Klaus Weise Ein Intendant geht nie so ganz

BONN · Mag sein, dass Klaus Weise am 21. Juli seinen Abschied aus Bonn mit einem Fest in der Oper einläutet, er denkt immer noch über den Tag hinaus, als wäre es ihm vergönnt, die Geschicke des Bonner Theaters weiterhin zu bestimmen - und nicht sein designierter Nachfolger Bernhard Helmich. Im Intendanten Büro zeigte sich der scheidende Bonner Generalintendant im Gespräch engagiert, inspiriert, manchmal auch echauffiert.

Es fiel auf, wie häufig Weise seinen Blick in die (Bonner) Zukunft richtete. Das drückte sich sprachlich in Formulierungen aus wie "Das würde ich dann in Zukunft ...", "Was ich mir vorstellen könnte ..." und "Darüber müsste man nachdenken ..." aus. Ein internationales Festival, wie es die Theater-Biennale einmal war, läge ihm am Herzen: "Das Programm muss richtig sexy sein."

Entspannt blickte Weise auf seine Bonner Jahre zurück, die Körperhaltung veränderte sich allerdings jäh, als er über die Umstände seines bevorstehenden Abgangs Auskunft gab. Da straffte sich der Körper des Intendanten, von Entspannung keine Spur mehr, stattdessen eine kämpferische Pose. In diesem Zusammenhang hörten wir auch Vokabeln wie "rausekeln", "lieblos" und "Perfidie". Freunde werden er und Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch nicht mehr, das zeigte zuletzt auch die Absage an den Theaterpreis Thespis; mit Nimptsch gemeinsam wollte Weise nicht am selben Ort auftreten.

Mit seinen Führungsqualitäten zeigte er sich im Rückblick zufrieden: "Das kann man, oder man kann's nicht." Sein Etat sei gesunken, aber die Kunst habe darunter nicht gelitten: "Ich habe 14 Millionen eingespart, und kaum einer hat's gemerkt." Die Einnahmen des Theaters stiegen, von anfangs 2,5 Millionen Euro im Jahr auf 3,6 Millionen Euro im Jahr 2012. Und das Publikum kam, zuletzt mehr als 200.000 Besucher im Jahr.

Freut er sich auf den "Last Curtain" in der Oper? Ja, sagt Weise, er erwarte "eine sehr schöne Stimmung. Wir haben uns doch, glaube ich, in die Herzen des Publikums gespielt." Das sei nicht von heute auf morgen gelungen, räumt Weise ein, aber am Ende habe er ein Publikum erobert, "das hinter uns steht und den Großteil der Künstler ins Herz geschlossen hat". Jetzt sagen die meisten dieser Künstler Bonn Ade.

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