Kommentar zu Flüchtlingen Die Stadt Bonn steckt in einem Dilemma

Meinung | Bonn · Die Stadt Bonn steckt in einem Dilemma: Sie nimmt jede Woche um die 150 Flüchtlinge auf und weiß kaum noch, wo sie sie unterbringen soll. Jetzt müssen auch Sporthallen herhalten, obwohl die bisher als Notunterkünfte tabu waren.

Mit Trennwänden wird versucht, den jungen Männern in der Turnhalle am Schieffelingsweg ein wenig Privatsphäre zu verschaffen. DRK-Kreisbereitschaftsleiter Peter Winter (vorne), sein Kollege Michael Thomas und DRK-Chef Georg Fenninger begutachten die Unterkunft.

Mit Trennwänden wird versucht, den jungen Männern in der Turnhalle am Schieffelingsweg ein wenig Privatsphäre zu verschaffen. DRK-Kreisbereitschaftsleiter Peter Winter (vorne), sein Kollege Michael Thomas und DRK-Chef Georg Fenninger begutachten die Unterkunft.

Foto: Horst Müller

Sechs sind es bereits. Und jeder weiß, damit ist das Ende der Fahnenstange längst nicht erreicht. Ausweichmöglichkeiten stehen der Stadt - so sagt sie ja selbst - zurzeit nicht zur Verfügung. Und Zelte will wohl niemand in Bonn sehen. Zumal aktuell ein Wintereinbruch droht.

Doch anstatt offen zu kommunizieren, wie es in den nächsten Wochen wirklich mit der weiteren Unterbringung in Hallen aussieht, wiegelt die Verwaltung ab. Das ist die beste Nahrung für Gerüchte, nach denen unter anderem angeblich in der Hardtberghalle demnächst sogar 2000 Flüchtlinge untergebracht werden sollen. Das ist natürlich Unsinn. Verständlich ist aber, dass die Sportvereine so langsam aber sicher auf die Palme gehen. Denn wenn jetzt noch mehr Turnhallen für den Sport verloren gehen, steht vielerorts das Vereinsleben auf dem Spiel. Nicht aus dem Blick verlieren darf man zudem die Bedeutung des Sports für die Integration. Vollends unverständlich ist, warum immer noch Gebäude wie das Landesbehördenhaus nicht als Notunterkünfte in Frage kommen sollen.

Diese "Hand in den Mund-Unterbringungspolitik" gefährdet auf Dauer den sozialen Frieden. Die ersten Anzeichen sind da. Weil jedoch auf kommunaler Ebene die Probleme des Bundes nicht gelöst werden können, hilft es vielleicht, wenn die Stadt bei der Flüchtlingsunterbringung die Karten künftig frühzeitig offen auf den Tisch legt.

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