20. bis 30. März Bonner Festival "Over The Border" geht in die fünfte Runde

Bonn · Zehn Tage, fünf Bühnen und 80 Künstler aus 23 Nationen: Das Bonner Festival Over The Border geht am 20. März zum fünften Mal an den Start. Den Auftakt machen "Local Ambassadors" aus dem Rheinland.

Melane Nkounkolo: Die Kölner  Sängerin tritt beim Festival Over The Border mit der Band Local Ambassadors auf:

Foto: otb

Sie kommen aus Kuba und dem Kongo, aus Syrien und dem Senegal, aus Mazedonien und Deutschland. 17 Musiker aus 13 Ländern eröffnen am 20. März im Pantheon die fünfte Ausgabe des Bonner Festivals Over The Border. Ihre gemeinsame Band trägt den vielsagenden Namen Local Ambassadors. Die „lokalen Botschafter“ leben überwiegend im Rheinland, ihre Formation ist im Spielplan von Over The Border seit der Festivalpremiere vor vier Jahren gesetzt. Denn kein Ensemble verkörpert den Geist der jährlichen Konzertreihe besser. Im Kern geht es um musikalische Vielfalt, die in einer globalisierten Welt gleichsam für zwischenmenschliche Vielfalt steht.

In der internationalen Stadt Bonn mit mehr als tausend Mitarbeitern in UN-Sekretariaten und Nichtregierungsorganisationen ist die Veranstaltung nicht ohne Grund als „Music Diversity Festival“ ausgeflaggt. An zehn Konzertabenden kommen auf fünf Bühnen insgesamt 80 Künstler aus 23 Nationen zum Einsatz. Gleich am zweiten Festivalabend steht im Telekom Forum eine israelische Künstlerin auf der Bühne, die im Wortsinn „über Grenzen“ hinweg wirkt. Yasmin Levy (44) lebt in einem alten arabischen Viertel in Jerusalem und hegt den Wunsch, „in dieser Stadt der verschiedenen Weltanschauungen mehr Respekt füreinander aufzubringen.“

Levy singt ihre Lieder auf Ladino, einer romanischen Sprache der sephardischen Juden, die im Mittelalter im gesamten Mittelmeerraum siedelten. „Ladino-Lieder entstanden in einer Zeit, in der die Juden in Frieden mit Muslimen in Spanien lebten“, sagt Levy. Das erklärt die große Popularität der Sängerin in vielen mediterranen Ländern.

„Yasmin Levy ist ein absoluter Star in Spanien“, bestätigt Marcos Montoiro, „ich freue mich persönlich auf ihr Gastspiel“. Der Spanier ist Mitarbeiter des Bonner UN-Sekretariats UNCCD, das dem Festival im fünften Jahr als Pate zur Seite steht. „Die Stadt ist überhaupt der perfekte Ort für ein solches Festival“, sagt Montoiro. „Der UN-Schwerpunkt in Bonn liegt auf Nachhaltigkeit, und dazu zählt das Bekenntnis zur kulturellen Diversität.“

Auch Melane Nkounkolo, Sängerin bei den Local Ambassadors, unterstützt diese Philosophie. „Over The Border bringt Menschen aus den unterschiedlichsten Ecken der Welt zusammen“, sagt die Kölnerin mit kongolesischen Wurzel“.

Eine dieser Ecken liegt im Süden Deutschlands. Die Band Jamaram stammt zwar aus München, ihre musikalische Heimat indes befindet sich in der Karibik. Im 20. Jahr praktiziert die Formation einen Mix aus Reggae, Balkan-Pop und Afro-Beat. Am 21. März gastiert Jamaram mit dem Bonner Reggae-Musiker Jahcoustix (41) in der Harmonie. Ezé Wendtoin, Liedermacher aus Burkina Faso mit Wohnsitz Dresden, kommt mit einem Goethe-Programm nach Bonn. Der studierte Germanist, Jahrgang 1991, reimt und singt auf Deutsch, den Sprachschatz des großen Dichters hatte er bereits in Afrika für sich entdeckt.

Die Pariserin Noëmi Waysfeld (36) bringt ihr Cello mit zu Festival, und auch ihr Quartett Blik, und noch die portugiesische Freundin Suzana Pais. Zu erwarten ist ein geschmeidiger Mix aus Fado und Klezmer.

Modernen Rock aus Afrika spielt Jupiter Bokondji (55) mit seiner Band Jupiter & Okwess. Die Kultband aus dem Kongo war letztens mit den Red Hot Chilli Peppers in Asien auf Tournee. Nach dem Gig in Singapur formierte man sich zum Gruppenbild mit den amerikanischen Superstars. Auf Kizomba, eine moderne Form angolanischer Tanzmusik, hat sich Don Kikas spezialisiert. Der 46-jährige Sänger hat in 25 Jahren sechs Alben herausgebracht.

Das junge Festival wächst und wächst

Vieles ist möglich bei Over The Border, zum Beispiel auch ein karibischer Jazzabend mit Jowee Omicil & Band (Haiti), Thiago Gois Band (Brasilien) und Michael Heupel (Bonn). Oder das: aufgekratzter Cumbia-Sound peruanisch-chilenischer Provenienz, dargeboten von der Band Falakumbe – aus Stockholm. Und zum Finale reicht der Holländer Sven Hammond fetten Soul-Jazz.

Die bisherige Bilanz des vergleichsweise jungen Festivals lässt sich durchaus sehen. Vier Ausgaben, 42 Konzerte, knapp 20 000 Besucher. Veranstalter Manuel Banha beobachtet mit Bedacht, wie sich sein Baby entwickelt. Die Unterstützung durch UN, WDR und andere Partner tut gut, das Netzwerk der Bonner Kulturschaffenden reagiert ebenfalls positiv auf Over The Border. In diesem Jahr bespielt man erstmal das Ortszentrum Dottendorf und die Rheinbühne. „Das Prinzip Vielfalt gilt auch für die Veranstaltungsorte“, sagt Banha.