Rheinischer Literaturpreis Siegburg 2012 Auch Füchse werden dement

SIEGBURG · Rheinischer Literaturpreis Siegburg 2012 geht an Kinderbuch-Autor Martin Baltscheit: Im Märchen ist er eigentlich immer schlau und gewitzt, gräbt Hasen Gruben und macht aus Hühnern Braten. "Er lebte lange und wurde alt. Der Fuchs bekam weiße Barthaare, ein paar Narben hier und da und wurde auch ein bisschen vergesslich." An dieser Stelle fängt bei Martin Baltscheit die eigentliche Geschichte erst an.

 Ausgezeichnet: Auch auf der Frankfurter Buchmesse 2011 freute sich Martin Baltscheit über den Jugendliteraturpreis für "Die Geschichte vom Fuchs, der den Verstand verlor".

Ausgezeichnet: Auch auf der Frankfurter Buchmesse 2011 freute sich Martin Baltscheit über den Jugendliteraturpreis für "Die Geschichte vom Fuchs, der den Verstand verlor".

Foto: dpa

Es ist die Geschichte eines alternden Fuchses, der zunehmend vergesslich wird. Mal wirft er die Wochentage durcheinander und besucht schon mittwochs die Kirche, mal vergisst er den Geburtstag eines Freundes und mal vergisst er auf der Jagd das Jagen - in der Fabel vom dementen Fuchs erkennt auch der erwachsene (Vor-)Leser viel Bekanntes aus seinem Umfeld wieder. Demenz und Vergesslichkeit werden hier sensibel und versöhnlich beschrieben.

Jetzt erhielt "Die Geschichte vom Fuchs, der den Verstand verlor" den mit 5000 Euro dotierten Rheinischen Literaturpreis Siegburg 2012. Im Zuge der 33. Siegburger Literaturwochen, die vom 4. bis 18. November 2012 veranstaltet werden, wird Baltscheit den Preis am 13. November entgegennehmen.

Dann steht Baltscheit ab 10.30 Uhr auf der Bühne im Siegburger Stadtmuseum, liest aus seinem Buch, erklärt seine Illustrationen und diskutiert mit Schülern über das Buchthema, für das er sich mehr Verständnis wünscht. Sein persönlicher Zugang zum Thema war eine "schlimme Migräneattacke".

Damals habe er für zwei Wochen seine Sprache verloren. Mit wiederkehrendem Sprachvermögen konnte er dann rückblickend die hilflose Situation der Suche nach den richtigen Worten und die Vergesslichkeit gut nachvollziehen.

Kein Widerspruch sei es für den Düsseldorfer Autor gewesen, ein so schwieriges Thema für Kinder aufzubereiten. "Man kann Kindern alles erzählen", ist Baltscheit sicher. "Man muss die Geschichten nur kindgerecht zubereiten." Vergesslich oder - liebevoll ausgedrückt - schusselig seien schließlich nicht alleine demente Menschen.

"Diese Erfahrung der Vergesslichkeit haben gerade kleine Kinder schon selbst gemacht und deshalb sagt mein Buch auch jedem Kind etwas anderes", weiß Baltscheit aus seiner Erfahrung bei Bücherlesungen.

Die Jury des Rheinischen Literaturpreises Siegburg, der in Baltscheit seinen 13. Preisträger hat, lobt indes das "versöhnliche und liebenswerte Bild", das der Autor mit seinem vergesslichen Fuchs zeichnet.

Gespräch mit dem Autor:
Als Preisträger steht Baltscheit in einer illustren Reihe mit Petra Hammesfahr, Ralf Giordano und Norbert Scheuer. Die Zielgruppe seines Buches stellen Kinder und jugendliche Leser dar. Wie sie selbst mit dem Thema "Demenz und Vergesslichkeit" umgehen, können mit dem Autor bei der Preisverleihung am 13. November ab 10.30 Uhr diskutiert werden. Auch Schulklassen sind herzlich eingeladen, diesen Termin wahrzunehmen - Voranmeldung unter der Rufnummer 02241/9698512 erwünscht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort