Beethoven Orchester Erschallet, Trompeten!

BONN · Die Sonderkonzerte des Beethoven Orchesters sind in jeder Hinsicht etwas Besonderes: Ausgabe zwei, die unter dem Motto "BOB goes Trumpet" stand, hatte mit Gábor Boldoczki und Sergei Nakariakov gleich zwei exzellente Trompeten-Solisten in einer Art virtuosem Gipfeltreffen aufzubieten.

Bei der Programmauswahl allerdings war man auf Nummer sicher gegangen und bot "Mainstream" - wenn auch nicht immer im Original: Das gab es mit der so genannten Trompeten-Ouvertüre op. 101 von Felix Mendelssohn Bartholdy in strahlendem C-Dur, mit welcher der Abend wunderbar lebhaft eingeleitet wurde, wobei die orchestereigenen Trompeten als Teil des Blech-Apparates - mitnichten also solistisch - verwandt werden. Bonns Generalmusikdirektor Stefan Blunier, den launige Moderierlust zwischendurch zum Mikrofon greifen ließ, sorgte bei brillanter Farbgebung für Transparenz und großen Detailreichtum.

Original war auch Johann Nepomuk Hummels populäres Es-Dur-Konzert, das Boldoczki als das nahm, was es ist: ein virtuoser Schaulauf mit beeindruckend langen Phrasierungen im Andante und plastischem "Schnedderengteng" im Finale. Hingegen war das anschließende Werk Mendelssohns eine Bearbeitung seines frühem d-Moll-Konzerts für Violine und Streichorchester für die Trompete. In atemberaubenden Läufen brillierte hier Nakariakov, der vermittels Zirkularatmung die schier endlosen Tongirlanden (des ursprünglichen Violinparts) bravourös bewältigte. Mit Verdis "Triumphmarsch" aus "Aida" gab's vor der Pause großes Ohrenkino im Breitwandsound.

Dass die beiden Solisten auch zu kammermusikalischem Miteinander in der Lage sind, bewiesen sie mit Joseph Haydn zugeschriebenen, wohl aber von Antonio Rosetti komponierten Konzert für zwei Hörner und Orchester, das hier in der Fassung mit zwei Flügelhörnern zu hören war, in dessen Adagio sie in fein abgestimmter Dynamik mit innigem Zusammenspiel überzeugten. Grandios geriet die Zugabe der beiden: das Allegro aus Vivaldis Concerto g-Moll für zwei Violoncelli (Ryom 531). Auch bei Janáceks abschließender, riesig besetzter Sinfonietta zeigten sich die Beethoven-Musiker in all ihren Apparaten (samt üppiger Blechbläserverstärkung) auf das Beste präpariert und meisterten die krassen Rhythmuswechsel ebenso wie die diffizile Dynamik höchst souverän. Das Publikum war den ganzen Abend über derart enthusiasmiert, dass nach (fast) jedem Satz Beifall losbrandete.

Im Anschluss an das Konzert hatten Gregor Leczkowski, Solo-Trompeter des Beethoven Orchesters, samt "Friends" ins Nordfoyer zu einer "After-Show-Session" mit gepflegtem Jazz geladen, die ebenfalls gut besucht war.

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