Stadtsoldaten-Kommandant im Interview Peter Klee: „Für mich ist das ganze Jahr Karneval“

Meckenheim · Darauf haben die Karnevalisten sehnlichst gewartet: Endlich beginnt wieder die fünfte Jahreszeit - auch für die Meckenheimer Stadtsoldaten. Über das jecke Brauchtum, die Kosten im Karneval und die Sicherheit haben wir mit Peter Klee, Kommandant der Meckenheimer Stadtsoldaten, gesprochen.

 Peter Klee, Chef der Stadtsoldaten in Meckenheiim

Peter Klee, Chef der Stadtsoldaten in Meckenheiim

Foto: Axel Vogel

Um 11.11 Uhr geht's los. Wie macht ein Karnevalist das? Kann man von null auf Karneval umschalten?

Peter Klee: Ich behaupte, als Karnevalist ist es nicht der Elfte Elfte, der maßgebend ist. Für mich ist das ganze Jahr Karneval. Man ist mit Planungen beschäftigt, was das kommende Jahr bringt. Der Elfte Elfte ist dann der offizielle Auftakt. Und ja, im Grunde genommen könnte man sagen, man legt einen Schalter um, aber man arbeitet drauf hin.

Und was bringt der Elfte Elfte für dieses Jahr? Haben Sie schon viele Termine?

Klee: Für uns Stadtsoldaten ist der Elfte Elfte immer gleich. Wir starten am Samstagabend mit unserem Uniformappell. Und am Elften Elften haben wir dann den ersten offiziellen Auftritt. Dieses Jahr in Swisttal-Ollheim.

Sie sagten: Immer. 150 Jahre Stadtsoldaten, und das wurde immer ähnlich gestaltet?

Klee: Für meine Vorgänger in der Antike kann ich nichts sagen. (lacht) Aber solange ich bei den Stadtsoldaten bin, ist das immer der gleiche Ablauf gewesen.

150 Jahre sind lang. Da hat sich einiges doch sicher verändert. Was gibt es heute nicht mehr, was typischer Stadtsoldaten-Karneval war?

Klee: Was es heute nicht mehr gibt, sind auf jeden Fall die alten Uniformen. Wir haben heutzutage Uniformen, die nicht mit den ersten übereinstimmen, weil die im Zweiten Weltkrieg vernichtet worden sind.

Wie ist das denn passiert?

Klee: Da gehen die Meinungen auseinander. Der eine sagt, es war ein böser Mann, der uns was Schlechtes wollte. Und andere sagen wiederum, die sind in den Kriegswirren verloren gegangen. Wie gesagt, die Uniformen mussten dann alle komplett neu angeschafft werden.

Sehen die heutigen denn ähnlich aus?

Klee: Sie sind ähnlich, auf jeden Fall, ja.

Sonst fällt auf, dass der Sitzungskarneval sich geändert hat. Man hat oft das Gefühl, es ist viel mehr Musik, weniger Büttenreden. Ist das hier auch so?

Klee: Es ist auf jeden Fall ein Trend, den wir selber feststellen, obwohl wir immer bei unseren Sitzungen mindestens noch einen, wenn nicht zwei Redner dabeihaben. Aber im Großen und Ganzen überwiegt die Musik. Die Leute sind halt mehr auf Party aus.

Wenn wir bei Sitzungsprogrammen sind: Laut Vereinschronik hatten die Stadtsoldaten für ihren 100. Geburtstag 500 DM in der Vereinskasse. Wie viel Programm würden Sie heute dafür zusammenkriegen?

Klee: (lacht) Für 500 Euro bekommen Sie heute noch nicht mal mehr einen Redner. Für 500 Euro könnte ich eine Kapelle in einem Festzug bekommen. Obwohl, 500 Mark, das sind ja nur 250 Euro. Dafür kriege ich ja noch nicht mal die Kapelle.

Das heißt, heute ist alles sehr viel teurer als früher?

Klee: Auf jeden Fall.

Und das Allerteuerste ist immer noch, einmal Prinz zu sein?

Klee: Prinz ist auf jeden Fall eine kostspielige Angelegenheit, ganz klar. Meine Prinzessin und ich haben damals (Session 2010/2011, Anmerkung d. Red.) das große Glück gehabt, dass zwei verschiedene Portemonnaies zusammengekommen sind und wir zusätzlich viele Freunde und Gönner hatten, die uns dann auch noch mit einer Spende unterstützt haben. Aber es ist ein guter Kleinwagen, den man in einer Session verfeiert.

Findet man da überhaupt noch Leute, die bereit sind, einen Kleinwagen zu verfeiern?

Klee: Das wird auch immer schwieriger. Von uns damals bis zum nächsten Prinzenpaar sind fünf Jahre vergangen, von dem Prinzenpaar bis zum nächsten waren es zwei Jahre und jetzt das nächste steht noch in den Sternen. Die Kindertollitäten, die sind immer noch vertreten, dieses Jahr wird wieder ein Kinderprinzenpaar proklamiert, aber bei den Großen ist es halt schwierig. Man muss jemanden finden, der überhaupt Lust an so was hat.

Sollte denn jemand Lust haben, welche Tipps können Sie geben, nachdem Sie im Jahr 2011 selbst Prinz waren?

Klee: Grundsätzlich: So bleiben, wie man ist. Nicht versuchen, irgendwie besser dazustehen oder sich höher zu stellen und dann frei von der Leber weg.

Und das Schönste als Prinz ist dann…

Klee: Das Schönste ist, wenn Sie im Karnevalszug auf dem Wagen stehen und fahren durch Meckenheim, und dürfen Kamelle schmeißen und alles jubelt Ihnen zu. Das ist schon ein sehr erhabener Moment.

Wobei bei den Zügen ja momentan eher über Sicherheit als über Spaß diskutiert wird.

Klee: Das ist ein Thema, was hier auch schwierig behandelt worden ist. Wir hatten mit der Vorsitzenden des Meckenheimer Festausschusses viele Gespräche, weil die von den Behörden her Auflagen bekommen hat. Da sind wir aber Gott sei Dank von der Stadt Meckenheim unterstützt worden, die hat ihren Fuhrpark da postiert, wo die Polizei meinte, dass schwierige Stellen wären. Nur muss ich ganz ehrlich sagen, glaube ich nicht, dass Meckenheim ausgerechnet ein Ort ist, wo so was passieren würde.

Das heißt, man kann sich auf eine unbeschwerte Session freuen?

Klee: Doch, schon.

Allerdings kommt ja nach dem Elften Elften erst einmal der Advent, es wird besinnlich. Wie erhält man da die jecke Stimmung?

Klee: Das ist überhaupt kein Problem, denn der Elfte Elfte ist nur der Auftakt. Und dann braucht man erst noch mal so eine Zeit, um vom Kopf her in den Karneval zu kommen. Ganz ehrlich gesagt, ist die Adventszeit oder Weihnachtszeit überhaupt nicht störend, im Gegenteil. Die gibt einem eine kleine Pause und die nötige Ruhe vor dem Sturm.

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