Wie kann der Michaelsberg gesichert werden?

Siegburg · Nach Steinschlägen untersucht ein Geologe, wie der Michaelsberg in Siegburg sicherer werden kann.

 Einsatz am Michaelsberg: Abgerutschte Gesteinsbrocken rufen Ralf Beyer vom Baubetriebsamt auf den Plan.

Einsatz am Michaelsberg: Abgerutschte Gesteinsbrocken rufen Ralf Beyer vom Baubetriebsamt auf den Plan.

Foto: Nadine Quadt

Es ist zur lieben, vor allem aber notwendigen Gewohnheit geworden. Mindestens zwei Mal die Woche steuert Ralf Beyer den Michaelsberg an, greift sich Helm, Hammer und Handschuhe und erkundet den Berg, der auf seinem Gipfel weithin sichtbar Siegburgs Wahrzeichen, die Abtei, trägt.

Am steilen Südhang unterhalb des Johannistürmchens startet der Leiter des Baubetriebsamtes seinen Kontrollgang, prüft, ob sich Risse vergrößert oder Steine gelöst haben und ob am Osthang die Standsicherheit von Bäumen gefährdet ist.

Denn der Michaelsberg ist in Bewegung. Davon erzählen tiefe Setzrisse an den Wänden und Decken der Abtei ebenso wie wiederholte Steinabstürze. "Hier liegen neue Steine." Ralf Beyer blickt über einen der drei provisorischen Steinfangzäune.

Die hat die Stadt errichten lassen, nachdem vor knapp vier Wochen erneut ein Stück Hang oberhalb des Mühlentorparkplatzes ins Rutschen geraten war. Beyer selbst hat einen größeren Brocken festgehalten, um unten Wartende zu schützen. Nun sollen die Zäune Spaziergänger vor abgehenden Gesteinsbrocken schützen. Aus eben diesem Grund sind auch einzelne Wege rund um den Michaelsberg gesperrt.

Ralf Beyer schiebt ein Sperrgitter zur Seite. Er folgt dem steilen Weg, verlässt ihn dann, um eine rot markierte Felsnase genauer zu inspizieren. "Hier ist schon einmal lockeres Gestein runtergekommen", erklärt er. Nun beobachte er den Riss. Wenn dieser größer werde, werde es gefährlich.

Seit zwei bis drei Jahren ist diese Gefahr akut. Das bestätigt Björn Bohné. Der Bonner Geologe untersucht derzeit mit seinem Team den Fels und erarbeitet einen geotechnischen Bericht. Der soll der Stadt helfen, eine technisch angemessene Lösung zu finden, um den Michaelsberg wieder sicher zu machen. "Der Berg versucht, seine steile Neigung in ein Gleichgewicht zu bringen", erklärt der Fachmann.

Mehrere Probleme

In Siegburg träfen gewissermaßen drei Probleme aufeinander: "Wir haben übersteilte Lagen aus im Schnitt sehr weichen Basalttuffen, die zudem stark geklüftet sind", sagt Bohné. Wie weich der Fels ist, demonstriert er mit seinem Hammer: Ein leichter Schlag und die verfestigte, vulkanische Asche zerbricht.

"Schwachstellen sind die Klüfte und Felsrisse, die sich über Jahrtausende gebildet haben, und in die Frost eindringen kann", sagt Bohné. Überdies würden starke Baumwurzeln die Risse weiter auseinandersprengen.

"Das ist ein zweischneidiges Schwert", weiß Ralf Beyer mit Blick auf den Baumbestand zu berichten. Einerseits drücken Wurzeln alter Laubbäume die Klüfte auseinander. Andererseits aber halten sie auch die Böschung fest. "Wenn sie abgeholzt werden, sterben die Wurzeln ab und die Festigkeit im Boden geht verloren."

Die Mitarbeiter um Björn Bohné erkunden derweil den Boden unterhalb eines steilen Felsstückes. "Wir testen, wie tief wir bohren müssen, ehe wir auf Fels stoßen", so der Geologe. Sein Blick geht nach oben zum Efeubewuchs oberhalb des Brockens: "Das ist schon mal gut, Efeu hält den Steinschlag zurück."

Und was könnte den Michaelsberg flächendeckend sichern? "Man könnte völlig übersteilte Lagen abtragen und Stahlnetze, die im Fels rückverankert werden, an Gefahrenstellen anbringen", nennt Bohné eine mögliche Lösung. Die Entscheidung liegt bei der Stadt.

"Man muss wohl Prioritäten setzen, Geld auftreiben und die Punkte nach und nach abarbeiten", resümiert Ralf Beyer. Eines aber sei gewiss, versichert der Mann vom Baubetriebsamt: "Man darf das Wahrzeichen nicht sich selbst überlassen."

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