Maxi Schafroth gewinnt den Prix Pantheon Vom Traktor auf die Comedy-Bühne

Bonn · Wenn man so wie Maxi Schafroth (Jahrgang 1985) auf einem Bauernhof im Allgäu groß geworden ist - "in einer Gegend, wo die Leute hauptsächlich Mercedes Baujahr 1982 bis '84 fahren, vorzugsweise in Grün oder Braun" - dann hatte die Vorstellung, eines Tages einen Kabarett- und Kleinkunstpreise in Händen zu halten, seinerzeit doch noch recht viel Utopisches an sich.

Das wird sich am 15. Juni ändern, wenn ihm bei der Prix Pantheon Gala im Beueler Brückenforum die Trophäe überreicht wird. Bis dahin tut es einstweilen die Urkunde der Jury, die Schafroth zum Finale des zweiten Wettkampftages am Mittwoch von Pantheon-Chef Rainer Pause entgegennahm. Mit dabei sein Bühnenpartner Markus Schalk (Jahrgang 1982), ohne dessen Gitarre laut Schafroth "gar nichts geht".

"Frühreif und Verdorben" darf er sich jetzt nennen. Er überzeuge mit seiner Natürlichkeit, mit Leichtigkeit und Spielfreude; so heißt es in der Begründung. Klingt zwar ein wenig nach Fußball, aber so gesehen hatten die Zuschauer, die dem Pantheon den Vorzug vor dem BVB gegeben haben, ja schließlich auch einen schönen Abend.

Begonnen bei Sarah Hakenberg, die im roten Neckholder-Kleid die zweite Runde des satirischen Wettstreits eröffnet und demonstriert, wie sich die typischen Gesten des deutschen Schlagers wohl auf die politische Bühne übertragen ließen. Das ist nett, ausgezeichnet ist es nicht. Auch Anton Grübener, mit Menjou-Bärtchen und singender Säge von Haus aus eher traditionell unterwegs, setzt in der Auseinandersetzung mit seiner Katze zwar interessante Akzente, aber an Schafroth reicht es nicht heran.

Da hätte "Daltons Orckestrar" schon bessere Karten gehabt. Die vier Herren aus dem Sauerland interpretieren "J'taime" als Kammermusikstück für Klarinette, raunen im gregorianischen Chor, um direkt danach als Klezmorim das Tempo um gefühlte 100 Stundenkilometer zu steigern. Ob Walgesang oder Winnetou auf der Balalaika: Einfallsreichtum, gepaart mit musikalischem Können und Selbstironie bieten mit Sicherheit genug Stoff für einen ganzen Abend, auch vor dem von gutem Kabarett verwöhnten Bonner Publikum.

Was sich von Martin Zingsheim aus Köln so leider nicht sagen lässt. Zu hektisch und zu oberflächlich, die Auswahl der Themen nicht besonders geglückt. Sind es doch die, die derzeit landauf, landab veralbert werden. Nein, wir wollen jetzt nichts mehr hören von gefälschten Doktorarbeiten ("das ist ja Schavansinn") und ehemaligen Bundespräsidenten (lupus est homo homini, non homo = der Mensch ist dem Menschen ein Wulff). Und das wird auch nicht besser dadurch, wenn man selbst über die eigenen Gags lacht, nur weil die anderen es nicht tun.

Auch Kirsten Fuchs hat einen eher holprigen Start, indem sie sich mit ihrem Buch auf die Bühne stellt und verkündet: "Ich habe vier Geschichten mitgebracht, und die lese ich jetzt mal." Punktum. Na dann, bitteschön. Doch so wacklig sie beginnt mit "Ich und Outdoor", so stark endet sie mit ihrem Monolog einer Berliner Hausfrau, die ihren 1946 heimkommenden Ehemann mit einem Wortschwall ohne Punkt und Komma empfängt.

Das ist wie Lienenlükes Lied vom Vorabend eine der Perlen, die zwischen den Scheinwerfern schimmern. Die man entdecken und für sich aufheben kann ... aber nicht muss. Bevor der Abend mit dem Duo Hortkind ein herrlich schräges Ende nimmt.

Edd & Lefou alias Steffen Lemke und Nils Helmuth zeigen, was sie unter Visual Comedy verstehen; so übermütig und auch so biegsam, dass man Lust hätte, sie in die Ära des Stummfilms zu bugsieren und sich zu Klaviermusik von ihnen die Sorgen vertreiben zu lassen. Auch wenn es diesmal keinen Prix dafür gab. Der Publikumspreis "Geklatscht & Gevotet" wird leider erst wieder zur Gala verkündet.

Das Voting beginnt am 19. Mai. Sendetermine sind bis 9. Juni jeweils sonntags, 23.15, Uhr im WDR Fernsehen; am 19. und 20. Mai, jeweils ab 20.05 Uhr, auf WDR 5. Abgestimmt wird unter www.prixpantheon.wdr.de. Die Gala am 15. Juni ist ausverkauft, aber am selben Abend zeitversetzt ab 21.45 Uhr zu sehen und ab 22.05 Uhr zu hören.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Daniel Johannes Mayr dirigiert das Beethoven
Neue Musik zwischen Wohnwagen
Beethoven Orchester im BaseCampNeue Musik zwischen Wohnwagen
Zum Thema
Aus dem Ressort