Historie Ein Stück Vorgebirge gerettet

Bornheim-Brenig · Seit 50 Jahren gibt ein Vierseithof aus Brenig im Freilichtmuseum Kommern Einblicke ins frühere bäuerliche Leben. Erbaut wurde er um 1556, als die Ortschaft Brenig noch zur Herrlichkeit Bornheim im Kurfürstentum Köln gehörte.

 Vor dem Umzug: Der aus dem 16. Jahrhundert stammende Hof am Breniger Schornsberg.

Vor dem Umzug: Der aus dem 16. Jahrhundert stammende Hof am Breniger Schornsberg.

Foto: LVR-FMK

. Großzügig, einladend und gemütlich wirkt das Haus am Breniger Schornsberg, in dem Margret Kruth (70) seit 1964 lebt. Nichts deutet mehr darauf hin, dass an dieser Stelle einmal eines der ältesten Bauernhäuser des Vorgebirges stand.

Bis Ende der 1950er Jahre lebten Margret Kruths Tanten Anna und Katharina Lux hier in einfachsten Verhältnissen. Ohne Rente und Krankenversicherung führten die unverheirateten Frauen ein äußerst bescheidenes Dasein. „Es gab keinerlei Annehmlichkeiten. Noch nicht einmal einen Arzt konnten sie sich leisten“, so die Tochter der Hoferbin.

Geld für die Instandhaltung des Gebäudes war ebenfalls nicht übrig, weshalb das alte Gemäuer nach und nach verfiel. „Ich erinnere mich, dass ich mit zwölf Jahren einmal bei meinen Tanten putzen musste“, sagt die 70-Jährige. „Aber da gab es nicht viel zu putzen.“

Nach dem Tod der letzten Bewohnerin Katharina Lux im Jahr 1958 ging der Hof an die Tochter ihres Bruders Jakob über. Nun sollte der aus dem 16. Jahrhundert stammende Vierseithof einem stattlichen Neubau weichen. Doch statt der Abrissbirne rückten Mitarbeiter des Freilichtmuseums Kommern an, vermaßen das Gebäude und bezeichneten alle Holzteile.

„Der bekannte Bornheimer Heimatforscher Norbert Zerlett hatte den damaligen Landeskonservator 1959 auf den drohenden Abriss des Gebäudes aufmerksam gemacht“, berichtet der stellvertretende Leiter des Freilichtmuseums, Michael Faber. „Dieser wiederum nahm Kontakt zum damaligen Direktor des Freilichtmuseums, Dr. Adelhart Zipelius, auf.“ Ausgewählt wurde der Vierseithof aus Brenig, weil im Museum, das 1958 eröffnet worden war, noch keine historische Hofanlage aus dem Vorgebirge vertreten war.

Landeskonservator verhinderte den Abriss

Ab 1960 wurden die Gefache zwischen der Holzkonstruktion sorgfältig entfernt. Die Balken wurden nummeriert, zum Museum transportiert und wiederaufgebaut. „Heute würde man wahrscheinlich die einzelnen Wände am Stück transportieren, um beispielsweise auch Tapeten, Fenster oder Gebrauchsspuren zu erhalten“, meint Michael Faber.

Seit inzwischen 50 Jahren erlaubt der Vierseithof aus Brenig interessierten Besuchern Einblicke in das bäuerliche Leben vergangener Zeiten. Aus Anlass dieses Jubiläums lädt das Freilichtmuseum für Freitag, 22. September, alle Breniger bei freiem Eintritt zum Besuch des Museums ein. Ortsvorsteher Wilfried Hanft: „Es haben sich bereits einige Interessierte angemeldet.“

Auch Margret Kruth wird den ehemaligen Familienbesitz mit ihrer Tochter und ihrer Enkelin, die ebenfalls den Namen Katharina trägt, noch einmal besuchen. „Es ist schön, dass der Hof erhalten wurde – und damit auch die Erinnerung an meine Familie“, sagt sie. Viel Ähnlichkeit habe das Gebäude mit dem Zustand, in dem sie es erlebt habe, heute nicht mehr. „Einige Dinge habe ich schon anders im Gedächtnis.“ Tatsächlich orientierte sich das Museum bei der Inneneinrichtung des Gebäudes am späten 16. Jahrhundert.

Erbaut wurde der Hof um 1556 von Bauer Johann, als die Ortschaft Brenig noch zur Herrlichkeit (Unterherrschaft) Bornheim im Kurfürstentum Köln gehörte und im Vorgebirge Wein- und Ackerbau betrieben wurden. Der fruchtbare Boden und das milde Klima ermöglichten den Bauern eine erfolgreiche landwirtschaftliche Nutzung.

Nach Bauer Johann bewohnten den Hof Peter am Endt und Merten Schorn. 1637 wurde er vom Zisterzienserkloster Blatzheim übernommen. Damals verschwand der Hof zunächst aus der Überlieferung, denn der größte Teil der Archivalien dieses Klosters ging verloren. Wie die Inschrift am Tor verrät, wurde 1785 eine Scheune errichtet. Etwa zu dieser Zeit fand wohl auch eine Hofteilung statt. Auch ein Backhaus wurde errichtet, das neben den Besitzern den ärmeren Dorfbewohnern gegen ein geringes Entgelt zur Verfügung stand.

Am Ende des 19. Jahrhunderts war der Hof im Besitz von Johann Joseph Lux, der ihn später seinen Töchtern Anna und Katharina sowie seinen beiden Söhnen vererbte. Im Museum kann der Hof nicht nur besichtigt werden. Er hat auch einen Teil seiner alten Funktion wiedererhalten.

So birgt die Scheune wieder Heu und Getreide von den Wiesen und Feldern des Museumsgeländes, und in den Ställen sind Tiere untergebracht – weshalb auch der Misthaufen im Hof keine Dekoration ist.

Das 50-jährige Jubiläum des Breniger Hofes will das Freilichtmuseum am Freitag, 22. September, ab 15 Uhr in der Baugruppe Eifel/Eifel-Vorland gemeinsam mit den Brenigern feiern. Diese haben bei Vorlage ihres Personalausweises freien Eintritt.

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