Philosophische Fakultät: Es droht ein starker Personalabbau

BONN · Der Sparkurs der Universität Bonn geht am Mittwoch an der am meisten betroffenen Philosophischen Fakultät in die entscheidende Phase.

 Studenten in einem Seminar von Professor Dittmar Dahlmann: Das Institut für osteuropäische Geschichte gehört zu den von Schließung bedrohten Fächern.

Studenten in einem Seminar von Professor Dittmar Dahlmann: Das Institut für osteuropäische Geschichte gehört zu den von Schließung bedrohten Fächern.

Foto: Volker Lannert

In einer Sondersitzung des Fakultätsrats wird Dekan Professor Paul Geyer das Konzept vorlegen, mit dem er 1,95 Millionen Euro einzusparen gedenkt. Das würde 39 Stellen entsprechen. Letztlich entschieden wird darüber am 1. Februar.

Noch vor der Ratssitzung will eine Initiative dem Dekan gut 1200 Unterschriften gegen eine mögliche Schließung der Osteuropäischen Geschichte übergeben. Eine weitere Resolution generell gegen Kürzungen wurde an der Universität schon über 1000 Mal gezeichnet, so die Studentenvertretung AStA. Wie berichtet, beträgt das schon 2007 so beschlossene Sparvolumen für alle Fakultäten mit Ausnahme der Medizinischen 7,5 Millionen Euro, was 150 Stellen weniger heißen könnte. Nur einige in der Forschung erfolgreiche meist mathematisch-naturwissenschaftliche Fächer werden davon befreit.

Als einen Verursacher der immensen Finanzierungslücke nennt Universitätssprecher Andreas Archut das Land, das Tarifsteigerungen im Öffentlichen Dienst nicht vollständig übernommen habe. Die leistungsorientierten Mittelzuweisungen seien gering ausgefallen. Und die tariflich geregelte Verlängerung der Arbeitszeiten von Beamten und Angestellten habe zum Stellenüberhang geführt. "Auch musste die Universität Mehrkosten durch gestiegene Energiepreise zum Teil aus eigener Tasche tragen."

Zudem hätten die Einführung von Globalhaushalten und die damit gewonnene Handlungsfreiheit ihren Preis gehabt. Und das Land habe von den Universitätsbudgets einen pauschalen Abschlag von einigen Prozent einbehalten. Die Entscheidung, wie die Sparbeträge aufgebracht werden, liege jedoch bei den Fakultäten. Die Universität stelle definierte Personalmittelbeträge zur Verfügung. "Weil die Fakultäten aber einen Großteil ihres Geldes in Personal investieren, sind Einsparungen ganz ohne Personalabbau schwierig", sagt Archut. Das sorgt für Unruhe.

Professor Peter Schwieger, Orient- und Asienwissenschaften, spricht von einer "schwierigen Situation" der gesamten Fakultät. Die von seinem Institut wohl zu leistenden Einsparungen entsprächen nicht seinen Wünschen, doch fühle er sich an sie gebunden, "da sie auf korrekte Weise zustande gekommen" seien. Eine "Verschleierungs- und Hinhaltetechnik" von Rektorat und Dekanat kritisiert dagegen Professor Dittmar Dahlmann, Osteuropäische Geschichte. Die Philosophische Fakultät müsse besonders bluten, weil ihr indirekt auch Lasten zur Weiterführung der Exzellenzmaßnahmen an anderen Fakultäten aufgebrummt würden.

Laut Archut übernehme das Rektorat sehr wohl die Folgefinanzierung der in der Exzellenzinitiative geförderten Exzellenzcluster bis zu sechs Millionen Euro. "Darüber hinausgehende Kosten müssen diese Fakultäten selbst aufbringen. Die Philosophische Fakultät ist also hiervon nicht betroffen." Was passiert aber, wenn der kommende Doppeljahrgang auf die Universität drängt? Archut beruhigt. Einige Fächer verzeichneten noch keine 100-prozentige Auslastung. Die Lehrerausbildung sei gerade wiedereröffnet. Und aus Mitteln des Hochschulpaktes würden in besonders gefragten Bereichen zusätzliche Studienplätze geschaffen. "Wir sehen uns also gut gerüstet."

Derweil stecken die Personalräte mitten in der Prüfung der aktuellen Sparpläne. Man gehe weiter davon aus, dass betriebsbedingte Entlassungen nicht geplant seien, gibt Renate Koppe für die stark betroffenen technischen und Verwaltungsmitarbeiter als Zwischenstand durch. Die Studentenvertretung AStA wiederum hat längst Position bezogen. Der Sparzwang resultiere aus der strukturellen Unterfinanzierung der Hochschulen in Kombination mit zurückliegenden Entscheidungen, erklärt Sprecherin Alice Barth. Deshalb sollten sich alle Angehörigen der Universität angesprochen fühlen und die Resolution gegen Kürzungen unterstützen. "Unser aller Anliegen muss doch der Erhalt der Fächervielfalt und die Einheit von Forschung und Lehre sein", so Barth.

Claus Kullen, Vorsitzender des Rings Christlich-Demokratischer Studenten Bonn (RCDS): "Die Philosophische Fakultät und ihre Attraktivität leben von der Vielfalt der Fächer. Dies gilt auch für die sogenannten Orchideenfächer, deren Erhalt uns als sehr wichtig erscheint. Der RCDS Bonn unterstützt die Resolution 'Nein zu weiteren Kürzungen. Für Exzellenz in Forschung und Lehre'. Bereits viele Lehrende haben ihre Zustimmung durch Unterschrift bekundet."

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