21-Jähriger verurteilt "Los, überfahrt mich": Mann legte sich in Bonn auf Kreuzung

BONN · Das Bonner Amtsgericht hat einen 21-Jährigen verurteilt. Der Mann hatte sich volltrunken auf eine Kreuzung gelegt und Ordnungsbeamte angegriffen.

Viele Flaneure am Bonner Rheinufer wurden an einem lauen Sommerabend Zeugen einer seltsamen Szene: Mitten auf der Straße lag ein junger Mann, der wild gestikulierte und die Autofahrer aufforderte: "Los, überfahrt mich!" Der Rufer auf einer Kreuzung am Brassertufer hatte sich auf dem Asphalt so breit gemacht, dass keiner mehr an ihm vorbei kam. Der Verkehr war blockiert.

Vor dem Amtsgericht musste sich der 21-Jährige jetzt wegen Eingriffs in den Straßenverkehr und Widerstands gegen Ordnungsbeamte verantworten. Im Prozess räumte der Angeklagte ein, an dem Abend viel Wodka getrunken zu haben - und sich schlichtweg an nichts mehr erinnern zu können, auch nicht mehr an seinen dramatischen Auftritt. Umso präziser waren die Erinnerungen der beiden Ordnungsbeamten, die am 25. August 2017 ihre Not mit dem aggressiven "Hindernis" hatten,

Als der 40- und der 22-Jährige bei ihrem Kontrollgang am Brassertufer ankamen, forderten sie den Mann auf, die Kreuzung zu räumen. Aber der zeterte weiter: "Bringt mich doch um, bringt mich doch um!" Schließlich zogen ihn die Beamten von der Straße weg, dabei soll er sich hängen gelassen haben wie "ein nasser Sack". Zunächst, so berichteten sie als Zeugen, hätten sie einen "Platzverweis ausgesprochen", ihn aufgefordert aufzustehen und auch mit Pfefferspray gedroht. Die Situation eskalierte, als sie versuchten, ihn zu fixieren. Dabei bekam jeder Beamte einen kräftigen Schlag ins Gesicht.

Blutprobe ergab knapp zwei Promille

Das Pulver kam schließlich "zu ihrem Selbstschutz" zum Einsatz. Aber der junge Mann sei so wild gewesen, dass er sich losriss und zunächst flüchten konnte. "Und wir hinterher", sagte der 40-Jährige, "auch aus Angst, er könnte wegen des Pfeffersprays gegen ein Auto laufen." Die Ordnungshüter riefen letztlich die Polizei zur Verstärkung, aber auch die hatte ihre Mühe mit dem Straßenblockierer, der sich in einem Busch verschanzt hatte.

Schließlich gelang es, ihn zu Boden zu bringen. Im Rettungswagen beleidigte der 21-Jährige die Beamten und versuchte noch - obwohl gefesselt - einen der Polizisten mit seinem Kopf zu treffen, als dieser ihm das Spray aus den Augen spülen wollte. Die entnommene Blutprobe ergab knapp zwei Promille.

Die Bonner Amtsrichterin verurteilte den 21-Jährigen wegen des tätlichen Angriffs gegen mehrere Ordnungshüter zu fünf Monaten Haft auf Bewährung. Als Bewährungsauflage muss er 100 Sozialstunden leisten. Im letzten Wort hatte er beteuert, dass er nach diesem Vorfall weniger trinke.

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