Burg in Lüftelberg Besitzer halten historisches Anwesen in Schuss

MECKENHEIM-LÜFTELBERG · "My home is my castle" sagt man in England und meint dies im übertragenen Sinne. Wörtlich trifft dieser Satz auf Carl-Hubertus und Gudula von Jordans zu. Sie sind Besitzer der Burg Lüftelberg, die auch das Zuhause der Familie ist. Doch das heutige Burgleben ist keineswegs nur märchenhaft-romantisch. Das historische Anwesen stellt seine Eigentümer vor große Herausforderungen.

 Das Schloss in Lüftelberg ist eine alte Wasserburg. Der Wasserstand bereitet Sorgen, da der Grundwasserspiegel gesunken ist.

Das Schloss in Lüftelberg ist eine alte Wasserburg. Der Wasserstand bereitet Sorgen, da der Grundwasserspiegel gesunken ist.

Foto: Roland Kohls

Natürlich sind von Jordans mit der Lüftelberger Historie vertraut, schließlich führen sie auch selbst Gruppen durch ihr Haus. Eine erste Burg, in der die Heilige Lüfthildis lebte, habe es schon um 800 gegeben, berichten sie. Allerdings habe sich dieser frühe Bau unterhalb der Kirche befunden. Das Gebäude am heutigen Standort in der "Schlossstraße" wurde etwa im 12. Jahrhundert erbaut und 1260 erstmals urkundlich erwähnt.

Seit dem 15. Jahrhundert umgibt ein Wassergraben den Komplex. Etwa zeitgleich wurden die Rundtürme errichtet, die ihm die wehrhafte Gestalt verleihen. Daher sei es eher eine Burg und kein Schloss, erklärt von Jordans. Den letzten großen historischen Umbau unternahm Josef Clemens von der Vorst zu Lombeck zwischen 1775 und 1780. Er ließ die Anlage durch den Hofbaumeister des Kurfürsten Clemens August, Johann Heinrich Roth, nach dem Vorbild von Versailles umgestalten.

Prunkstück und zentraler Raum ist auch heute noch der barocke Gartensaal, der mit Stuck und Grisaille-Malereien mit Motiven aus Lafontaines Fabelwerk versehen wurde. 1827 gelangte das Anwesen in den Besitz der Familie von Jordans, als Carl-Theodor von Jordans die Witwe von der Vorst zu Lombeck heiratete. Durch die Generationen wurde das Anwesen weitervererbt - und auch geteilt: "Heute gehören keine wesentlichen Ländereien mehr dazu."

Auch Carl-Hubertus von Jordans kam durch eine Erbschaft zum Besitztum. Sein Onkel Ferdinand von Jordans war kinderlos und hatte seinen Neffen testamentarisch bedacht. Er starb 1990. "Wir lebten damals in einer Etagenwohnung in Höxter, unsere ältere Tochter Friederike war gerade geboren", erinnern sich von Jordans. Der gelernte Kfz-Mechaniker war als Soldat auf Zeit bei der Bundeswehr. Parallel schulte er zum Finanzberater um.

Dass er sich in seinem Handwerksberuf eine Burg nicht würde leisten können, ahnte er schon. Von Höxter aus organisierte das Ehepaar den Umbau in Lüftelberg. Glücklicherweise habe es damals - anders als heute - noch Zuschüsse vom Denkmalschutz gegeben. Im alten Gemäuer musste vieles modernisiert werden, um neuzeitlichen Ansprüchen zu genügen: Kanal, Elektrik und vor allem die Heizungsanlage, die bis dahin aus einer bunten Mischung aus Nachtspeicher- und Holzöfen und einer Öl-Heizung bestand.

Auch jetzt wird die Burg mit Öl beheizt. Im Keller steht ein 23.000-Liter-Tank, der etwa alle eineinhalb Jahre befüllt werden muss. Die hohen Räume, die einfach-verglasten Fenster und die großen Türen tragen nicht gerade zum Energiesparen bei. 1996 wurde die zweite Tochter Charlott geboren und die Familie zog ins Rheinland - eigentlich in ein Mehrgenerationenhaus.

Denn auch zwei Tanten mit Wohnrecht, die beide inzwischen gestorben sind, gehörten zum Erbe. Zudem gab es zwei Mietswohnungen mit langjährigen Mietern. Geld in die Kasse spülen auch die Besucher der Veranstaltungen, die im Gartensaal und den Nebenräumen und auch im Innenhof oder im Garten stattfinden. Die Räume werden zu Konzerten und Familienfeiern angemietet und sind für 80 Personen ideal. Seit 2011 können Brautpaare ihren schönsten Tag komplett in der Lüftelberger Burg verleben. Gudula von Jordans managt die Veranstaltungen.

Etwa 800 Quadratmeter Nutzfläche und 20 Hektar Land machen auch viel Arbeit, weiß Burgherr von Jordans. Früher gab es helfende Hände. So habe sein Onkel noch einen Gärtner beschäftigt, Peter Schaaf, der ihm selbst später als Ratgeber für die Gartenpflege zur Seite stand.

Heute schneidet von Jordans die Hecke selbst, Frau und Kinder kümmern sich ums Rasenmähen und die Burgwiesen werden von einem Dorfbewohner gepflegt, der im Gegenzug seine Schafe dort weiden lässt. Sorgen bereitet der Wasserstand des Burgweihers, ein Paradies für Wasservögel. Er wird aus einem Brunnen gespeist. Doch der Grundwasserspiegel sei wegen des Braunkohle-Tagebaus gesunken, erläutert von Jordans. "Ein solches Objekt zu finanzieren, ist eine auf Dauer sehr schwierige und kraftzehrende Aufgabe", sagt er.

Beim jährlichen Jazz-Frühschoppen mit den Hot Jazz Boys zum Tag des offenen Denkmals am 8. September finden auch wieder Führungen durch die Burg statt.

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