Interview zum Weltkrebstag Es ist wichtig, rechtzeitig zum Arzt zu gehen

Interview | Bonn · An diesem Donnerstag ist Weltkrebstag. Im Interview rät Onkologe Yon-Dschun Ko vom Johanniter-Krankenhaus, der zugleich das Onkologische Zentrum Bonn/Rhein-Sieg leitet, dazu, dringend notwendige Behandlungen trotz Sorge vor Ansteckungen nicht zu verschieben. Das Gespräch führte Philipp Königs per Telefon.

 Professor Yon-Dschun-Ko, Chefarzt Abteilung Internistische Onkologie im Johanniter-Krankenhaus

Professor Yon-Dschun-Ko, Chefarzt Abteilung Internistische Onkologie im Johanniter-Krankenhaus

Foto: Johanniter-Kliniken Bonn

Herr Ko, hat sich die Diagnose und Behandlung von Krebs während der Pandemie verändert?

Professor Yon-Dschun Ko: Wir haben nach Weihnachten und dem Jahreswechsel festgestellt, dass mehr Patienten mit Krebs in fortgeschrittenem Stadium zu uns kommen. Manche haben also dringend notwendige Untersuchungen aufgeschoben. Ich kann nur allen dazu raten, schnell zum Arzt zu gehen, sobald man merkt, dass etwas mit dem Körper nicht stimmt.

Wann ist der richtige Zeitpunkt?

Ko: Wer zwei Wochen lang Probleme hat, die er sonst nicht an sich kennt, sollte einen Arzt aufsuchen. Wenn beispielsweise das Treppensteigen plötzlich besonders schwer fällt.

Haben die Leute Angst, sich bei niedergelassenen Ärzten oder im Krankenhaus mit dem Coronavirus anzustecken?

Ko: Diese Vermutung liegt nahe. Niedergelassene Ärzte und Kliniken sind aber alle bemüht, das Risiko einer Ansteckung so gering wie möglich zu halten. Die Hygienestandards sind hoch. Wir haben festgestellt, dass die übliche Kette von Hausarzt, Facharzt und Krankenhaus weiterhin sehr gut funktioniert. Der Hausarzt macht die Routineuntersuchungen und leitet die Patienten weiter, wenn es Auffälligkeiten gibt. Die Zeit ist dabei ein wesentlicher Faktor.

Können Sie Beispiele nennen, in welcher Weise sich die Heilungschancen verbessern, wenn ein Tumor rechtzeitig erkannt und behandelt wird?

Ko: Der Zusammenhang ist klar. Ein Tumor wächst stetig. Je größer er ist desto schlechter die Chancen, ihn wirkungsvoll zu bekämpfen. In Zahlen ausgedrückt: Bei Darmkrebs im Stadium eins liegen die Heilungschancen bei 90 Prozent, im Stadium drei nur noch bei 60 Prozent. Bei Lungenkrebs ist es noch gravierender: Im Stadium eins liegen die Heilungschancen bei 80 Prozent, im Stadium drei nur noch bei 25 Prozent. Die Zeit, die zwischen diesen Stadien vergeht, kann von Fall zu Fall unterschiedlich sein. Nicht selten handelt es sich hier nur um einige Monate.

Wie viele Menschen erkranken an Krebs?

Ko: In Johanniter- und Waldkrankenhaus behandeln wir pro Jahr etwa 1300 Krebsneuerkrankungen. Im Einzugsgebiet Bonn/Rhein-Sieg-Kreis und Euskirchen, wo rund 1,2 Millionen Menschen leben, sind es pro Jahr etwa 6000 bis 7000 Neuerkrankungen in der Region, von denen wir 3000 behandeln.

Inwiefern haben sich die Behandlungsmethoden in den vergangenen Jahrzehnten verändert?

Ko: Den meisten ist die Chemotherapie ein Begriff, sie war bis vor 20 Jahren prägend. Darüber hinaus gibt es mittlerweile die molekulare und zielgerichtete Therapie, also die Behandlung mit neuen Medikamenten, und die Immuntherapie, die das eigene Immunsystem anregt, um den Krebs zu bekämpfen. Diese beiden zusätzlichen Säulen können eine Tumorerkrankung in vielen Fällen erheblich besser stabilisieren. Man kann schon sagen, dass es in der Krebsbehandlung in den vergangenen zwei Jahrzehnten so etwas wie eine Revolution gegeben hat, in der wir uns nach wie vor befinden.

Am Donnerstag, 4. Februar, veranstaltet die Abteilung für Hämatologie und Internistische Onkologie des Johanniter-Krankenhauses von 18 bis 18.30 Uhr eine kostenfreie Patientenveranstaltung zum Thema Krebs via Zoom. Am Weltkrebstag informiert Professor Ko, Chefarzt der Abteilung, über neue Entwicklungen in der Krebsforschung und die Behandlung von Krebs während der Corona-Pandemie. Der Teilnahmelink steht auf www.johanniter.de unter „Alle Veranstaltungen und Details“.

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