Kommentar BER-Flughafenchef Mehdorn - Nichts zu verlieren

Um seinen neuen Job ist Hartmut Mehdorn nicht zu beneiden. Und wahrscheinlich haben sich auch nicht viele Spitzenmanager darum beworben. Mehdorn als Notnagel für die marodeste Großbaustelle der Republik zu bezeichnen, wäre trotzdem ungerecht.

Der hemdsärmelige Macher kennt die Berliner Verhältnisse von Kindesbeinen an. Als Bahnchef musste er jahrelang mit politischer Einflussnahme klarkommen. Und mit der Luftfahrt ist er bestens vertraut, auch mit schwierigen Fällen. Zuletzt rettete er Air Berlin vor der Pleite.

In seiner Managerlaufbahn hat Mehdorn zwar auch Fehler gemacht, wie etwa in seiner Zeit als Chef der Heidelberger Druckmaschinen AG, die er mit Zukäufen überforderte. Insgesamt weist seine Karriere mehr Erfolge als Sanierer denn als Schönwetterkapitän auf. Gerade ein Sanierer wird in Berlin aber auch gebraucht.

Hinzu kommt: Mehdorn muss sich auf dem Posten nichts mehr beweisen. Er ist 70, nach dem Flughafenjob dürfte die Rente kommen. Er hat die Pannen schließlich auch nicht verursacht, und schlimmer kann es am Hauptstadtflughafen kaum noch werden. Mehdorn hat also auch nichts zu verlieren.

Eine unternehmerische mission impossible, bei der er keine großen politischen Rücksichten nehmen muss, dürfte so richtig nach dem Geschmack des knorrigen Ingenieurs sein. Und Kundenbeschwerden wegen Verspätungen oder Servicemängeln wie bei der Bahn muss er als Flughafenchef nicht fürchten, schließlich hebt in Berlin noch lange kein Flieger ab.

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