Kritik WDR: Sender hat Bevölkerung ausreichend vor Flut gewarnt

Köln · Der Intendant des Westdeutschen Rundfunks (WDR), Tom Buhrow, hat den Sender gegen Kritik verteidigt, die Bevölkerung nicht ausreichend vor der Flutkatastrophe Mitte Juli gewarnt zu haben.

 Tom Buhrow, Vorsitzender der ARD.

Tom Buhrow, Vorsitzender der ARD.

Foto: dpa/Jan Woitas

Bereits am Morgen des 12. Juli habe der WDR auf den bevorstehenden Starkregen hingewiesen und am Tag darauf die Unwetterwarnungen in seinen Programmen weitergegeben, sagte Buhrow bei der öffentlichen Sitzung des WDR-Rundfunkrats am Mittwoch in Köln. Er wies auf eine enorme Herausforderung während der Katastrophe hin.

Im Juli hatte der WDR nach Kritik an seiner Unwetter-Berichterstattung Fehler eingeräumt. Als sich die Lage ab spätestens dem Abend des 14. Julis dramatisch zugespitzt habe, habe man zwar mehrfach ausdrücklich vor Lebensgefahr in bestimmten Gegenden gewarnt und lokale Warnmeldungen der Behörden redaktionell verarbeitet, hieß es in einer WDR-Erklärung vom 22. Juli: „Nach sorgfältiger Prüfung hätte dies in der Nacht engmaschiger passieren müssen, zum Beispiel mit einer durchgehenden Sondersendung bei WDR 2.“

Insgesamt seien 153 Reporterinnen und Reporter an 143 Orten unterwegs gewesen, teilte Buhrow weiter mit. Er räumte gleichzeitig erneut ein, dass es ein Fehler gewesen sei, in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli die Übernahme des ARD-weiten Programms bei WDR2 aufgrund des „hohen Symbolwerts“ der Hörfunkwelle nicht durch ein eigenes Programm ersetzt zu haben. Der WDR hatte nach der Kritik an seiner Berichterstattung bereits eine „Task-Force“ eingerichtet, die ein neues Onlineangebot vorbereiten soll.

Programmdirektor Jörg Schönenborn ergänzte, dass die Bevölkerung frühzeitig vom WDR gewarnt worden sei. „Aber was uns nicht gut gelungen ist: in dieser Nacht die nächste Eskalationsstufe zu erkennen“, sagte Schönenborn. Dass zwar alle sechs WDR-Wellen jeweils zur halben und vollen Stunde das übernommene ARD-Programm für Nachrichten unterbrachen, habe es bis dahin noch nie gegeben. Leider sei aber nicht die Schlussfolgerung getroffen worden, sich ganz auf die Berichterstattung zur Flutkatastrophe zu konzentrieren.

Schönenborn erläuterte außerdem, dass es in jener Nacht eine dreistellige Zahl von Warnmeldungen aus den Gemeinden gegeben habe, die jedoch in der Summe ein widersprüchliches Bild ergeben hätten. Der WDR habe sich auch an die Landesleitstelle des nordrhein-westfälischen Innenministeriums gewandt. Aber der Katastrophenschutz sei lokal organisiert. „Es gab niemanden, der den Überblick hatte“, sagte Schönenborn.

(epd)
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