Lucia Polansky im Gärtnerhaus Wie ein Besuch in der Pathologie

BONN · Auf den ersten Blick vermittelt das sofort Neugier und Distanz auslösende Solodebüt von Lucia Polansky den einprägsamen Eindruck eines naturwissenschaftlichen Archivs mit Anflügen eines pathologischen Institutes.

 Anmutung von Innereien: Lucia Polanskys Objekt.

Anmutung von Innereien: Lucia Polanskys Objekt.

Foto: Galerie

Eine mehr oder weniger deutlich an organische Innereien wie Gedärme oder Gehirnwindungen sowie an florale und vegetabile Motive erinnernde Formenwelt verrät jedoch bald, dass hier eine Bildhauerin am Werke ist, die auf stille Provokation, Irritation und vor allen Dingen jedoch auf formale Neulanderoberungen setzt.

In ihrer außergewöhnlichen Installation "Urmund" paraphrasiert die 1976 in Sigmaringen geborene, an der Alanus Hochschule examinierte Bildhauerin ein mannigfaltiges Ensemble biologischer Modellformen und naturverankerter Basisprozesse.

Die aus im Wesentlichen aus Viskosewatte und Polyamid bestehenden, handgenähten Gebilde sind wirksam inszeniert auf antiken Koffern, Tischen oder als gigantische Wandobjekte ("Heteractel aurora"). Die meist oval zulaufenden Formenkörper enden oder beginnen mit dem Phänomen "Urmund", eine gleichsam elastische Zone, die das organische Urprinzip des Öffnens und Schließens vertritt.

Geweckt werden hierdurch etwa Vorstellungen von archaischen Vorgängen wie Nahrungsaufnahme, Verdauungssystemen, Geburt oder von sich weitenden und verengenden Blütenkelchen. Auch das sich ein- und ausschaltende Unbewusste schwingt mit in einer konzentrierten Formsprache, die flüchtig an Louise Bourgeois denken lässt.

Info: Kurfürstliches Gärtnerhaus, Beethovenplatz, bis 27. März. Di - Sa 14 bis 18 Uhr.

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