsvolle Exponate mit hochwertigster Verarbeitung und zum Teil exklusiven technischen Raffinessen freuen, wie man sie so geballt auf keiner internationalen Möbelmesse finden wird, versprechen die angehenden Tischlermeister.