Beethovenfest Mit Gustav Mahler kommt der Ernst des Lebens

bonn · Das Bayerische Staatsorchester unter Kent Nagano und der junge Starpianist Kit Armstrong haben ein Gastspiel in der Bonner Beethovenhalle gegeben.

 Virtuoser Interpret: Starpianist Kit Armstrong.

Virtuoser Interpret: Starpianist Kit Armstrong.

Foto: Barbara Frommann

Abschied und Untergang: So lauteten die Leitmotive, die sich Kent Nagano und das Bayerische Staatsorchester für ihr Gastspiel in der Beethovenhalle ausgesucht hatten. Umso reizvoller die Idee, mit Beethovens C-Dur-Klavierkonzert dem zweiten Abend etwas von seiner Schwere zu nehmen.

Opus 15 hat mit leidvollen Auflösungserscheinungen nichts am Hut: Das 1798 komponierte Werk knüpft an die Hörerwartungen des zeitgenössischen Publikums an, ohne auf Neues, unerhört Beethovenhaftes zu verzichten.

Ein echtes Stück gute Laune, das kaum jemand besser hätte weitergeben können als der mit unverbrauchter Spiellust und hochentwickeltem Musikverstand gleichermaßen gesegnete Kit Armstrong.

Der federnde, variable Anschlag des jungen Pianisten braucht schon im virtuosen Kopfsatz kaum Pedal, und aus dem andächtigen, aber völlig unverkitschten Thema des Largos entwickelt sich ein bezauberndes Zwiegespräch mit dem Orchester, das Nagano auf Samtpfötchen gehen lässt, um die duftigen Klanggebilde des Klaviers nicht zu erschlagen.

Mit dem ausgelassenen Allegro scherzando schließlich zaubert Armstrong selbst dem bärbeißigsten Zuschauer ein seliges Lächeln ins Gesicht, wenn er etwa ein übermütiges Seitenthema mit frechen Akzenten in puren Jazz verwandelt.

Der Ernst des Lebens folgt nach der Pause: In unerbittlichen 80 Minuten setzt sich Gustav Mahler mit den letzten Dingen auseinander, und Kent Nagano gelingt es, den Weltschmerz herauszustellen, ohne durch Überzeichnung noch eins draufzusetzen.

Transparenz und Balance sind seine obersten Maximen, so dass auch ein rauschendes Tutti stets durchlässig bleibt für instrumentale Nuancen. Klar wird jedes einzelne der vielen motivischen Details ausformuliert; keines tritt über Gebühr in den Vordergrund.

Lustvoll karikiert das Orchester den volkstümlichen Ländler, und auch wenn einzelne Bläserstimmen noch genauer aufeinander ein- und abgestimmt sein könnten, führt Nagano den großen Apparat auch nach turbulenten Passagen synchron ins Ziel.

Sattem Geigenwohlklang im Kopfsatz steht am Ende ein unglaublich zartes, aber leuchtendes Streicher-Pianissimo gegenüber, bevor alles im Nichts versinkt.

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