Meckenheimer Sportvereinsgeschichte Kleinode der Vereinsgeschichte

Meckenheim · Der Meckenheimer Turn- und Schwimmvereins blickt auf über 100 Jahre Vereinsgeschichte zurück und übergab Jahrbücher, Protokolle, Fahnen sowie Bilder ans Stadtarchiv. Teilweise sind die Schriften noch in Sütterlin verfasst.

 Manfred Mahnig (v. l.) und Michael Klein übergeben die erste Fahne des MTuS und andere historische Dokumente an Ingrid Sönnert vom Meckenheimer Stadtarchiv und Bürgermeister Bert Spilles.

Manfred Mahnig (v. l.) und Michael Klein übergeben die erste Fahne des MTuS und andere historische Dokumente an Ingrid Sönnert vom Meckenheimer Stadtarchiv und Bürgermeister Bert Spilles.

Foto: Roland Kohls

Eine Tasche mit alten Büchern, gerahmte Bilder, zwei Fahnen – nicht mehr als zwei Männer tragen können, haben Manfred Mahnig und Michael Klein am Montag ins Meckenheimer Rathaus gebracht. Doch die Freude war groß bei Bürgermeister Bert Spilles und Stadtarchivarin Ingrid Sönnert, die die Kleinode aus dem Bestand des Meckenheimer Turn- und Schwimmvereins (MTuS) als Leihgabe für das Stadtarchiv in Empfang nahmen. „Eine Vereinsgeschichte ist ein Spiegelbild der Stadtgeschichte“, erklärte Bürgermeister Spilles.

Wie gut die historischen Stücke und Dokumente bei ihr aufgehoben seien, betonte Ingrid Sönnert . Im neuen Rathaus, das gerade am Siebengebirgsring gebaut wird, sei ein für die Bürger zugängliches Archiv vorgesehen. Auch seien dort Ausstellungen möglich. „Wir können es als Teil der Stadtgeschichte dokumentieren und präsentieren“, sagte Sönnert.

Um was es sich im Einzelnen handelt, stellte Mahnig vor, der von 2007 bis zur Fusion mit dem TST Merl zum Meckenheimer Sportverein Vorsitzender des MTuS war und es als einen letzten Dienst am Verein betrachtet hat, die alten Protokollbücher zu übertragen, die noch in Sütterlin-Schrift erstellt worden waren. Zwar sei der Verein als Meckenheimer Turnverein (MTV) 1892 gegründet worden, doch die Fahne, die von der Ehefrau des Vereinsgründers Dr. Willems von Hand mit dem Turnerwahlspruch „Frisch, fromm, fröhlich, frei“ bestickt worden war, sei mit der Jahreszahl 1896 versehen, dem Jahr der Fahnenweihe, erläuterte Mahnig. Die zweite Fahne sei eine „Gebrauchskopie“ der Originalfahne und in den 80er Jahren gefertigt worden.

Er selbst habe diese MTuS-Fahne bei der Eröffnung des Deutschen Turnfests 1987 in Berlin durch den Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker getragen und erinnere sich an das Gänsehautgefühl, berichtete Mahnig. Bei der Sichtung der Protokolle habe er besonders Augenmerk auf die Weltkriege und die Nazi-Zeit gelegt. Neun Vereinsmitglieder seien im Ersten Weltkrieg gefallen.

Bis 1933 waren jüdische Mitbürger maßgeblich im Verein und im Vorstand vertreten. Schon in den ersten zehn Jahren nach Gründung wurden drei Mitglieder ausgeschlossen, davon zwei wegen antisemitischer Äußerungen. Bereits im April 1933 hatte der Deutsche Turnerbund alle jüdischen Mitglieder ausgeschlossen. Der MTV hatte dem Folge geleistet, indem ein neuer Vorstand ohne Juden gewählt worden war. Auf derselben Versammlung hatten vier offenbar jüdische Mitglieder ihren Austritt erklärt. Immerhin dankte der Vorsitzende den scheidenden Mitgliedern und ließ dies im Protokoll vermerken.

Keine Protokolle lägen aus den Jahren 1936 bis 1950 vor, wo eine erste Wiedergründung versucht wurde, die mangels Turnmöglichkeiten kurz darauf scheiterte. Erst 1960 wurde der Meckenheimer Turnverein ein drittes Mal gegründet.

Geturnt wurde zunächst im Saal der Gaststätte „Zum Fässchen“. Begünstigt wurde die Vereinstätigkeit durch den Bau der ersten Meckenheimer Turnhalle in den 60er Jahren. Dass die Exponate selbstverständlich zum 125. Jubiläum des Vereins 2017 für eine Ausstellung zur Verfügung stehen werden, sicherten Spilles und Sönnert zu. „Wir werden alles pfleglich behandeln und auch schauen, ob man die alte Fahne restaurieren kann“, versprach der Bürgermeister.

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