Innenstadt Bad Godesberg Lockere Pflastersteine sorgen für Gefahr und Verdruss

BAD GODESBERG · "Damit niemand durch einen Sturz zu Schaden kommt, müssen Eigentümer den Gehweg neben und vor ihrem Haus von Schnee und Eis befreien". Erst vor wenigen Tagen schärfte die Stadtverwaltung den Bonner Hauseigentümern aus aktuellem Anlass ein, wie diese sich zum Schutz der Passanten zu verhalten haben.

In Bad Godesberg hat die Stadt nun großflächig Gelegenheit, mit gutem Beispiel voranzugehen. Weite Teile des Theaterplatzes weisen derartige Schäden auf, dass für Fußgänger dort zurzeit größte Vorsicht geboten ist.

Zwar sind Klagen über Stolperfallen in Bad Godesbergs Innenstadt nichts Neues. Seit den vergangenen Tagen jedoch hat sich der Zustand des roten Klinkers, derart verschlechtert, dass er den Begriff "Fläche" kaum noch verdient: An vielen Stellen sind zentimeterhohe Kanten entstanden, viele Steine haben sich geneigt oder wackeln unter den Schritten.

"Zurzeit bewegen sich die Leute wegen der Glätte besonders vorsichtig. Schlimmere Stürze sind nur eine Frage der Zeit", sagt Obsthändlerin Katrin Meyer, die das Geschehen täglich von ihrem Stand aus beobachtet. Sie befürchtet: "Wenn das zum Dauerzustand wird und es sich herumspricht, dann wird es die Geschäftswelt zu spüren bekommen. Wer geht schon dort einkaufen, wo er sich den Hals bricht?", fragt sie. Auch sorgt sie sich darum, womöglich in Mithaftung genommen zu werden, wenn vor ihrem Stand jemand über das Pflaster stürzt.

"In Fußgängerzonen ist grundsätzlich der Eigentümer, also meistens die Stadt für die Gehfläche verantwortlich. Ihr obliegt die so genannte Verkehrssicherungspflicht zur Vermeidung von Verletzungen durch Stürze", sagt dazu der Bad Godesberger Rechtsanwalt Dietrich von Tunkl-Schott.

Die Gehwege seien daher regelmäßig zu kontrollieren und instand zu halten. Entscheidend, so der Jurist, sei letztlich jedoch immer die Einzelfallbetrachtung: Eine einheitliche Regelung, bei welchen Niveauunterschieden Schadensersatzansprüche zuerkannt werden, gebe es in der Rechtsprechung nicht. Auch bei der Stadtverwaltung schrillen die Alarmglocken. Am heutigen Dienstag will das Tiefbauamt die schlimmsten Stolperfallen erst einmal absperren.

Nach ersten Schätzungen der Stadt ist ein Drittel der Fußgängerzone betroffen. Ursache für die in diesem Ausmaß erstmals in diesem Winter aufgetretenen Schäden, so eine erste Vermutung, könnte Streusalz sein, das in den Fugen des Plattenbelages das Material taut, während im Bettungsmörtel darunter noch der Frost herrscht. Die Folge: Durch die gegenläufig wirkenden Kräfte werden die Platten hoch gedrückt und brechen.

In drei Wochen beginnt die Fertigstellung der Koblenzer Straße. Die Prognose, dass dann über Bad Godesberg der Schatten einer noch viel größeren Baustelle aufgezogen sein könnte, erscheint seit gestern nicht gerade unrealistisch.

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