"kunstgaleriebonn" - Neue Anlaufstelle für Fans hochkarätiger Malerei

Ihre Bilder heißen "Zen", "Wisp" und "Cirrus". Wer die aus Querstreifen bestehenden, sehr reduzierten Werke sieht, denkt unweigerlich an weite, ruhige Horizonte und das sich dann einstellende Gefühl beseelter Kontemplation: Die Künstlerin Max Cole ist jedoch alles andere als eine Landschaftsmalerin.

 Erfahrenes Duo: Gisela Clement und Michael Schneider vor Werner Haypeters "inside out".

Erfahrenes Duo: Gisela Clement und Michael Schneider vor Werner Haypeters "inside out".

Foto: Franz Fischer

Bonn. Ihre Bilder heißen "Zen", "Wisp" und "Cirrus". Wer die aus Querstreifen bestehenden, sehr reduzierten Werke sieht, denkt unweigerlich an weite, ruhige Horizonte und das sich dann einstellende Gefühl beseelter Kontemplation: Die Künstlerin Max Cole, 1937 in Kansas geboren, in Arizona ausgebildet, seit 2002 in Ruby im Staat New York lebend, ist jedoch alles andere als eine Landschaftsmalerin.

Rhythmus, minimalistische Struktur, strenge Konstruktion: Vieles spielt in dieses spannende Werk hinein, das trotz aller Reduktion so vielschichtig ist. Die gerade eröffnete "kunstgaleriebonn" belässt es mit nur zwei Arbeiten von Cole bei einer schönen Andeutung. Die Besucher sollen schon einmal auf die erste Einzelausstellung der neuen Galerie im Jahr 2011 eingestimmt werden - nicht nur auf Max Cole, sondern auch auf die anderen Künstler des Jahres.

Gisela Clement und Michael Schneider, das neue Galeristengespann, lassen es gleich beim ersten Überblick in den lichten Räumen der Villa Faupel funkeln: Max Cole trifft auf die feinen grafischen Verästelungen und die delikate Farbmalerei des Kölners Peter Tollens, Friedhelm Falke, auch er ein Farbmagier, begegnet der hintergründigen Architekturmalerei des Berliners Tim Trantenroth.

Und der Bonner Werner Haypeter zeigt in einem Solo-Raum verblüffende neue Seiten seines Schaffens. Haypeter, bekannt durch eine kühle, klare Materialsprache und strenge Struktur, gibt sich spielerisch, lehnt Mikado-ähnlich zwölf gelb bemalte Stäbe an die Wand, an die er mit fluoreszierender Farbe entsprechende horizontale Farbbahnen gemalt hat. In dieser Arbeit "inside out" ist nichts zufällig, und doch mutet das Arrangement ungeheuer frei an.

Von den zarten gefalteten, gerissenen und geschnittenen Papieren Haypeters geht es weiter zu der martialischen Architekturmalerei Trantenroths, die das sichtlich schusssichere Fenster der US-Botschaft in Berlin zeigt. Als Gegenstück dazu besticht das geradezu schwerelose Spiel eines grünen Vorhangs im Sonnenlicht, gemalt von Falke, der einen gewissen Illusionismus mit subtiler Farbmalerei koppelt.

Man wird diese Künstler in kommenden Jahren in der Galerie wiedersehen. Die Juristin Clement und der Kunsthistoriker Schneider haben ein interessantes Programm entworfen: Sechs Ausstellungen pro Jahr wollen sie in der Villa Faupel in der Lotharstraße zeigen, für 2011 sind Ausstellungen von Cole, Haypeter und Trantenroth geplant, außerdem soll es eine Gruppenausstellung zum Thema Zeichnung geben.

Beide Galeristen bringen unterschiedliche Erfahrungen mit: Schneider hat 15 Jahre lang eine Galerie mit einem sehr anspruchsvollen Profil in Bad Godesberg geführt, Gisela Clement moderiert seit 2006 im Rahmen der MIWO-Projekte "kunstundwohnen" sowie "architekturundkunst" einen diffizilen Dialog zwischen Architektur und Malerei. Wenn auch einige Namen des neuen Programms aus früheren Projekten stammen, so soll die neue Galerie, so Schneider, keine Summe vergangener Aktivitäten und der beteiligten Künstler sein.

Das Duo versucht den Neustart mit einem "offenen Pool" (Schneider), der Schritt für Schritt erweitert werden soll. "Wir wollen keine Kompromisse machen - nichts, wo nicht beide dahinterstehen", sagt Gisela Clement und will sich zum Profil nur so weit äußern: Schönheit sei zwar kein hinreichendes Kriterium, aber willkommen. Beide streben ein "klassisches Galeriekonzept an", "wir wollen Anlaufstelle sein, das Gespräch über Kunst suchen", sagt Schneider.

Das, was jetzt in der Villa Faupel passiert, ist gewissermaßen der Probelauf für das zweigeschossige Galeriehaus, das der Bonner Architekt Uwe Schröder, Gisela Clements Bruder, in stilistischer Anlehnung an sein Haus am Cöllenhof (Endenich) neben die Villa bauen wird. 2013 soll dort Eröffnung gefeiert werden.

Kunstgaleriebonn, Lotharstraße 106; bis 18. Dezember. Di-Fr 13-18, Sa 11-15 Uhr.

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